zurück
LOHR
Mordanschlag auf Schneewittchen
Von unserer Mitarbeiterin Andrea Trottler
 |  aktualisiert: 15.04.2013 11:07 Uhr

Das Tanztheater „Mordopfer Schneewittchen“ hatte am Freitag Abend im Rathaussaal des Alten Rathauses in Lohr Premiere. Etwa 100 Zuschauer waren der Einladung von Susanna Schwarz und dem Kulturamt der Stadt Lohr gefolgt und genossen eine interessante Inszenierung – witzig, spannend und von hohem künstlerischem Niveau.

Vier Sandsteinsäulen bildeten das Quadrat der Bühne, um die sich die Zuschauer gruppierten. Zwischen zwei Säulen war eine Leinwand gespannt. Auf dem Holzparkett waren die Umrisse einer liegende Figur mit Tesakrepp markiert, daneben eine kleines Schild mit der Ziffer eins. Ein Apfel diente als zweites Indiz, ein Haarreif mit roter Schleife war das dritte Beweisstück. Als Schattenriss auf der Leinwand erschien der Kopf einer Frau. Man sah wie sie in einen Apfel biss und umfiel.

Zwei Personen gaben Informationen und Anweisungen über Funk, offensichtlich Polizei. In einem weißen Anzug mit Kapuze, in der Hand einen Koffer, erschien Susanna Schwarz auf der Bühne. Die Musik vermittelte Spannung. Während seiner Spurensicherung bezog der Kommissar das Publikum mit ein. Von einigen Personen wurden Fingerabdrücke genommen und verglichen. Schwarz tanzte in kantigen, resoluten Gebärden mit ausdrucksstarker Mimik. Sie packte Apfel und Haarreif in den Koffer und verschwand.

Ergebnisse der Spurensicherung

Zu dem Rattern einer alten Schreibmaschine wurde ein Text auf die Leinwand geschrieben: „Spurensicherung: Die Ergebnisse der Spurensicherung ergaben. Das Opfer ist die seit dem 23. Februar 2013 als vermisst gemeldete 20-jährige Maria Sophia Margaretha Christina Freifräulein von Erthal, Kosename Schneewittchen.

Geschlecht: weiblich, Augenfarbe: grau - grün, Haarfarbe: schwarz wie Ebenholz, Hautfarbe: so weiß wie Schnee, Lippen: so rot wie Blut, Todeszeitpunkt: vor ca. 30 - 32 Stunden, Todesursache: ein Stück Apfel, das im Hals stecken blieb, weitere Gewalteinwirkungen sind nicht zu erkennen.“

Die Stiefmutter Claudia Erthal, eine verwitwete Von Venningen, geborene von Reichenstein, wurde über den Fund der Leiche verständigt. Nun erschien Susanna Schwarz in Schwarz gekleidet, ein Schleier verhüllte ihr Gesicht. Der ausdrucksstarke Tanz brachte einen inneren Kampf auf die Bühne. War es die Seele Schneewittchens, die sich aus ihrem toten Körper löste?

Am Ende des Tanzes zeigte die schwarze Gestalt ihr Antlitz. Stolz war ihr ins Gesicht geschrieben. Das konnte nur die neue Königin, die Stiefmutter Schneewittchens, gewesen sein. Zwischen den Szenen wurde das Publikum anhand des Schreibmaschinentextes auf der Leinwand über den Verlauf der Geschichte informiert. Imposant war das tänzerische Spiel mit Tellern und Bechern, die ein Zwerg auf einem kleinen Holztisch hin und herschob. Blutrot leuchtete die Leber, die die böse Stiefmutter in Form entzückt verspeiste. Sie saß auf einem Stuhl und ihr Füße tanzten zu Bachs „Gloria in excelsis.“

Die roten Schnüre ihres Mieders gaben Schneewittchen Gelegenheit, sich darin zu winden, diese zu spannen und zu umtanzen. Für den Apfeltanz der Königin gab es richtige Äpfel und solche auf der Leinwand.

Als Autorin, Choreografin, Tänzerin, Bühnenbildnerin, Sprecherin und Initiatorin zeigte Schwarz, die nach ihrem Tanzstudium in München nun wieder in Lohr lebt, große Kunst auf kleinstädtischer Bühne.

Nach der Premiere gratulierten zahlreiche begeisterte Zuschauer Susanna Schwarz. Ein Urteil mag stellvertretend stehen: „Das war eine unglaubliche große Meisterleistung.“

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Haarreif
Kulturämter
Mordanschläge
Mordopfer
Polizei
Schneewittchen
Spurensicherung
Tanztheater
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top