Die Stadt Lohr begehrt gegen die Regierung von Unterfranken auf. Es geht um die derzeit laufende Sanierung der Sendelbacher Mülldeponie. Die Sanierungsplanung hatte die Regierung von Unterfranken eigentlich abgesegnet, war zuletzt jedoch mit einer neuen Forderung gekommen.
Diese Forderung halten die Lohrer Stadträte jedoch für kompletten Unfug und die damit verbundenen Kosten von rund 113 000 Euro für Steuergeldverschwendung. Deswegen beschlossen sie am Dienstag mit großer Mehrheit, der Forderung der Regierung keine Folge zu leisten. Stattdessen hagelte es harsche Kritik an der Würzburger Behörde.
Die millionenschwere Sanierung der oberhalb der Straße zwischen Sendelbach und Pflochsbach gelegenen Mülldeponie befindet sich auf der Zielgeraden. Umso erstaunter war man im Lohrer Rathaus, als die Regierung jüngst mit einer völlig neuen Forderung aufwartete: Die Stadt möge doch in den Mainwiesen unterhalb der Deponie ein Wasserauffangbecken bauen. Dieses solle verhindern, dass bis zum endgültigen Versiegeln des neu profilierten Deponiekörpers mit einer Folie Regen gesundheitsschädliche Stoffe auswasche.
Es geht dabei um so genannte lipophile Stoffe, zu denen zum Beispiel Erdöl gehört. Bei einer Messung in der Schlackeschicht, mit der die Deponie überzogen wurde, lagen bei zwei von rund einem Dutzend Proben die Werte über dem Grenzwert.
Die Regierung forderte daher von der Stadt den Bau eines Beckens mit einem Fassungsvolumen von 1200 Kubikmetern. Wie der städtische Umweltbeauftragte Manfred Wirth am Dienstag den Stadträten offenbarte, würde das nur für wenige Wochen benötigte Becken 113 000 Euro kosten.
Alternativ-Vorschlag
Doch eigentlich kann man diesen Betrag schon wieder vergessen. Denn die Regierung hat es sich schon wieder anders überlegt. Es genüge, so die am Dienstagnachmittag per Fax übermittelte neue Ansicht der Behörde, wenn das Becken nur 400 Kubikmeter fasse. Alternativ sei auch eine Lösung mit Container zum Auffangen des eventuell abfließenden Wassers denkbar. Wirth zeigte sich angesichts dieses Meinungsumschwungs konsterniert: „Wir sind überfahren von der Situation.“
Deutlich schärfere Worte wählten die Redner der Fraktionen. Bärbel Imhof (Grüne) bezeichnete die Forderung der Regierung als „sinnlos“. Die Behörde habe die Planung der Deponiesanierung geprüft und abgesegnet. Das gelte auch für die Materialien, für die die Messung in zwei Fellen überschrittene Grenzwerte ergab. Umso überflüssiger sei die Forderung der Regierung, wo sich doch bei bisherigen Niederschlägen gezeigt habe, dass aus der Deponie kein Wasser in die Mainwiesen fließe.
Franz Wolf (SPD) warf der Regierung vor „rumzueiern“. 113 000 Euro für ein nur wenige Wochen genutztes Regenrückhaltebecken seien „rausgeschmissenes Geld“. Auch Brigitte Riedmann (Freie Wähler) sprach von Verschwendung von Steuergeldern – im Bewusstsein, dass die Stadt die Kosten für das Becken gar nicht selbst tragen müsste. Denn die Deponiesanierung wird vom Fonds der Gesellschaft für Altlastensanierung finanziert. Die Stadt sitzt nur mit einem fixen Betrag von gut 200 000 Euro im Boot.
Doch wie geht es nun weiter? Bürgermeister Ernst Prüße sagte in der Stadtratssitzung, dass er die Behörde aufgefordert habe, der Stadt einen Bescheid zu schicken, sobald diese Gefahr in Verzug und dringendes Handeln geboten sehe.
Neue Beratung nötig
Die große Mehrheit der Stadträte stimmte dagegen, der Forderung der Regierung Folge zu leisten. Der Umweltbeauftragte Wirth kündigte an, dass sich die Stadt mit dem Nürnberger Büro, das die Sanierung geplant hat, zu beraten. Prüße geht davon aus, dass die Regierung entweder einen neuen Bescheid verschicken oder zu Nachverhandlungen antreten werde. „Bis dahin ist die Müllhalde eventuell zu“, sagte der Bürgermeister mit Blick auf die in Kürze geplante Abdeckung mit einer Folie.