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ZELLINGEN
Modehaus Zang verabschiedet sich
Denise Schiwon
Denise Schiwon
 |  aktualisiert: 29.04.2015 15:50 Uhr

In der Auslage des Modehauses Roland Zang reihen sich nackte Schaufensterpuppen nebeneinander – sonst nichts. Vor ihnen hängen große rot-weiße Schilder mit der Aufschrift „Räumungsverkauf wegen Aufgabe“. Nach 66 Jahren schließt das Traditionsgeschäft in der Ortsmitte von Zellingen. Seit Dienstag, 28. April, läuft der Abverkauf, in einigen Wochen ist dann endgültig Schluss.

Gegründet wurde das Modehaus 1949 von Roland Zang. 40 Jahre später trat sein Sohn Joachim in seine Fußstapfen und löste ihn mit seiner Frau Anneliese ab. Das Handwerk lernte Joachim Zang von der Pike auf. Mit seinem Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Textilfachschule Nagold bei Stuttgart war er bestens auf die Übernahme vorbereitet.

Zu Beginn bediente das Modehaus eine breite Zielgruppe. Es gab Kleidung für Kinder, Damen und Herren. Allerdings sei „das Geschäft im Textileinzelhandel sehr schwer geworden“, sagt Joachim Zang. Die Rahmenbedingungen seien in Zeiten des Internetversands und durch große Einkaufszentren wie das Wertheim Village (Main-Tauber-Kreis) komplizierter geworden. Durch die veränderte Wettbewerbssituation tauchten auch beim Einkauf neue Herausforderungen auf: Die Firmen, bei denen das Zellinger Modehaus seine Waren bestellte, setzten die Mindestbestellzahl immer weiter herauf. Deshalb mussten sich die Zangs auf einzelne Marken begrenzen. Das Sortiment musste immer mehr angepasst werden – bis letztlich nur die Damenmode übrig blieb.

Da Zellingen an der Grenze zum Landkreis Würzburg liegt, kommen die Kunden des Modehauses Zang nicht nur aus dem Raum Main-Spessart, sondern auch aus der Würzburger Region. Aus diesem Grund schaltete das Ehepaar in beiden Landkreisen Werbung – ein hoher Kostenfaktor. Der endgültige Wendepunkt war 2006 mit der Sperrung der alten Mainbrücke für den Fahrzeugverkehr erreicht. Damit verschwand die schnelle Verkehrsverbindung zwischen den rechtsmainischen Gebieten und Zellingen. Das kostete das Modehaus Zang viele Kunden. „Die Sperrung war für mich der Anfang vom Ende“, sagt Joachim Zang. Die Entscheidung, das Geschäft zu schließen, fiel aber nicht von heute auf morgen. Es sei ein Prozess über Jahre gewesen, erklärt Zang. „Irgendwann war der Punkt erreicht, an dem man sagt: Es geht nicht mehr.“

Vor sieben Jahren zog sich Joachim Zang aus dem Modehaus zurück und seine Frau Anneliese führte den Betrieb weitgehend alleine weiter. Derzeit ist bei dem Traditionsunternehmen noch eine Mitarbeiterin tätig. Sie muss sich eine neue Beschäftigung suchen. Einen Nachfolger, der das Geschäft übernimmt, gibt es nicht. Der Abverkauf wird vier bis sechs Wochen dauern. Danach werden die Räume wieder vermietet.

Im Rückblick finden Joachim und Anneliese Zang, dass es eine tolle Zeit war. Sie freuen sich über jeden Kunden, der ihnen die Treue gehalten hat. Im Großen und Ganzen habe ihnen die Arbeit viel Spaß gemacht. Dennoch sei es jetzt an der Zeit, einen Schlussstrich zu ziehen.

 
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