Ein Dorfladen, das ist in etlichen vom Strukturwandel gebeutelten Gemeinden heute Thema. Auch in Frammersbach hat man sich zuletzt viel Gedanken über die Einkaufsmöglichkeiten gemacht. Herausgekommen ist jedoch kein Dorfladen, sondern ein ausgewachsener Supermarkt. Gebaut hat ihn die Gemeinde. In wenigen Wochen wird er eröffnet.
Gut 3,5 Millionen Euro hat der Bau gekostet. Vermietet wird er langfristig an Edeka. Frammersbach hat sich so einen Vollsortimenter mitten im Ortskern gesichert. Und „Da verdienen künftige Generationen Geld damit“, sagt Bürgermeister Peter Franz über die Investition.
Getätigt habe sie die Gemeinde jedoch nicht in erster Linie aus Gründen der Rendite. Vielmehr habe man unbedingt einen attraktiven Markt in der Ortsmitte haben und gleichzeitig bei dessen architektonischer Gestaltung mitsprechen wollen, so Franz. Die über das Förderprogramm „Stadtumbau West“ stark bezuschusste Umgestaltung des Frammersbacher Ortszentrums war die einmalige Gelegenheit, das Projekt in Angriff zu nehmen.
Und so steht mit der für den 20. Juni geplanten Eröffnung des Einkaufsmarktes direkt neben dem Rathaus der vorletzte Schritt der Zentrumsumgestaltung an. Das BeneVit-Seniorenheim „Haus Lohrtal“ ist bereits seit Oktober eröffnet und füllt sich zusehends. Auf dem Kreisverkehr neben dem Marktplatz rollt der Verkehr schon deutlich länger.
Wenn 2017 auch noch der Abriss des derzeitigen Edeka-Marktes und an dessen Stelle die geplante Grünanlage mitsamt Generationenspielplatz gelungen ist, ist die wohl größte Transformation in der Frammersbacher Ortsgeschichte gelungen. Aus der Industriebrache des ehemaligen Wiedekind-Areals ist ein schmucker, zukunftsfähiger Ortskern geworden.
„Dann haben wir die Ortsmitte komplett neu aufgestellt“, sieht Franz dem Abschluss entgegen. Rund zehn Millionen Euro werden bis dahin investiert sein. Vieles über Fördergelder, aber auch von Privatinvestoren wie dem Betreiber des Seniorenheimes. Die Gemeinde sitzt laut Franz mit über einer Million im Boot.
Dieses Boot zu besteigen, sei „für Frammersbach ein großer Schritt in die Zukunft gewesen“, so der Bürgermeister. Möglich gemacht habe ihn die Einigkeit im Gemeinderat, aber auch die Begleitung durch die Regierung von Unterfranken. Natürlich habe es anfänglich im Ort Skepsis gegeben, doch die habe sich mittlerweile gelegt. „Veränderung, das heißt auch, loslassen zu können, Neuem positiv zu begegnen. Da gehört auch Mut dazu“, ist Franz dankbar, dass der Gemeinderat bei der Herkulesaufgabe an einem Strang gezogen hat. „Ich bin stolz, dass uns das gelungen ist“, sagt der Bürgermeister, für den der Ortskernumbau ein steter Wegbegleiter seiner im kommenden Jahr endenden und dann zwölfjährigen Amtszeit war.
Die deutlich gesteigerte Attraktivität bringe Menschen ins Ortszentrum, wirke sich positiv auf die dort ansässigen Geschäfte aus. Und, so hat Franz beobachtet, sie animiere private Hausbesitzer, ebenfalls in ihre Immobilie zu investieren, „sie hübsch zu machen“. Der Bürgermeister spricht von Aufbruchstimmung, die sich in Frammersbach breitgemacht habe.
Er ist allerdings Realist genug, um zu wissen, dass alle Aufbruchstimmung den demografischen Wandel nicht einfach umdrehen kann. Aber zumindest entgegenwirken könne man ihm, ist sich Franz sicher. Prognosen haben der Lohrtalgemeinde einst für die nächsten 15 Jahre einen Schwund um 1000 Einwohner in Aussicht gestellt. „Mit solchen Prognosen habe ich grundsätzlich meine Schwierigkeiten“, zweifelt Franz die Verlässlichkeit an. Der jüngste Trend lasse in Frammersbach jedenfalls wieder einen Anstieg der Geburten erkennen. Man müsse sich gar schon Gedanken über einen neue Krippe machen.
Frammersbach habe nun noch mehr als zuvor eine tolle Infrastruktur, die auch und gerade jungen Familien etwas biete. „Hier findet leben statt. Und wo leben ist, kommt neues Leben hinzu“, geht Franz davon aus, dass Frammersbach nicht zuletzt durch die Zentrumsumgestaltung das Mögliche getan hat, um sich für die Zukunft zu wappnen.