zurück
Lohr
Mohamed aus Somalia: Die Kirche hat mein Leben gerettet
Den Somalier Mohamed hat auf seinem Weg zur Taufe in der Kirche St. Michaelin Lohr die  Sozialpädagogin Sabrina Peper begleitet. 
Foto: Frank Zagel | Den Somalier Mohamed hat auf seinem Weg zur Taufe in der Kirche St. Michaelin Lohr die  Sozialpädagogin Sabrina Peper begleitet. 
Frank Zagel
 |  aktualisiert: 08.02.2024 19:38 Uhr

Es wird für Mohamed der wichtigste Tag in seinem bisherigen Leben. Der gebürtige Somalier, der seit 2019 in Lohr lebt, wird vom moslemischen Glauben zum Christentum konvertieren. Mit der Taufe, der anschließenden Firmung und Erstkommunion möchte der 27-Jährige nach Jahren der Flucht und Anfeindungen endlich Frieden im Herzen und innerliche Ruhe finden.

Den Schritt damit an die Öffentlichkeit zu gehen, wählte Mohamed bewusst als ein Zeichen seiner durch den Glauben wiedergewonnenen Freiheit. Sein voller Name ist der Redaktion bekannt, die Freiheit und Grenzenlosigkeit der Internet-Nachrichtenwelt gebietet dennoch Zurückhaltung mit der Nennung. »Ich habe eine Familie in Lohr gefunden und fühle mich nicht mehr fremd«, äußert Mohamed beim Pressegespräch im Katholischen Pfarramt. An seiner Seite sitzt Sabrina Peper. Seit Mohamed Anfang des Jahres erstmals Kontakt mit der Pfarreiengemeinschaft aufnahm, steht ihm die Sozialpädagogin zur Seite.

Gereifte Entscheidung

In einer Projektstelle zur Betreuung christlicher Geflüchteter arbeitet die Würzburgerin für drei Jahre in Lohr. »Das war eine reife Überlegung und keine leichtfertige Entscheidung«, erklärt Peper den Schritt des jungen Mannes, an die Öffentlichkeit zu gehen. »Das ist ein schwieriges Thema und wir tragen für Mohamed auch Verantwortung«, ist sich Peper der Brisanz eines Glaubenswechsels aus dem Muslimischen bewusst.

Bis heute wird Mohamed verhöhnt. Vor allem seine Landsleute können den Glaubenswechsel nicht verstehen, sagt er. Peper ergänzt, Somalia stehe laut der Organisation »Open Doors« auf dem dritten Platz der am meisten verfolgten Christen weltweit. Dennoch fühlt sich Mohamed in Lohr endlich sicher. Die noch immer anhaltenden verbalen Sticheleien gegen seine Person nimmt er gelassen hin. Das war in Schweden anders.

Durch seine ehemalige katholische Freundin lernte er in Göteborg das Christentum kennen und fand Halt im Glauben. Ein Mitflüchtling entdeckte unter seinem Bett eine versteckte Bibel und erzählte dies weiter. Mohamed traute sich im Anschluss nicht mehr alleine auf die Straße. Als Folge musste er die Unterkunft verlassen.

Vor allem junge Flüchtlinge zeigten offen ihre Ablehnung. »Drei Monate lang hatte ich Angst«, beschrieb Mohamed seine Gefühle. Erst als er in das Dorf Carlsborg, etwa 60 Kilometer entfernt von Göteburg, verlegt wurde, gewann er wieder Sicherheit. Kurz darauf folgte der Abschiebe-Bescheid der schwedischen Regierung. Mohamed flüchtete nach Deutschland. Aus Angst, seine Familie – ein Teil lebt in München – könnte etwas über sein Interesse am Christentum erfahren, ließ er die für ihn wichtig gewordene Bibel zurück in Schweden.

Ende mit Verstecken

Nach der Kontaktaufnahme mit der katholischen Gemeinde in Lohr folgten lange Gespräche mit Pfarrer Sven Johannsen und Sabrina Peper. Neben einer Bibel erhielt Mohamed auch Gesangsbuch, Rosenkranz und ein Kreuz.

»Ich will mich nicht mehr verstecken«, sagt Mohamed entschlossen. Die deutsche Sprache hat sich der künftige Christ autodidaktisch beigebracht. Nach drei Jahren spricht der Flüchtling ein gutes Deutsch. »Für eine lange Zeit habe ich mein Leben verloren«, entfährt es Mohamed emotional. »Die Kirche hat mein Leben gerettet.« Nach Freiheit sehnt sich der Somalier seit vielen Jahren – dieser will er nun einen großen Schritt näher kommen.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Lohr
Frank Zagel
Bibel
Christen
Emotion und Gefühl
Glaube
Katholische Kirchengemeinden
Katholizismus
Michael Lohr
Regierungen und Regierungseinrichtungen
Schwedische Regierungen
Sven Johannsen
Taufe
The Doors
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • johannes-fasel@t-online.de
    Von dem einen religiösen Gedöns ins nächste religiöse Gedöns. Der Fortschritt erschließt sich mir nicht. Wer die Religionen braucht, um sein Leben in Anstand zu leben, ist im Grunde doch schon verloren. Beim Dankeschön sollte Herr Mohamed nicht nur an die Kirche, sondern auch an die säkulare Zivilgesellschaft denken, die den autokratischen Machtmissbrauch und inquisitorischen Dogmatismus der kirchlichen Oberhirten wirksam begrenzt hat. Die ‚christlichen’ Pogrome sind ja auch nicht allzu lange her…
    Die Kirche sieht sich gern in der Nachfolge des „Guten Samariters“ – und vergisst dabei, dass der gute Samariter nicht nur Nothilfe geleistet hat, sondern den Wirtsleuten die Folgekosten vorgeschossen hat und glaubhaft versichert hat, auch für die Kosten, die darüber hinausgehen, einstehen zu wollen. Beim zweiten Teil der Geschichte zeigt sich die sehr vermögende Kirche dann wieder sehr zugeknöpft …So wie bei der Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs in ihren Reihen …
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • steffen.cyran@freenet.de
    @einfranke hat nichts anderes als ich zuvor gesagt, evtl. etwas azsführlicher und vorsichtiger formuliert.

    Der Betroffene muß um sein Leben fürchten:

    ".....Bis heute wird Mohamed verhöhnt.....Vor allem seine Landsleute können den Glaubenswechsel nicht verstehen, sagt er....., Somalia stehe laut der Organisation »Open Doors« auf dem dritten Platz der am meisten verfolgten Christen weltweit. .... Ein Mitflüchtling entdeckte unter seinem Bett eine versteckte Bibel und erzählte dies weiter. Mohamed traute sich im Anschluss nicht mehr alleine auf die Straße. Als Folge musste er die Unterkunft verlassen........Vor allem junge Flüchtlinge zeigten offen ihre Ablehnung. »Drei Monate lang hatte ich Angst«....."

    Genau da sieht man doch die Kultur und das Selbstverständnis - nicht nur religiöse Intoleranz- der anderen Flüchtlinge.

    Kein Wunder, daß die Integration fast nie gelingt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • m.schmitt.stadtlauringen@gmail.com
    Wir haben einen Hinweis zu Ihrem Kommentar. Doppelt gepostet
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • m.schmitt.stadtlauringen@gmail.com
    es ist schade, dass im Artikel nur angedeutet wird was mit "schwieriges Thema" gemeint ist. Folgendes:
    1. der Abfall vom Glauben "Aostasie" hat in einigen islamischen Ländern schlimmste Konsequenzen zur Folge - bis hin zur Todesstrafe.
    2. aufgrunddessen ist ein Übertritt eines Asylbewerberts vom Islam zum Christentum kritisch zu betrachten
    weil:
    3. daraus möglicherweise ein Asylgrund erwächst der vorher nicht vorhanden war.

    Ämter und Behörden schauen da m.M. nach zurecht sehr genau hin und forschen auch nach - da kann der Hinweis auf die Bibel welche in Schweden zurückgelassen wurde zwar hilfreich sein, andererseits gibt es dafür keinen Beweis, bewiesen ist nur ein Abschiebebescheid aus Schweden und die neuerliche Flucht. Natürlich kann man niemanden unter Generalverdacht stellen aber man muss auch sehen wie häufig ein Glaubenswechsel überhaupt vorkommt - und falls doch was die mögliche Ursache dafür ist.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • steffen.cyran@freenet.de
    Schweden hat einen Ablehnungsbescheid geschickt, also besteht offenbar kein Asylgrund. Oder hat er diesen durch seinen Übertritt zum Christentum nun selbst geschaffen?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Auf eigenen Wunsch entfernt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • steffen.cyran@freenet.de
    Wenn die schwedische Regierung einen Abschiebebescheid ausstellt, besteht anscheinend kein Asylgrund. Oder hat er den jetzt durch den Übertritt zum Christentum selbst geschaffen?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Ruus
    Haben Sie den Artikel gelesen?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Ede123
    Sie haben den ganzen Artikel gelesen, und das was sie schrieben war das wichtigste was sie dazu zu sagen haben?
    Genau das ist das Problem der Menschheit. Es geht immer nur ums ICH. mimimi was will der in meinem Land.
    Solange Europa mit ihren Subventionen die Bauern in Afrika kaputt macht, kommt der Bauer halt nach Europa.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • steffen.cyran@freenet.de
    Unterlassen Sie bitte, mir irgendetwas zu unterstellen, irgendetwas in das Gesagte hineinzuinterpretieren, was nicht da steht.

    Stattdessen könnten Sie mal die Frage beantworten.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Auf eigenen Wunsch entfernt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten