Mit einem Festgottesdienst und Festakt verabschiedeten die evangelische Kirchengemeinde, der Dekanatsbezirk Lohr sowie Weggefährten nach fast 24 Jahren ihren beliebten Gemeindepfarrer Gunnar Zwing in den Ruhestand. Dekan Till Roth lobte dessen Gattin Birgit, die sich ehrenamtlich eingebracht und vieles organisiert habe. Amtierender Bürgermeister Dirk Schiefer erinnerte schmunzelnd an Zwings Ankunft 1999 aus dem afrikanischen Tansania im Sinngrund, der für Furore sorgte. Der Vertrauensmann des Kirchenvorstands Ernst Henning, moderierte kompetent die fünfstündige Veranstaltung.
Schon der "große Bahnhof" mit den Klängen des Posaunenchors unter Leitung von Philipp Kuhn, Dekan Roth und seinem Amtsvorgänger Michael Wehrwein sowie zahlreichen Pfarrerinnen und Pfarrern, Prädikantin Andrea Müller und Lektorin Jeannette Klein zeigte den Anklang des 63-Jährigen. Seine Predigt hatte Zwing unter das Motto "Meine Zeit steht in deinen Händen" gestellt. So habe er viele von der Taufe über die Konfirmation bis zur Hochzeit begleitet. Besonders der kürzliche Tod seines Freundes Peter Paul schmerze ihn sehr. Gerade dies und sein Wechsel in den Ruhestand zeige die befristete Zeit. "Ich bin glücklich, da meine Zeit von Gott berührt wurde", sagte er und empfahl die Überlegung "Was brauche ich nicht und manchmal den Mut zur Lücke nehmen".
Nach dem Abitur zum evangelischen Glauben konvertiert
Dekan Till Roth überreichte Zwing die Entpflichtungsurkunde des Landesbischofs Bedford-Strom, dankte für seinen Dienst in der Gemeinde und als Missionspfarrer und segnete den Pfarrer sowie seine Gattin Birgit. Sie habe sich stark in der Gemeindearbeit wie Frauenfrühstück, Kinder-, Familien- und Chorarbeit eingebracht. In einem katholischen Elternhaus aufgewachsen, nach dem Abitur zum evangelischen Glauben konvertiert, erfuhr Zwing 1991 seine Ordination zum geistlichen Amt. Sieben Jahr lang wirkte er als Pfarrer und Lehrer in der theologischen Ausbildung im tansanischen Oldonyo Sambu. Als junge vierköpfige Familie kamen die Zwings 1999 nach Mittelsinn, Gunnar erteilte Religionsunterricht in Schulen, war in der Notfallseelsorge aktiv und Ausbilder einer Vikarin. Roth wünschte dem scheidenden Pfarrerspaar in der neuen Lebensphase viele frohe Stunden und empfahl der Gemeinde, die neue Pfarrerin Sabine Schlagmüller ernst- und anzunehmen.
Der Nachmittag blieb den Gästeansprachen vorbehalten und wurde vom Musikverein Obersinn-Mittelsinn mit Leiter Volker Gärtner umrahmt. Die künftig für die evangelischen Kirchengemeinden Burgsinn und Mittelsinn verantwortliche Pfarrerin Sabine Schlagmüller erkannte schmunzelnd, als Pfarrer die "eierlegende Wollmilchsau", die alles können muss, zu sein. Die Seniorin des Pfarrkapitels, Pfarrerin Barbara Weichert, hatte Zwing eher als Häuptling in Afrika gesehen statt als Ruheständler in Mittelsinn. Der Moderator des pastoralen Raumes Gemünden, Thorsten Kapperer, genoss die gelebte Ökumene auf Augenhöhe und hoffte auf Fortsetzung.
Die Veränderung eröffnet neue Chancen
Stellvertretender Landrat Manfred Goldkuhle bezeichnete den Abschied eines beliebten Pfarrers als wehmütig – die Veränderung eröffnet jedoch neue Chancen. Rathauschef Dirk Schiefer lobte den selbstbewussten Pfarrer mit klaren Positionen und unverwechselbarem Profil. In Personalunion als Schützenmeister ließ Schiefer die Böllerschützen Salut schießen. Obersinns Bürgermeisterin Lioba Zieres erinnerte an gemeinsame Gottesdienste und Seniorentage. Philipp Kuhn ehrte den Ruheständler, der einmal Posaunenchöre als größten Schatz der Kirchengemeinden bezeichnete. Der ehemalige Vertrauensmann Werner Henning rief schmunzelnd die ersten Begegnungen mit dem "Pfarrer aus Afrika mit dem bunten Hemd" ins Gedächtnis. Ernst Henning lobte das belebende Element "Birgit" im Gemeindeleben.
Zur Freude der Gäste legten zwei Tansania-Reisebegleiter den beiden Zwings die bunte Massai-Bekleidung an, sangen mit ihnen auf Kisuaheli ein Lied und führten einen Tanz auf. Abschließend nahm Gunnar Zwing gerührt Abschied von Vertrauten und von Menschen, die sein Leben bereichert haben. Sein besonderer Dank galt seiner Frau Birgit, ohne die er es nicht geschafft hätte.