Im Zentrum der Mitgliederversammlung des Vereins MSP-Link standen neben der Vorstandswahl auch aktuelle Informationen rund um die beiden Stromtrassen SuedLink und Fulda-Main-Leitung, geht aus einer Pressemitteilung des Landratsamts hervor. Pandemiebedingt musste die Sitzung als Videokonferenz stattfinden.
Nachdem Landrätin Sabine Sitter bereits Mitte des Jahres zur Vorsitzenden gewählt wurde, hat die Mitgliederversammlung nun auch alle weiteren Vorstandsposten besetzen können und folgende Bürgermeister einstimmig in das Leitungsgremium berufen:
Stellvertretende Vorsitzende: Jürgen Lippert (Gemünden) und Robert Herold (Burgsinn);
Kassier: Sven Nickel (Rieneck);
Schriftführer: Achim Höfling (Eußenheim);
Beisitzer: Lioba Zieres (Obersinn), Franz-Josef Sauer (Arnstein), Johannes Wagenpfahl (Gräfendorf) und Martin Göbel (Karsbach).
Über den aktuellen Planungsstand der beiden Vorhaben SuedLink und Fulda-Main-Leitung informierte der im Landratsamt für die Kreisentwicklung zuständige Sebastian Kühl. Nach Abschluss der Bundesfachplanung habe für die erdverkabelte Gleichstromtrasse SuedLink kürzlich das Planfeststellungsverfahren begonnen, in dessen Rahmen der konkrete Trassenverlauf festgelegt werde. Von der vom Vorhabenträger TransnetBW vorgeschlagenen Trasse seien im Landkreis Main-Spessart vor allem Arnstein und Retzstadt, aber auch Thüngen, Zellingen und Birkenfeld betroffen. Was den Bau anbelange, so soll dieser im Regelfall in offener Verlegeweise erfolgen, an technischen Engstellen jedoch seien geschlossene Querungen mittels Bohrungen vorgesehen. Zwei besonders herausfordernde Bereiche lägen zwischen Binsfeld und Thüngen mit der Querung von Wern, Bundesstraße und Bahntrasse sowie zwischen Zellingen und Thüngersheim mit der Main-Querung.
Unter den Vereinsmitgliedern herrschte Einigkeit, sich mit Blick auf die Identifizierung der raumverträglichsten Lösung bei der Abgabe von Stellungnahmen im Zuge des anstehenden Anhörungsverfahrens eng abzustimmen.
Im Gegensatz zum Gleichstromprojekt SuedLink handelt es sich laut Sebastian Kühl bei der Fulda-Main-Leitung um eine 380-kV-Wechselstromleitung, bei der Freileitungsvorrang gelte
und eine Erdverkabelung aus technischen Gründen allenfalls in Teilabschnitten von maximal
drei bis sechs Kilometern möglich sei. Auslösekriterien für eine Erdverkabelung seien zu geringe Abstände zur Wohnbebauung sowie der Naturschutz, wobei insbesondere der dafür notwendige Bau von Kabelübergangsanlagen zu nicht unerheblichen Flächenversiegelungen führe.
Mit der Fulda-Main-Leitung sollen die Umspannwerke Mecklar, Dipperz und Bergrheinfeld verbunden werden, um nach Aussage des zuständigen Übertragungsnetzbetreibers TenneT die Versorgungssicherheit für Hessen und Bayern zu garantieren.
Leitungen nahe der ICE-Trasse
Main-Spessart könnte von dem Vorhaben insofern betroffen sein, als dass zwei von drei möglichen Strängen des kürzlich vorgeschlagenen Korridornetzes auf bayerischer Seite durch den Landkreis verlaufen. Diese potenziellen Korridore orientieren sich weitestgehend an den bereits bestehenden linearen Infrastrukturen ICE-Trasse Fulda-Würzburg, Gashochdruckloopleitung Sannerz-Rimpar sowie der bestehende 380-kV-Leitung Großkrotzenburg-Bergrheinfeld.
"Wie schon beim SuedLink haben wir uns auch in Sachen Fulda-Main-Leitung mit den ebenfalls betroffenen unterfränkischen Landkreisen Bad Kissingen, Rhön-Grabfeld und Schweinfurt unter dem Dach des Hamelner Bündnisses solidarisiert. Aus Sicht des Landkreiszusammenschlusses sind die Hintergründe für dieses Vorhaben fragwürdig. Letztlich wurde bisher in keiner Weise transparent dargestellt, worin der Bedarf an dieser Leitung besteht und ob der damit verfolgte Zweck nicht auch anderweitig und schonender erreicht werden kann", so Landrätin Sabine Sitter. Dabei stelle man die grundsätzliche Notwendigkeit des Baus von Übertragungsnetzen ebenso wenig in Frage wie die Tatsache, dass jedes Bundesland und jede Region einen besonderen Beitrag zum Gelingen der Energiewende zu leisten habe.
Region überproportional betroffen
Um die Akzeptanz in der Bevölkerung erhalten zu können, müsse die Verteilung der Lasten jedoch fair erfolgen. Dieser Solidaritätsgedanke würde mit der Realisierung der Fulda-Main-Leitung auf unterfränkischem Gebiet jedoch ausgehebelt, da die Region weit überproportional von Stromtrassen betroffen wäre.
Diesem Gedanken folgend, werde sich auch der MSP-Link gegen eine Umsetzung der Fulda-Main-Leitung in der geplanten Form positionieren. Über eine reine Blockadehaltung hinaus soll aber auch die konstruktive Auseinandersetzung mit regional angepassten Lösungsansätzen einer nachhaltigen wie sicheren Stromversorgung erfolgen.
MSP-Link
Technik durchzusetzen.