
Elisabeth Schinzel aus Gemünden fühlt sich ungerecht behandelt. Sie sei eine friedliebende Frau, sagt sie. Aber die neuen Tarife der Verkehrsunternehmens-Verbund Mainfranken GmbH (VVM) seien "Abzocke von uns Pendlern", erklärt sie gegenüber der Redaktion. Dies ärgert sie um so mehr, weil der VVM aufgrund der Mehrwertsteuersenkung Preisnachlässe versprochen hat. Diese gelten aber nicht für sie, denn sie müsse für die Jahreskarte mit dem Zug von Gemünden nach Würzburg mehr bezahlen.
Schinzel pendelt wochentags fast täglich zu ihrem Arbeitsplatz nach Würzburg und das schon seit elf Jahren. Sie wohnt in Gemünden und arbeitet bei einem Notar, der sein Büro am Barbarossa-Platz in Würzburg hat. Für den Zug als Verkehrsmittel hat sie sich aus ökologischen Gründen entschieden, aber auch weil sie die Bequemlichkeit schätzt, die ihr der Zug bietet. Die Parkplatzsuche in der Stadt entfällt und im Zug kann sie lesen und sich entspannen.
Bis Juli 2019 hat sie für das Jahresticket 142 Euro im Monat bezahlt. Dies berechtigt sie, jeden Zug von Gemünden nach Würzburg und zurück zu nutzen. Auch in der Stadt Würzburg gilt ihre Jahreskarte, denn sie darf damit kostenlos Bus und Straßenbahn fahren. Allerdings nutzt sie dies nicht. "Die paar Meter vom Würzburger Bahnhof zum Barbarossa-Platz kann ich laufen", sagt sie.
"Unerhört und unverschämt"
Eine Preiserhöhung habe es schon im Juli 2019 von 142 auf 146 Euro gegeben und nun noch einmal im August 2020 auf 151 Euro. "Das entspricht einer Erhöhung von etwa sieben Prozent in einem Jahr", schimpft sie. "Für mich ist das unerhört und unverschämt", da auch gleichzeitig mit Preisnachlass geworben wurde.
Einen Preisnachlass gab es tatsächlich, aber nicht für Elisabeth Schinzel. "Die Einzelfahrkarten, 6er-Karten und Tageskarten wurden zum 1. August reduziert", sagt Jürgen Dornberger, Pressesprecher der Würzburger Versorgungs- und Verkehrs-GmbH (WVV). Zudem wurde im Landkreis Main-Spessart der Höchsttarif von zwölf auf zehn Waben gesenkt. Davon profitiert beispielsweise eine Freundin von Elisabeth Schinzel, die täglich von Gemünden mit dem Zug nach Kitzingen fährt. "Sie zahlt 20 Euro weniger im Monat für die Jahreskarte", so Schinzel. Daher habe sie auch für sich eine Preissenkung erwartet.
Doch diese gibt es nicht. "Im Gegenzug sind die Monatskarten und Jahreskarten bis Preisstufe 10 zum 1. August leicht erhöht worden", sagt Dornberger. Elisabeth Schinzel zieht daraus den Schluss, dass die versprochene Preissenkung eine Mogelpackung ist. "Den Nachlass für die anderen zahle ich mit der Erhöhung", ist ihr Fazit. Sie betont, dass sie allen den Nachlass gönne, diesen sollten aber auch alle bekommen. Ob sie jetzt ihre Jahreskarte kündigt? "Vermutlich werde ich das zähneknirschend hinnehmen", sagt sie. "Mir bleibt nichts anderes übrig."
In einer vorherigen Version des Artikels hatte es geheißen, dass die Würzburger Versorgungs- und Verkehrs-GmbH (WVV) für die Tarifgestaltung zuständig ist. Dies ist aber nicht richtig. Verantwortlich dafür ist die Verkehrsunternehmens-Verbund Mainfranken GmbH (VVM). Die Würzburger Versorgungs- und Verkehrs-GmbH (WVV) ist nur ein Partner innerhalb des VVM. Zum Verbundgebiet gehören die Stadt Würzburg, der Landkreis Würzburg, Stadt und Landkreis Kitzingen sowie der Landkreis Main-Spessart.
Sorry, Ihr Grünen und Gefolge seid einfach nicht wählbar.