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Aschaffenburg
Mordversuch bringt leisen Einbrecher erneut vor Gericht
Der "Fensterbohrer" kam in Franken ganz leise. Doch in seiner Anfangsphase lärmte er beim Einsteigen in ein Haus versehentlich - und brachte dessen Bewohner fast um.
Fast lautlos gelangte Einbrecher Adam M. in die Häuser - aber einmal machte der Profi Lärm und wurde erwischt. Die Hausbesitzer kostete das fast das Leben.
Foto: Symbolbild: Ricardo Reitmeyer, GettyImages | Fast lautlos gelangte Einbrecher Adam M. in die Häuser - aber einmal machte der Profi Lärm und wurde erwischt. Die Hausbesitzer kostete das fast das Leben.
Manfred Schweidler
 |  aktualisiert: 11.12.2019 21:31 Uhr

Adam M. ist kein Amateur-Einbrecher. Die schlagen vielleicht eine Scheibe ein und greifen das erstbeste, um an das schnelle Geld  zu kommen. Adam war ein fast lautloser Profi. Sein Können erstaunte Fahnder so, dass sie sogar einen Lehrfilm mit ihm drehten, nachdem sie ihn im Frühjahr 2017 endlich geschnappt hatten, in einem Versteck im Unterholz in Unterfranken.

Lärmender Einbrecher erwischt

Doch nicht immer war der Rumäne so leise. Vor zwölf Jahren, als Adam M. mit dem Einbrechen begann, machte er einmal Lärm – und hätte zwei Rentner fast getötet, die ihn nachts im Haus erwischten. Das brachte ihn jetzt eine Ewigkeit später zurück an den Lago Maggiore – vor Gericht wegen versuchten Mordes.

Die Schweizer Behörden horchten auf, als 2017 die Polizei bei Aschaffenburg den Serieneinbrecher aus einem Zelt im Unterholz zog. War er der Einbrecher, dem der Züricher Zoologe Hans B. und seine Frau 2007 um ein Haar in ihren Ferienhaus im Tessin zum Opfer gefallen wäre?

Leise zum Tatort, unauffällig wieder weg

Adam M. kam inzwischen still zu den Tatorten – mit dem Fahrrad, in dessen Lenker das Einbruchswerkzeug versteckt war. Er kam mit einer Spezialmethode leise ins Haus und verschwand ebenso lautlos wieder. Der 34-jährige Rumäne schlug mal bei Würzburg zu, dann in München, in Regensburg, Schweinfurt, den Haßbergen und Nürnberg – ein Täter, der mobil war und nicht auffiel, weil er die Menschen mied, die ihn verraten konnten. Er schlief selbst im kalten Winter im Zelt im Wald.

Seit Oktober 2016 war ihm eine eigene Ermittlergruppe auf den Fersen. Es dauerte Monate, ehe sie sein Versteck fanden – gut getarnt im Unterholz. Fast hätten ihn die Suchtrupps im März 2017 im Buschwerk übersehen, so gut war sein Zelt versteckt. Der Winter im Wald muss bei Adam M. Spuren hinterlassen haben. Er habe „den Eindruck gemacht, als sei er froh, dass alles vorbei ist,“ sagte der Leitende Kriminaldirektor Matthias Weber in Würzburg.

Beim Fensterbohren gefilmt

Adam führte die Ermittler zu fünf Verstecken, in denen er seine Beute aufbewahrt hatte: Handys, Tablets, Laptops und Bargeld. Er gestand rund 100 Einbrüche. Plötzlich meldete 2018 auch die Schweizer Justiz Interesse an dem Rumänen. „Der Verhaftete wird hierorts der versuchten vorsätzlichen Tötung und des Raubes dringend verdächtigt,“ bestätigte Giovanni Mariconda, der Sprecher der Kantonspolizei im Tessin.

Der Rumäne demonstrierte indessen für einen Lehrfilm der Polizei, wie er mit einem Bohrer und einem Klappgelenk leise in die Häuser eingedrungen war. 

Neun Jahre Gefängnis und ein neuer Prozess

Adam M. bekam neun Jahre Haft – und wurde an die Schweiz ausgeliefert. Kurz darauf stand der Rumäne in Minusio einem Opfer  gegenüber, das ihn zwölf Jahre zuvor beim Einbruch überrascht hatte. Hans B. erinnerte sich:  "Es war am frühen Morgen, kurz nach fünf Uhr. Da stieß jemand mit dem Fuß unsere Schlafzimmertür auf. Ich bin raus, wollte meine Pistole greifen, stürzte aber", erzählte der Züricher Toxikologe dem Schweizer "Blick". Der Einbrecher "schlug auf mich ein. Meine Frau schrie auf", erinnerte sich das Opfer. Dann habe der Mann mit einem Teppichmesser auf die beiden eingestochen. Immer wieder.

"Er reagierte in Panik

Die Opfer kamen in die Klinik. Nach dem Täter suchte die Schweizer Polizei lange vergeblich. Er hege keine Rachegefühle, versicherte der Hausbesitzer bei der Gegenüberstellung: Der Verdächtige habe ihm auf Italienisch gesagt: "Mi scuso." Auf Deutsch: Entschuldigung.

Jetzt sind auch in diesem Fall die Akten geschlossen: „Der rumänische 34-Jährige, der im Mai 2007 ein älteres Ehepaar in Minusio entführt, geschlagen und mit einem Messer verwundet hat,“ kam vor den Strafgerichtshof von Locarno, schreibt Stefano Gianettoni, Sprecher der dortigen Behörden.

Hinter schwedischen Gardinen in der Schweiz

Adam M: wurde „wegen versuchten Mordes und Raubes zu drei Jahren Gefängnis verurteilt,“ hieß es auf Anfrage.“Die Strafe wurde zu den von der deutschen Justiz verhängten neun Jahren addiert.“ Die schwedischen Gardinen, hinter denen er jetzt sitzt, wird er wohl nicht anbohren können.

 
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