Die Geschichte des Gemündener Mode-Labels „Basset“ gleicht einer Achterbahnfahrt. Von der kleinen Schneiderei zum Marktführer in Sachen Landhausmode in den 90er Jahren musste das 70 Jahre alte Familienunternehmen 2008 den bitteren Gang in die Insolvenz antreten. „Basset Czerny Styling“ beschäftigte zu diesem Zeitpunkt noch rund 40 Mitarbeiter und drei Auszubildende.

In den vergangenen beiden Jahren hatte die Familie die alten Geschäftsräume in der Weißensteinstraße 22 angemietet und den Verkauf mit einer kleineren Kollektion weitergeführt. „Eine Zeit lang wussten wir wirklich nicht, wohin uns der Weg führen wird“, erinnert sich Martina Czerny. Auf Grund der großen Nachfrage habe man aber letztlich den Mut gefasst, wieder selbst zu produzieren. Jetzt ist das Unternehmen zurück in eigene Räume gezogen, auch wenn das so ursprünglich gar nicht geplant war.

„Seit wir in limitierter Auflage produzieren, sind wir gefragter denn je.“

Martina Czerny über die neue Firmen-Philosophie

Nachdem die Firma Spessarttraum aus Rengersbrunn das Grundstück in der Weißensteinstraße 22 gekauft hatte, lief Ende April der Mietvertrag des Textilherstellers aus. Die „Czerny Manufaktur GmbH“, wie die neue Firma der Familie heißt, war gezwungen, sich nach einer neuen Bleibe umzusehen. „Zunächst wollten wir andere Räume anmieten. Als sich das kurzfristig zerschlagen hat, mussten wir schnell handeln“, erzählt Czerny. Eine Alternative bot sich in Form eines leer stehenden Grundstücks in der Weißensteinstraße 3a, nur einen Steinwurf von der alten Wirkungsstätte entfernt. „Die Stadt Gemünden ist uns hier sehr entgegengekommen. Vor allem, was die Genehmigungen anbelangt“, so Martina Czerny.

In gerade einmal acht bis zehn Wochen Bauzeit entstand das 600 Quadratmeter große neue Firmendomizil. Als klein, kompakt und ökologisch beschreibt Martina Czerny den Bau mit den vielen großen Fenstern, in dem jetzt fünf fest angestellte Mitarbeiter täglich ihre Arbeit verrichten. In den vergangenen Monaten hat sich die „Czerny Manufaktur GmbH“ in ihrer neuen Bleibe häuslich eingerichtet. Höchste Zeit also für eine kleine Eröffnungsfeier, zu der auch Gemündens Bürgermeister Georg Ondrasch gekommen war. „Es war uns wichtig, die Firma am Ort zu halten. Alles in allem ist das ein positives Beispiel für die Stadtentwicklung und die Wirtschaftsförderung“, so Ondrasch.

Eine Nummer kleiner

Es ist alles eine Nummer kleiner als früher. Czerny setzt bei der Produktion mehr denn je auf Klasse als auf Masse. Die Mode wird in kleinen Stückzahlen und ausschließlich in Deutschland hergestellt. Nur die Stoffe kommen aus Italien. Diese lagern fein säuberlich gestapelt im hinteren Teil des Gebäudes. Davor stehen die Nähmaschinen in Reih und Glied. Im Moment wird mit Hochdruck an der Kollektion für den Sommer 2011 gefeilt. Bereits im Oktober will das Unternehmen mit dem neuen Sortiment auf Verkaufstour gehen.

Zuschnitt, Lager, Design und Näherei – alles liegt hier eng beieinander und ist nur durch eine Glastür vom eigentlichen Verkaufsraum getrennt. Dadurch können Änderungswünsche oder Sonderanfertigungen direkt vor Ort und in kürzester Zeit erledigt werden. Maximal 250 Exemplare gibt es von jedem Teil einer Kollektion, gleich ob Jacke, Hose oder Bluse. Welches Stück einer Fertigungsreihe man erworben hat, lässt sich anhand des aufwendig gestalteten Etiketts ganz genau nachvollziehen. Auch über das Internet kann man die Ware bestellen. Beratung und Verkauf erfolgen dann ganz individuell per Telefon.

Nachfrage in Asien

Die Mode aus Gemünden ist nach wie vor begehrt. Vor allem in Hongkong und Taiwan sei man ganz heiß auf die handgefertigten und damit hochwertigen Stücke made in Gemünden. „Seit wir nur noch in limitierter Auflage produzieren, sind wir sogar gefragter denn je“, weiß Martina Czerny. Ihre Tochter Theresa ist die Geschäftsführerin des Unternehmens.

Ebenfalls mit im Mode-Boot sitzen Sohn Felix Czerny und Tochter Magdalena, die ihr Diplom als Modedesignerin bestanden hat. Immer noch ein echtes Familienunternehmen also, das mit neuer Unternehmensphilosophie und neuem Domizil einen echten Neuanfang wagt.

ONLINE-TIPP

Mehr Informationen und Bilder unter www.basset-mode.de und www.mainpost.de/lokales/main-spessart/gemuenden