
Es dauerte kaum eine Viertelstunde, bis beim Konzert des "NewLifeGospel Choir" die ersten Besucher aufstanden, im Rhythmus der Musik mitschwangen und sogar zu tanzen begannen. Mit fünf Sängern und vier Musikern war zwar nur eine zahlenmäßig abgespeckte Version des Chors in den Pfarrgarten von St. Johannis gekommen, aber denen gelang es im Handumdrehen, die eigene Begeisterung für ihre Musik auf die Gäste überspringen zu lassen. Im traumhaft schönen Ambiente des parkähnlichen Geländes fand die diesjährige Reihe "Musik in historischen Häusern und Höfen" einen großartigen Abschluss.
"Rock my Soul"," O Happy Day" und "Glory Halleluja". Natürlich ließ der "NewLifeGospel Choir" in seiner Literaturauswahl auch die Klassiker und die Top Ten der Gospelmusik nicht aus und erfüllte somit auch die Erwartungen ihres Publikums, das einfach wieder eine Musik hören wollte, die Mut macht, zum Mittun anregt, Menschen vereint. Wenn dann die Zuhörer vor der Bühne sehr bald die Emotionen und Bewegungen der Künstler aufnahmen und für sich selbst umsetzten, war das auch gewiss nicht nur eine Maßnahme gegen die doch kühler werdende Abendluft. In jedem Fall hätte man nach der Pause getrost die bereitgestellten Stühle wegräumen können, denn setzen wollte sich kaum einer mehr.
Anfangs konnte es allerdings schon etwas überraschen, bei der Moderation oder kleinen Anekdoten dunkelhäutige Menschen mit lupenreinem rheinländischen Dialekt zu hören, schließlich aber ist ein Großteil der Truppe dort geboren und aufgewachsen. Doch das tat weder dem musikalischen Genuss, noch der Performanz den geringsten Abbruch. Die drei jungen Damen und die beiden Herren des "NewLifeGospel Choir" trugen ihre Lieder, Balladen und Rhythmen nicht nur vor, sie lebten den ursprünglichen Geist von Gospels und Spirituals auf der Bühne glaubhaft voller Hingabe und Inbrunst. Dies bewiesen sie auch in weniger bekannten, deutschen Beiträgen wie "Du bist das Licht" von Xavier Naidoo oder "Du bist unser Gott, die Quelle des ewigen Lebens".
Selbstverständlich beherrscht der Chor auch das ganze Repertoire der schwarzen Gospelmusik perfekt. Facettenreiche und ausdrucksstarke Stimmen mit hinreißenden Soloeinlagen gehen unter die Haut, ob beim zarten "Amazing Grace" oder dem beschwingten "I will follow him" aus dem Film "Sister Act". Und wenn "The Saints go marchin' in" in wildem Veitstanz über die Bühne wirbeln, rockt der ganze Pfarrgarten von St. Johannis. Wie hätten sich da wohl Andreas Bodenstein und Johannes Calvin gefühlt?