
Nach der Neugründung der Städtischen Musikschule Marktheidenfeld wurde am Samstag erstmals ein Frühlingskonzert in der Aula der Staatlichen Realschule präsentiert. Damit trat die Veranstaltung unter fachkundiger Moderation des Leiters Mike Bräutigam an die Stelle der Benefizkonzerte des Akkordeonorchesters des bisherigen Musikinstituts.
Was der Wandel zur Musikschule gerade instrumental bedeutet, wurde schon durch die anspruchsvollen, zeitgenössischen Vorträge mit "Get it" (Gene Koshinski) oder "Grab it!" (Jacob ter Veldhuis) von Sofia Fuss und Oliver Schwab an Saxophon und Schlagwerk deutlich. Die beiden Musiker ergänzen seit jüngster Zeit das Team der qualifizierten Dozenten. Der "Blues for Gilbert" von Mark Glentworth brachte mit dem Vibraphon eine besonders feine Nuance der inneren Versammlung zu Saxophonklängen ins Spiel.

Bürgermeister Thomas Stamm umriss vor rund 300 Gästen die Entwicklung der musikalischen Ausbildung bei der Stadt und konnte mit Alexandre und Vincent Gault, Hans Gorencic und Linus Schieder sowie Anna Hartman und Fabienne Jesberger erfolgreiche Schülerinnen und Schülern für ihre besonderen Erfolge bei Landeswettbewerb "Jugend musiziert" beglückwünschen. Besonders geehrt wurde Professorin Dr. Alma Flammersberger, die seit nunmehr 30 Jahren für eine außergewöhnliche Ausbildung am Akkordeon sorgt.
Das kleinste Musikensemble besonders im Mittelpunkt
Das Programm rückte das Duo als kleinstes Musikensemble besonders in den Mittelpunkt. Dafür standen die Wettbewerbsbeiträge der jungen Musiker. Alexandre (Schlagzeug) und Vincent Gault (Akkordeon) luden zu einem munteren Ausflug an den Strand in vier Sätzen von Ronny Fugmann ein. Hans Gorencic (Klarinette) und Linus Schieder (Akkordeon) interpretierten "Das Alte Schloss" aus Modest Mussorgskis lautmalerischer Komposition "Bilder einer Ausstellung".

Einen feurig-leidenschaftlichen und zugleich geschmeidigen Tango von Mareike Lenz hatten Anna Hartmann und Fabienne Jesberger auf Violine und Akkordeon zu bieten. Alma Flammersberger (Akkordeon) lud mit der professionellen Violinistin Gisela Schneider zu einem virtuosen Ausflug mit Gorka Hermosas Werk "Brehme" in die keltiberische Tradition und Rhythmik des Baskenlandes ein.
Der Leiter der Musikschule, Mike Bräutigam, kam beim Auftritt des Auswahlensembles "Akkordeonissimo" unter Leitung von Alma Flammersberger auf den aktuellen Krieg in der Ukraine zu sprechen, stand doch mit einem flotten "Russischen Tanz" ein Stück von Pjotr Iljitsch Tschaikowski auf dem Programm. Musik und Kultur hätten seit jeher Menschen zueinander geführt, wofür letztlich eben auch das europäische Werk des Petersburger Meisters stehe.
"Melodia" des ukrainischen Komponisten Myroslaw Skoryk
Mit der "Melodia" des ukrainischen Komponisten Myroslaw Skoryk und den einfühlsamen Geigenklängen von Gisela Schneider bekundeten die Musiker gefühlvoll ihre Sympathie. Ian Watsons musikalische Bitte um Frieden, die nach einem Besuch der Normandie entstanden war, nährten den Wunsch auf ein baldiges Ende des Kriegs.
Mit dem Akkordeonorchester trat am Ende das größte Ensemble des Abends unter Leitung von Alma Flammersberger sowie rhythmischer Schlagwerk-Begleitung von Oliver Schwab und Oliver Trahndorff auf die Bühne. Es entspann sich eine einladende Reise über Kontinente und durch die Zeit. Bearbeitungen des Queen-Hits "The Show Must Go On" oder des Jazz-Klassikers "Birdland" des Österreichers Joe Zawinul mit bemerkenswertem Solo von Sofia Fuss am Saxophon gerieten zu populären Höhepunkten an diesem Abend.
Das Programm endete mit der besonders emotionalen Komposition des Deutsch-Iraners Ramin Djawadi zur Fantasy-Fernsehserie "Game of Thrones". Das vielseitige Programm hatte die freudig applaudierenden Gäste in seinen Bann gezogen. Es überzeugte vor allem durch zeitgenössische Qualitäten, belegte den Fortschritt an der neuen städtischen Musikschule und ließ auf weitere bewegende Konzertereignisse aus deren Reihen hoffen.
