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Lohr
Mondholz: Balken auch nach vielen Jahren ohne Risse
Mondholz: Im Lohrer Stadtwald schlagen die Forstwirte zu idealen Zeiten Fichten ein.
Foto: Steffen Schreck | Mondholz: Im Lohrer Stadtwald schlagen die Forstwirte zu idealen Zeiten Fichten ein.
Steffen Schreck
 |  aktualisiert: 08.02.2024 13:56 Uhr

Es war der ideale Zeitpunkt und das ideale Wetter. Im Lohrer Stadtforst wurde das sogenannte Mondholz eingeschlagen. Man schreibt diesem Holz einige Besonderheiten zu. So zum Beispiel, dass auch nach vielen Jahren Balken aus Mondholz keine Risse bilden. Wissenschaftliche Belege gibt es dafür keine. Wohl aber Erfahrungswerte. Teilweise über Jahrhunderte, wie Stadtforstchef Michael Neuner berichtet.

Früher Morgen im Wald. Der Nebel im Tal ist in höheren Lagen nicht zu sehen. Die Sonne kommt durch. Es ist winterlich, aber nicht zu kalt. Die Forstwirte Markus Ott und Felix Schnarr fällen Fichten, die Revierleiter Stefan Gruber vorher mit orangener Farbe gekennzeichnet hat. Der 18. Dezember. Einer von nur drei Tagen, an denen der optimale Erntezeitpunkt in diesem Jahr für das sogenannte Mondholz passt. Dafür wird alles andere stehen und liegen gelassen, wie Michael Neuner sagt.

Denn dieses Holz hat seine festen Abnehmer und ist gleichzeitig eine Art Gütesiegel, ein Qualitätsprodukt, das noch in echter Handarbeit hergestellt wird. "Mit dem Harvester geht das nicht", macht Neuner deutlich.

Um Weihnachten hat das Holz die größte Saftruhe

Das Mondphasenholz ist seiner Meinung nach die beste Qualität, die man beim Bauholz haben kann. Was nicht primär am Holz liegt, sondern am Einschlagszeitpunkt. So um die Weihnachtszeit hat das Holz die größte sogenannte Saftruhe. In dieser Zeit werden die Bäume nur gefällt, also von der Wurzel getrennt. Dann dürfen sie, so wie sie sind, noch etwa drei Wochen im Bestand liegen bleiben. In dieser Zeit wird durch die Mondanziehungskraft das Wasser aus dem Holz gezogen. Aus diesem Grund wird der Baum auch erst später entastet. Durch Äste und Nadeln entweicht das Wasser. Der Baum trocknet also vor und verliert Spannung.

Das Team im Wald: Die Forstwirte Markus Ott und Felix Schnarr sowie Revierleiter Stefan Gruber und Stadforstchef Michael Neuner.
Foto: Steffen Schreck | Das Team im Wald: Die Forstwirte Markus Ott und Felix Schnarr sowie Revierleiter Stefan Gruber und Stadforstchef Michael Neuner.

Unter dem Strich ergibt dies hervorragende Eigenschaften für die Verarbeitung. "Das spätere Produkt ist sehr formstabil, schwindet und quillt sehr wenig", verdeutlicht Michael Neuner. Es habe dann auch keine oder kaum Rissbildungen zur Folge.

Sehr viel Handarbeit

Was bedeutet, dass dieses Holz gerade im Sichtbereich perfekt zu verarbeiten ist. Derzeit arbeitet die Stadt Lohr mit einzelnen Abnehmern zusammen, die jedes Jahr Mondholz bestellen. Was "slow food" im Essen sei, sei "slow timber" bei der Holzverarbeitung, formuliert es Neuner. Mit sehr viel Handarbeit hergestellt, wenn der Baum auch in der späteren Verwendung die größte Wertschätzung erfährt. Es sei als Forstbetrieb wichtig, das als Gut begrenzte Holz aufzuarbeiten, handwerklich herzustellen, an regionale Sägewerke zu vermarkten, damit daraus wieder hochwertige Produkte entstehen. "Das ist ein bissel unsere Betriebsphilosophie", macht Neuner deutlich. Darauf sei man auch ein wenig stolz, denn es sei keineswegs selbstverständlich, so Mondholz herzustellen.

Achtung: Baum fällt.
Foto: Steffen Schreck | Achtung: Baum fällt.

"Terminlich, Arbeitsorganisation und hoch qualifiziertes Personal mit einer guten Ausstattung", zählt der Lohrer Stadtforstchef als Voraussetzungen dafür auf. "Unsere Forstwirte machen das und ich freue mich jedes Jahr sehr, dass wir wieder produzieren und vermarkten können", so Neuner.

"Es gibt Häuser, die sind ein paar Hundert Jahre alt", erzählt Neuner. "Die Leute hatten damals schon den richtigen Riecher. "Da ist was dran und ich denke einfach, dass es wichtig ist, solche Traditionen und Produkte aufrecht zu erhalten und weiter herzustellen", meint der gebürtige Oberpfälzer.

 
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