
„Geschichten erzählen“ – Storytelling – war das diesjährige Thema des „Europäischen Tages der Jüdischen Kultur“. Der Förderkreis Ehemalige Synagoge Laudenbach lud deshalb zu einem Benefizkonzert der beiden Karlstadter Künstler Maria Hussong (Violine) und Philip Hahn (Klavier) in die voll besetzte Synagoge ein. Über 100 interessierte Zuhörer fanden den Weg nach Laudenbach.
Der Vorsitzende des Förderkreises Georg Schirmer wies in seiner Einführung darauf hin, dass dieses Konzert in mancherlei Hinsicht etwas ganz Besonderes darstelle. Das Gebäude blicke mittlerweile auf ein mindestens 350-jähriges Bestehen zurück (erste Erwähnung 1667) und könne selbst sehr viele Geschichten erzählen. Dem Förderverein liege es am Herzen, das historische Erbe der jüdischen Gemeinde Laudenbach nicht nur zu erhalten, sondern der Synagoge durch eine lebendige Nutzung wieder eine Würde zu geben.
Maria Hussong und Philip Hahn wählten zum Thema „Geschichten erzählen“ fünf Komponisten aus: Von Johann Sebastian Bach (1685-1750) erklang die Sonate I für Violine als solo BWV 1001. Mit intensivem Ton und meditativer Ruhe gestaltet Maria Hussong die viersätzigen Wunderwerke, die als Prüfstein für jeden ambitionierten Geiger gelten. Die Sonata e-Moll für Violine und Basso continuo BWV 1023 spielte sie überaus spannend und kraftvoll.
Als kosmopolitischer Russe war Igor Strawinsky (1882-1971) einer der bedeutendsten Komponisten des 20. Jahrhunderts. Bekannt wurde er im Jahr 1940, als Walt Disney und seine Künstler die Musik aus „Le Sacre du Printemps“ in der Schöpfungs- und Dinosaurier-Sequenz in Bilder umsetzten. Die Besucher hörten von ihm „Chanson russe“ von 1937.
Von Peter Tschaikowsky (1840-1893) erklang das Konzert für Violine und Orchester (Klavier) D-Dur op. 35 aus dem Jahr 1878, und von Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) das Stück „Rondo“ aus der Haffner Serenade. Mozart komponierte es zum Tod eines Freundes, es gehört zu den bedeutenden und bekenntnishaften Einzelstücken Mozarts.
„Das Liebesleid“ von Fritz Kreisler (1875-1962) bekannt aus dem Film „Schindler's Liste“, und das Praeludium und Allegro im Stil von Gaetano Pugnani vollendeten das Konzert.
Maria Hussong ist eine wahre Meisterin auf ihrem Instrument, sie spielt ebenso kraftvoll und mitreißend wie zart und feinfühlig bis in die höchsten Lagen. Die Begleitung auf dem Klavier von Philip Hahn unterstreicht dabei dezent und zurückhaltend das Spiel der Violine.
Mit einer Zugabe von Dmitri Schostakowitsch, Walzer Nr. 2, endete das Konzert. Die beiden Künstler wurden mit viel Applaus belohnt. Maria Hussong und Philip Hahn spielten ohne Gage. Die Spenden kommen der Arbeit des Förderkreises zugute.
Georg Schirmer bedankte sich bei den beiden Künstlern und freute sich über die zahlreichen Besucher. Manche von ihnen nutzten die vor dem Konzert stattfindende Führung in der Synagoge und der Mikwe, um sich vorab zu informieren, viele Besucher blieben nach dem Konzert, um bei einem Schoppen und anregenden Gesprächen den Sommerabend vor der Synagoge zu genießen.