Viel wird dieser Tage über Europa und christliche Werte geredet und geschrieben. Aber Glaube, Liebe und die Musik seien es, die Menschen einander wirklich näher brächten, meinte am frühen Sonntagabend der katholische Dekan, Pfarrer Hermann Becker, bei seiner Begrüßung. Rund 250 Gäste waren in die St.-Laurentius-Kirche in der Altstadt gekommen, um ein besonderes Konzert mitzuerleben.
Die Katholische Kantorei hatte den Chor Mélimélodies aus der französischen Partnerstadt Montfort sur Meu zu Gast. Die mehrtägige Begegnung fand in einem gemeinsamen Auftritt unter Leitung von Béatrice Girot und Hermann Grollmann ihren musikalischen Höhepunkt. Am Konzert wirkte auch die Kirkside Pipes and Drums Band mit Ludwig Brod, Bernhard Schwab, Siegfried Kramlehner (Bagpipes) und Markus Brod (Trommel, Schlagzeug) sowie die Instrumentalisten Tim Jäger (Bass), Jens Breunig (Gitarre) und die Gesangssolistinnen Simone Sommer, Kerstin Mayer und Antonia Mayer mit.
Von Spiritual bis Jazz
Auf dem Programm stand ein vielfältiger Reigen von Chorwerken beginnend in der Renaissance bis hin zur Gegenwart. Viele Epochen und Stile waren zu hören von klassischen Vokalsätzen und Kirchenliedern über Folklore und Spiritual bis hin zu Jazz oder Filmmusik. Dabei zeigten die Chöre im Wechsel ihr Können und wurden von ihren beiden Leitern immer wieder auch zu einem großen, gemeinsamen und harmonischen Gesamtklang vereint.
Dies gelang schon beim programmatischen Auftakt mit Hermann Grollmanns Werk „Komm herüber nach Europa“, dem swingenden Jazz-Standard „Sing, Sing, Sing“ (Louis Prima) oder dem lautmalerischen „Canon des Scats“ (Pierre-Gérard Verny). Ein erster Schwerpunkt des Konzerts lag auf Kompositionen von Wolfgang Amadeus Mozart. Aus den präsentierten Klangfarben der „Sechs Nocturnos“ hatte die Canzonette „Luci care, Luci belle - Liebe Augen, schöne Augen“ den Titel des Abends vorgegeben.
Nach diesen eher zarten Chorwerken, setzte die Kirkside Pipes and Drums Band bei dem Stück „Highland Cathedral“ mit den Bordun-Tönen ihrer Dudelsäcke einen gewaltigen Kontrapunkt. Sie brachten damit ein Stück keltischer Tradition ins Spiel, die den Gästen aus der Bretagne vertraut ist.
Mit drei Solistinnen präsentierte die Kantorei den hymnischen Song „When You Believe“ (Stephen Schwarz) aus dem Trickfilm „The Prince of Egypt“ und große Gefühle kamen auch beim Lied „Cerf-volant“ (Bruno Coulais) aus dem Film „Die Kinder des Monsieur Mathieu“ zum Tragen. Mélimélodies setzte zunächst in kleineren Stimm-Ensembles zart mit dem Madrigal „Your Shining Eyes“ von Thomas Bateson (1579-1630), dem Tango „El día que me quieras“ (Carlos Gardel) und dem mazedonischen Volkslied „Sto mi e milo“ fort.
Wechsel der Stimmen und Chöre
Mit einem weiteren Klang- und Rhythmuswechsel überraschte das Spiritual „Gospel Train“ der Kantorei, der mit Manuel Schienkes modernem Pop-Gospel „Jesus is the Solid Rock“ fortgeführt wurde. Gemeinsam und im Wechsel der Stimmen und Chöre waren danach Giovanni Gastoldis (1556-1622) beliebtes Tanzlied „An hellen Tagen“, das ebenso tänzerische und von Trommelschlägen begleitete „Tourdion“ von Pierre Attaignant (1494-1551) und das Orlando di Lasso (1532-1594) zugeschriebene Madrigal „Mon Coeur se recommande a vous“ zu hören.
„An Irish Blessing“ - die „Irische Segenwünsche“ führten zum Finale über. Das englische Kirchenlied „Amazing Grace“ brachte es zu Weltruhm und in vielerlei populären Interpretationen geradezu zu Hit-Charakter. So konnten beide Chöre ohne Weiteres gemeinsam mit den Konzertbesuchern und zur Begleitung der Dudelsäcke am Ende in ein unvergessliches Bekenntnis zu Glaube und Freiheit einstimmen konnten.