Die Frammersbacher Textilgestalterin, Modefachfrau und ehemalige Boutique-Besitzerin Inge Linder ist vor einer Woche im Alter von 71 Jahren gestorben. Mode war ihre Leidenschaft. Sie war in den 1980er-Jahren (Mit-)Initiatorin der Modenschauen im Schwimmbad, vor ihrer Boutique "Schickeria" an der Orber Straße und in der Marktplatzturnhalle.
Die gebürtige Frammersbacherin verkaufte Stoffe, gestaltete und fertigte Gardekostüme für Vereine in der Umgebung und weit darüber hinaus. Ihre Berufsausbildung war jedoch eine andere. Wie ihre Töchter Carmen und Christina erzählen, war ihre Mutter gelernte Bürokauffrau. Inge Linder, geborene Kirsch, stammte aus einer der vielen Heimschneidereien in Frammersbach und ist dort mit Nadel und Faden groß geworden.
Mit ihrem Mann Hermann Linder führte sie die elterliche Schneiderei fort. Das Paar baute daraus die Linder GmbH auf und produzierte für hochwertige Modemarken. Doch die Veränderungen der Textilbranche gingen auch an Linders nicht vorbei. Hermann Linder verlagerte seine Tätigkeit in die Türkei. Im Alter von 45 Jahren wurde Inge Linder Witwe. "Keine leichte Zeit für unsere Mutter", erinnert sich Christina Linder. Aber sie sei eine Kämpferin gewesen. Schon immer, und zuletzt gegen ihre Krankheit.
Einsatz für Zebrastreifen
Inge Linder bildete sich weiter zur Textilgestalterin und spezialisierte sich auf Gardekostüme, die sie Tänzerinnen und Tänzern auf den Leib schneiderte. Als ein Familienhotel auf sie zukam und fragte, ob sie ein Maskottchen fertigen könnte, das einem Clown ähnlich sieht, probierte sie so lange, bis es das gewünschte Aussehen und die richtige Beschaffenheit hatte. "Geht nicht, gibt's nicht" – dieser Spruch passe gut zu ihrer Mutter, bestätigen Carmen und Christina Linder.
"Wir sind alle starke Frauen in der Familie", sagen die Töchter. Das komme von der Oma. Von Inge Linder werden auf den ersten Blick ihre mondänen Auftritte in Erinnerung bleiben. Wer genauer hinsieht, erkennt ihre Bodenhaftung, die die Frammersbacherin dennoch nie verloren hat. Ein Beispiel, dass sie auch jenseits der Modewelt unterwegs war, war ihre Unterschriftensammlung für Zebrastreifen am Einbahnring. Von ihrem Atelier an der Orber Straße aus hatte sie die Verkehrssituation direkt im Blick.