Unter Schwerhörigkeit leiden immer mehr Menschen. Betroffene wissen, wie Verständnisprobleme die Teilhabe am öffentlichen Leben einschränken und wie sehr das Alltagsleben dadurch erschwert wird. Dabei können beispielsweise öffentliche Gebäude und Veranstaltungsräume so nachgebessert werden, dass Schwerhörige davon profitieren.
Der Landkreis Main-Spessart hat eine mobile induktive Phonak-Höranlage erworben. Angeschafft wurde die Anlage auf Initiative der Behindertenbeauftragten des Landkreises Elena Reinhard. Beratend unterstützt wurde sie von Manfred Hartmann, dem Vorsitzenden des „Bezirksverband Unterfranken der Schwerhörigenvereine und Selbsthilfegruppen“ und Gruppenleiter der Selbsthilfegruppen für Schwerhörige in Karlstadt und Lohr.
Auf Initiative des Schwerhörigenselbsthilfeverbandes wurden in den letzten Jahren bereits bei verschiedenen kommunalen und kirchlichen Einrichtungen im Landkreis fest installierte induktive Höranlagen für Hörgeräteträger eingerichtet. So zum Beispiel in der Alten Turnhalle und in der Stadthalle in Lohr, in Karlstadt im Historischen Rathaus, in Marktheidenfeld im Sitzungssaal des Rathauses und in der im April 2018 eröffneten Neuen Bibliothek. Zudem wurde bereits 2015 mit Hilfe des Lions-Club und der Sparkassenstiftung eine mobile induktive Höranlage für das Selbsthilfebüro beim BRK-Kreisverband Main-Spessart angeschafft.
Guthörende können auch von der Technik profitieren
"Induktive Höranlagen haben für Schwerhörige die gleiche Bedeutung wie die Rampe für den Rollstuhlfahrer. Schlechte Raumakustik, Nebengeräusche und die Entfernung zum Sprecher führen dazu, dass das gesprochene Wort nicht verstanden wird", sagt Reinhard. Hörsysteme verstärken nicht nur Sprache, sondern auch Hall- und Störgeräusche, wodurch das Verstehen massiv behindert werden kann. Höranlagen hingegen ermöglichen drahtlosen Empfang entweder direkt im Hörgerät, im Cochlea-Implantat oder im Kopfhörer - und das ohne Störgeräusche. So könne auch der Guthörende von dieser Technik, der Verbesserung der Raumakustik, profitieren.
Die Kosten belaufen sich auf 7.978 Euro. Aus haushaltstechnischen Gründen konnte die Anlage in diesem Jahr nur zum Teil angeschafft werden. Momentan ist die Anlage auf fünf Personen ausgelegt. Im nächsten Jahr wird eine Aufstockung auf zehn Personen erfolgen. Hierzu müssen noch Empfänger und ein Teilnehmermikrofon angeschafft werden.
"Die Anlage kam schon zum Einsatz, zum Beispiel bei den Veranstaltungen unserer Behinderten-, Senioren- und Gleichstellungsbeauftragten, bei der Kinoveranstaltungen Agenda 21 Kino", sagt Landrat Schiebel. Die Einladungen und Flyer werden mit dem entsprechenden Symbol für die Nutzung einer induktiven Höranlage versehen.
Die Anlage kann kostenlos bei Reinhard ausgeliehen werden. Es fällt lediglich eine Kaution an. Aus Gründen der Planung, ist eine Vorabanmeldung erforderlich. Der Verleih wird durch einen Leihvertrag zwischen dem Landkreis Main-Spessart und dem Leihnehmer festgehalten. Der Leihnehmer erhält eine Einweisung und Gebrauchsanleitung zur Anlage. Sie ist leicht zu bedienen und bedarf über kein großes technisches Verständnis.