Die Kantorei St. Andreas spannte in ihrem traditionellen Jahreskonzert in der Karlstadter Stadtkirche einen weiten musikalischen Bogen von spätbarocker Musik, über Kirchenmusik der Wiener Klassik bis zur Romantik. Namengebend für das Konzert mit Chor, Collegium Vocale und Orchester war die als "Spatzenmesse" bezeichnete Missa brevis in C von Mozart.
Zum Ausklang des Andreasmarktes nahmen sich zahlreiche Besucher Zeit für eine knappe Stunde geistlicher Musik, dargeboten von hervorragenden Chorstimmen und einem ambitioniert spielenden Orchester unter der Leitung von Regionalkantor Bernhard Seelbach sowie mit der jungen Gesangssolistin Julia Schneider. Mit dem "Violinkonzert Nr. 6 in d-Moll" des fränkischen Komponisten Valentin Rathgeber (1682-1750) eröffnete das Orchester das Konzert. Solistin an der Violine war Ingrid Lengler, gleichzeitig auch Konzertmeisterin des Kantoreiorchesters. Das Violinkonzert in drei Sätzen beeindruckte mit der Leichtigkeit eines italienischen Stils à la Vivaldi. Der umfassend gebildete Rathgeber wirkte als Priester, Musiker und Komponist fast zeitlebens im Benediktinerkloster Banz.
In seiner Salzburger Zeit schuf Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) die meisten seiner geistlichen Kompositionen, darunter auch die als Spatzenmesse bezeichnete "Missa brevis in C-Dur (KV 220)". Die Messe wurde 1776 im Salzburger Dom uraufgeführt. Mozart hatte sich bei seinen Kompositionen an die strengen Vorgaben seines Dienstherrn Fürsterzbischof Hieronymus von Colloredo zu halten, seine Musik knapp zu disponieren (brevis, lateinisch: kurzgefasst), da ein Hochamt nicht länger als eine dreiviertel Stunde dauern sollte. Markant und namensgebend für das Werk ist das einprägsame Motiv eines "Spatzengezwitschers" in den Violinen im Allegro-Abschnitt des Sanctus.
Michael Haydn (1737-1806) hat eine Vielzahl geistlicher Werke komponiert. Seine Marianische Antiphon "Ave Regina caelorum" interpretierte die Sopranistin Julia Schneider, von einigen Orchestermitgliedern, zwei Violinen, Cello und Truhenorgel, begleitet. Die Sopranistin stammt aus Karlstadt und hat früher in der jungen Kantorei mitgesungen. Sie studiert derzeit in Weimar Musik auf Lehramt mit dem Hauptfach Gesang.
Einen krönenden Abschluss des Konzertes bildete das "Hör mein Bitten", eine Hymne nach Psalm 55, von Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809-1847). Das 1844 in England entstandene Anthem (englische Chorkomposition mit geistlichem Text) "Hear my prayer" fand wie andere orchesterbegleitete Chorwerke zu Psalmen von Mendelssohn-Bartholdys auf Anhieb seinen Platz auch in den Konzertsälen. Das eröffnende ausdrucksstarke Sopran-Solo sang Julia Schneider höchst anmutig und voller Ausdruckskraft. Im weiteren Verlauf trat sie in einen spannungsvollen Dialog mit dem Chor und dem Orchester. Als Zugabe setzte Dirigent Bernhard Seelbach nochmals im zweiten Teil der erbaulichen Hymne ein.
Pfarrer Simon Mayer, Präses der Kantorei, entbot der Chor zu dessen 40. Geburtstag gesungene Glückwünsche, unter Einbezug der Zuhörer sogar als Kanon gesungen.