Aus Hamburg kam am Sonntag der Hochschuldozent und Fachmann für historische Aufführungspraxis Gerhart Darmstadt nach Homburg. Gemeinsam mit Michael Günther stellte der renommierte Cellist bei zwei Konzerten Kammermusik von Georg Philipp Telemann (1681-1767) vor.
Dazu hatte Günther ein Tafelklavier aus der Thüringer Werkstatt von Johannn Heinrich Harass aus der Mitte des 18. Jahrhunderts in den Stucksaal des Gebsattel-Schlosses gebracht. Dieses "Pantaleon", das als Tasteninstrument nach dem deutschen Pianisten Pantaleon Hebenstreit benannt wurde, verfügt über ein heute ungewöhnliches Klangbild ähnlich einem Hackbrett. Die Saiten können dynamisch angeschlagen, klingen aber mangels Dämpfung lange nach. Es ergibt sich ein weicherer, leicht diffus wirkender Klang. Dieser komme nach der strengen Barockzeit der empfindsameren Auffassung im Rokoko näher.
Dass dies gut zum ausgesprochen umfangreichen, in allen Musikgattungen angesiedelten und melodiös kreativen Werk des Hamburger Director Musices passt, vermittelte Günther bei zwei Fantasien (d-Moll und g-Moll) für das Clavier. Gerhart Darmstadt erklärte die besondere Spielweise seines fünfsaitigen Barockcellos und gab Hinweise zum Verständnis der vorgestellten Telemann-Kompositionen. Der Barockmeister hatte unter anderem geschickt eine eigene Musikzeitung zur Verbreitung der eigenen Schöpfungen zu nutzen verstanden.
Die vier Sätze der Sonate D-Dur für Violoncello und Basso Continuo belegten einen wachsenden Anspruch an die Virtuosität damaliger Musiker. Vor allem das bewegende interpretierte Largo hinterließ Eindruck beim Publikum.
Eine musikalische Burleske für Cembalo hatte Telemann nach Motiven des populären Romans Don Quixote geschaffen. Michael Günther entdeckte dazu eine Bearbeitung des Kapellmeisters Fortunato Chelleri zum Amüsement des damaligen Würzburger Schönborn-Hofs. In einer Bearbeitung für Pantaleon und Cello machte sich das Duo Günther und Darmstadt auf zur musikalischen Erzählung über den Kampf des skurrilen Ritters von der traurigen Gestalt gegen die Windmühlen im Galopp auf seinem klapprigen Pferd Rosinante und begleitet von seinem gewitzten Schildknappen Sancho Panza. Die großartige historische Unterhaltungsmusik endet im Schlaf und Traum des Titelhelden.
Um 1739/40 veröffentlichte Telemann seine Sonatensammlung Essercizii Musici als sein letztes Werk im Eigenverlag. Im Homburg erklang daraus das Solo e-Moll, ursprünglich für Viola da Gamba und Basso Continuo. Gerhart Darmstadt führte das Publikum in die spirituellen Gedanken und Empfindungen ein, die er zur Interpretation der vier Sätze nutzt. Dabei beeindruckte die Arie ohne Worte des dritten Satzes tief, die nochmals den gesanglichen Charakter vieler Telemann-Werke zu betonen vermochte.
Das Publikum dankte in beiden Vorstellungen gleichermaßen mit großem Applaus und durfte sich über einen Ausblick auf kommende gemeinsame Konzertprojekte in Schloss Homburg als Zugabe freuen.