
Zu einem Kehraus hatte das Aktionsbündnis der im Frammersbacher Gemeinderat vertretenen Parteien für den Montagnachmittag aufgerufen. Nach Zählung der Polizei waren 90 Frammersbacherinnen und Frammersbacher zu der symbolischen Putz-Aktion hinter das Rathaus gekommen. Dort hatten Gegner und Kritiker der Corona-Impfung und der Einschränkungen zum Infektionsschutz am Sonntag demonstriert. Sprecher Werner Friedel informierte die Versammelten am Montag, dass mit der Aktion der Platz symbolisch "von den falschen und letztlich lebensgefährlichen Behauptungen" gereinigt werden soll.
Wie Wolfgang Rüppel eingangs erläuterte, hatte das Landratsamt für die genehmigte Versammlung wie auch am Sonntag Mund-Nasenschutz und Abstandhalten vorgeschrieben. Außerdem durften die Besen haushaltsübliche Maße nicht überschreiten. Verstöße gegen diese Regeln gab es nach Polizeiangaben nicht.
Werner Friedel nannte es ungeheuerlich, dass von den "sogenannten Querdenkern" die Millionen Menschen, die infolge von Covid-19 gestorben sind, kleingeredet oder sogar ganz abgestritten werden. Für das Aktionsbündnis sagte er: "Jedes Hinauszögern einer Impfung erhöht das Risiko eines schweren Krankheitsverlaufs mit möglicherweise tödlichem Ausgang." Die Entscheidung gegen eine Impfung bedeute eine große Belastung der Solidargemeinschaft. Die Mitglieder des Aktionsbündnisses seien offen für Menschen mit Fragen und Zweifeln, nicht jedoch für Anhänger rechtsextremer Gruppierungen.
Rüppel erinnerte an das Aufkommen des HI-Virus
Joachim Rüppel, der laut Veranstalter als UN-Mitarbeiter weltweit unterwegs war, erinnerte an das Aufkommen des HI-Virus Anfang der 1980er-Jahre. Auch damals sei Misstrauen gesät worden. Durch die Entwicklung und den Zugang zu Medikamenten könnten Aids-Kranke heute gerettet werden. Wichtig sei bei HIV wie bei Corona, dass Menschen weltweit Zugang zu Medikamenten und Impfung haben. Die Solidargemeinschaft dürfe nicht in Frammersbach enden.
Beten um Einheit und ein friedliches Miteinander stand im Mittelpunkt der Andacht, die gleichzeitig mit der Demonstration am Sonntag in der St.-Bartholomäus-Kirche gehalten wurde. Wie Pfarrer Michael Schmitt auf Nachfrage der Redaktion mitteilte, war der Wunsch aus den Reihen des Aktionsbündnisses gekommen und bei ihm auf offene Ohren gestoßen. Nach Rücksprache mit dem Pfarrgemeinderat sei die Andacht als Alternative angeboten und gut angenommen worden. Rund 100 Menschen hatten sich in der Kirche versammelt.
Schmitt berichtet von einigen positiven Rückmeldungen, auch von Menschen, die der Kirche eher fern stehen. Zum Miteinander gehört für Schmitt, auch Menschen, die in der aktuellen Pandemie-Situation Not, Ängste und Zweifel erleben, einzubinden. Bei den Fürbitten sei ein bunter Reigen von Menschen angesprochen worden, so Schmitt. Der in der Andacht dargestellte Regenbogen sei in vielerlei Hinsicht ein passendes Symbol gewesen.
Danke!!!
Daran sollten sich die Stadt- und Gemeinderäte in den anderen betroffenen Städten und Gemeinden ein Beispiel nehmen.