
"Siri? - Nam, Naaaam - Soll ich erzählen? - Jaaaaa, natürlich"! Gespannt saßen die Kinder um den Mittelkreis in der Turnhalle. Vor ihnen ein buntgewebter Teppich aus Leinen, eine Kalebasse in der Mitte sowie Stofftiere und Masken außen herum. Momo Ekissi von der Elfenbeinküste hatte leichtes Spiel, die Schüler in seinen Bann zu ziehen. In malerischem Gewand, mit schwarzen Rasterlocken und der Trommel ließ der Schriftsteller, Theaterregisseur und Puppenspieler die eher nüchterne Turnhallenatmosphäre völlig vergessen.
Zwei Märchen hatte Momo dabei, und weil die Grundschule Thüngen eine bilinguale ist, erzählte er diese wechselweise in Deutsch und Französisch. Das erste erinnerte die Kinder an die bekannte deutsche Geschichte vom Wettlauf zwischen dem Hasen und dem Igel. Nur gewann die langsame Schildkröte diesmal nicht durch Betrug gegen den Hasen, sondern weil der hochnäsige Kerl das Rennen letztendlich verpennte.
Den uralten menschlichen Traum von der guten Einheit in der Natur, zwischen Himmel und Erde hatte das zweite Märchen zum Thema. Beide Sphären seien anfangs sehr eng beieinander gewesen, so die Geschichte. Aber weil eine Mutter den Hunger ihres Sohnes beenden wollte, zerrieb sie mit Stößer und Mörser Maiskörner zu Mehl. Bei jeder Bewegung mit dem Stößer stieß sie gegen die Himmelsdecke und entfernte diese weiter von der Erde. So kam es, dass Himmel und Erde nicht mehr nahe beieinander waren, sondern sich so weit entfernten, dass die Himmelssterne nicht mehr greifbar waren. Aber: Der Sohn musste einen Hunger mehr leiden. Eine Parabel zur Problematik beim ambivalenten Umgang mit der Natur?