Es war wie gehabt: Im Rahmen seiner Europatournee machte der St.-Daniels-Chor aus Moskau am Mittwoch zum wiederholten Mal Stopp in der BKH-Kirche St. Elisabeth und zog rund 100 Zuhörer in den Bann. Das Quartett brachte musikalische Perlen an sakralen Gesängen, russischen Volksliedern und Balladen zum Vortrag. Er gedieh zum Wechselspiel von Temperament und Mystik. Letztere mag sich in der Fremdartigkeit orthodoxer Liturgie begründen, die gepaart mit der russischen Sprache einen feinen Nerv westlicher Gemüter trifft.
Der Chor besteht aus ausgebildeten Sängern, von denen jeder einzelne über ein enormes Stimmvermögen verfügt. Es reicht vom tiefen Bass und tragenden Bariton des künstlerischen Leiters und Moderators Vladislav Belikov über die hohen Spitzen der Tenöre Aleksander Borodeko und Aleksej Burmistrov bis hin zu bejubelten Soli des Zweiten Basses Kyrill Kapatschinskij.
Stimmgewaltig, hoch emotional, manchmal in fremdartig anmutender Harmonik ließen sie das „Mariengebet“ zu Ehren der Gottesmutter erklingen, deren Himmelfahrt am Mittwoch in der orthodoxen Kirche gefeiert wurde. Danach Bachs „Ave Maria“, das Sergej Wassiljewitsch Rachmaninow (1873-1943) als traditionelles Gebet der orthodoxen Kirche komponiert hat. Ihm folgten ein ehrfürchtiges „Vater unser“ und Dmitri Stepanowitsch Bortnijanskys „Ich bete an die Macht der Liebe“, das bis heute Teil des Großen Zapfenstreichs ist.
Nach einer Stunde Vortrag gestaltete Solist Belikov den orthodoxen Segenswunsch „Auf viele Jahre“. Bravo, er kam an! Und dann drehte das Quartett unter donnerndem Applaus auf: „Kalinka“, das temperamentvolle Volkslied um die Herz- oder Glasbeere. Komponiert hat es 1860 Iwan Petrowitsch Larionow.
Anfang Dezember kommt der St.-Daniels-Chor zu einem Weihnachtskonzert nach St. Elisabeth.