
"Ich war total geschockt und konnte es kaum fassen", erinnert sich Anette Heßdörfer. An einem Sonntagmorgen Anfang Mai war sie wie gewohnt in ihren großen Garten an der Eußenheimer Straße von Karlstadt gegangen und hatte die Bescherung gesehen. Eigentlich hatte sie fast nichts gesehen, denn ihre zwölf Gießkannen, die dort seit einiger Zeit für fröhliche bunte Laune sorgten, waren bis auf eine verschwunden.
Wie schon berichtet, hatte Heßdörfer nach einer überstandenen Erkrankung einige Gießkannen in leuchtenden Farben für ihren Garten geschenkt bekommen und diese zusammen mit weiteren zu einem munteren Ensemble in wechselnder Anordnung aufgestellt. Freunde, Verwandte und auch Passanten erfreuten sich gleichermaßen an diesen besonderen Installationen.
In der Nacht des ersten Maisamstags müssen Unbekannte über ein Nebentor eingedrungen sein und die Gießkannen über den Zaun geworfen haben. Eine davon lag kaputt auf der Wiese. Auf der Seite der Eußenheimer Straße fanden sich noch drei Ausgießer. Ob es nur ein Dummerjungenstreich war oder bösartige Absicht, lässt sich nicht nachvollziehen, so Heßdörfer. Auf eine offizielle Anzeige hat sie verzichtet, schließlich ist der materielle Verlust nicht übermäßig schlimm, um so mehr aber die schmerzliche Erfahrung.
Doch auch in dieser üblen Tat steckt noch ein positiver zwischenmenschlicher Lichtblick. Die Kannenbesitzerin postete das Ereignis auf Whatsapp und erfuhr eine unerwartete Resonanz: "Es verbreitete sich wie ein Lauffeuer – sogar ein Würzburger Radiosender hat davon erfahren", erzählt sie. Nach kaum einer Woche kam die erste konkrete Reaktion: Unvermittelt standen eines Morgens zwei neue Kannen mit einem Kärtchen vor dem Haupttor, Freunde brachten weitere vorbei, eine kam sogar per Post. Am Muttertag vervollständigte dann Anettes Mutter die Sammlung, so dass jetzt wieder zwölf Gießkannen in verschiedenen Formationen auf der Wiese stehen. Heßdörfer ist noch immer bedrückt über den Vorfall, aber jetzt auch sehr froh über die herzliche Anteilnahme ihrer Mitmenschen.