Freche Bütten mit ausschließlich heimischen Themen und meist unglaublich spritzigen Ideen sind einer der Garanten des Heßlarer Faschings. Dazu kommen noch fetzige Musikbeiträge und ansprechende Tanzdarbietungen. Das alles wird auf kleinstem Raum in beinahe schon intimer Atmosphäre serviert und wird somit Fastnacht zum Miterleben.
Einmal mehr waren die „Muppets“ einer der Knaller des Abends. Als Ärzteteam im Karlstadter Krankenhaus zeigten sie, wie das Klinikum doch rentabel werden könnte. Geschlechtsumwandlungen, Lebertransplantation („Eine neue Leber ist wie ein neues Leben!“) oder Schönheitschirurgie wären ein Alleinstellungmerkmal, so die Botschaft. Top ausgebildete Ärzte und Quereinsteiger aus dem Metzgerhandwerk stehen zur Verfügung. Dazu gab's gute Musik und selbst kleine technische Pannen konnten die Freude kein bisschen trüben.
Die Kultgruppe „Garagenbande“ war zwar diesmal auf zwei Akteure zusammengeschrumpft, aber die brachten mit ihrer „Tagesschau“ das Dorfzentrum zum Beben. Ein Navi-Fehler habe den Reisebus der Trachtenkapelle ins 11 000 Kilometer entfernte brasilianische Blumenau gelotst.
Wo Getreide nach unten wächst
Versehentlich habe ein Heßlarer Bauer einen Sack mit Saatgut am Boden aufgeschnitten, weshalb dann das Getreide nach unten gewachsen sei und wegen Karlburger Jagdmethoden, die massenhaft Rehe per Auto erlegten, kämen in Heßlar die Jäger zu kurz. Trotz allem skurrilen Geblödel, das war feines Kabarett.
Als Neuauflage der bekannten „Kuckuckseier“ boten sieben Nachwuchs-Narren mit ihrer „Eventkapelle“ teilweise recht derbe Songs mit „Musik, die klingt wie ein Darmverschluss“ über Orientierungsprobleme nach durchzechten Nächten und einem hübschen Beitrag „ti amo“ - Liebesschwüre nach 25 Jahren.
Hartwig Vollmuth und Marc Sigmund demonstrierten, wie Heßlarer Männer auf die Vorzüge des „Dermomigs“ reagieren. Wenn aber der Thermomix weder Holzscheite häckseln noch Mörtel anrühren könne, müsse man die „guided-cook-Funktion“ eben umprogrammieren.
Als verhinderter Skifahrer klagte Michael Lamprecht über Schneemangel im Winterresort Heßlar und der „Junggeselle“ Lorenz Schech erzählte über seine Versuche, eine passende Heßlarerin aufzureißen.
Mit einigem Bauchgrimmen blickten Reinhold und Petra Münch auf ihre ereignisreiche Fahrt nach Brasilien zurück. In exotischen Kneipen mussten sie frittierte Heuschrecken und „so a Zeuch ass“, und klagten heftig über „Blähungen wie d'Sau“.
Die „Tratschweiber“ Simone Kratochwil und Susanne Heller hatten sich zwar viel Arbeit vorgenommen, doch vor lauter Gerede kamen sie nicht dazu. Gepfeffert hier der vorgebliche Standardspruch aus einem angeblichen Karlburger Kochbuch: „Man leihe sich...“.
Schlagfertiger Publikumsgast
Den Schlusspunkt setzte Michael Kratochwil, der als Assessment-Manager für das Stadtmarketing Karlstadt einen Nachfolger für Dietholf Schröder suchte. Hier allerdings stahl ihm der Sitzungsgast Josef Gopp, der als Bewerber auf die Bühne genötigt wurde, mit unglaublicher Schlagfertigkeit gehörig die Schau – zur Freude des Publikums.
Eigentlich ist die kleine Bühne im Heßlarer Dorfzentrum wenig für Tanzvorführungen geeignet, doch zeigten sich die Akteure unter diesen Bedingungen in Bestform. Allen voran das junge Tanzmariechen Emily Scholz – ein echtes Tanztalent. In blau schimmernden Kostümen präsentierten sich die Mädels der Kleinen Garde als „Flieger“, die der Mittleren Garde kamen als „Matrosen“, die „Dancing Housewifes“ waren „Gladiatoren“ und die Damen der Elferratsgarde überzeugten in bunten Zirkuskostümen. Superhelden waren schließlich die Herren vom Männerballett, die als Hulk, Superman, Spiderman und Batman die Bühne sowie den Saal zum Beben brachten.
Durch das Programm führten die Sitzungspräsidenten Thomas Vollmuth und André Rauchalles, die musikalische Begleitung lag bei den bestens aufgelegten „Waikiki Beach-Floppers“. Mit dabei waren auch das Prinzenpaar Eva I. (Rauch) und Jürgen I. (Kratochwil).
An den Faschingsabenden in Heßlar sind mehr als 70 von rund 350 Einwohnern aktiv. Eine solche Quote von gut 20 Prozent erreicht wohl kaum ein anderes Dorf.