Sehr spannend hörte sich die von der Staatsanwältin am Amtsgericht Gemünden verlesene Anklageschrift gegen einen 36-jährigen Mann aus dem Landkreis Bad Kissingen an. Dieser soll den verheirateten Inhaber einer Heizungsbaufirma mit Nacktfotos aus einer Affäre erpresst haben. Angeblich ging es um die Stornierung von 9000 Euro aus der Rechnung für eine neue Heizungsanlage.

Um es vorweg zu nehmen: Nur ein Haufen "warme Luft" blieb von der Anklage über, weil von den beiden Parteien die Vorwürfe im Vorfeld hochstilisiert worden waren und am Ende strafrechtlich nichts mehr übrig blieb. Deswegen regte Richter Sven Krischker auch die Einstellung des Verfahrens an, was von allen Parteien angenommen wurde. Trotzdem werden sich die Beteiligten wahrscheinlich erneut in einem Saal des Amtsgerichts Gemünden wiedersehen. Dann allerdings in einem Zivilverfahren, in dem es um die ausgeführten Arbeiten bei der Erneuerung der Heizungsanlage geht.

Wärmepumpe und Warmwasserspeicher für 30.000 Euro

Handeln für die Zukunft wollte die Frau aus dem Raum Gemünden und in ihrem Wohnhaus eine moderne, zukunftssichere Heizungsanlage einbauen lassen. Hierbei entschied sie sich für eine Wärmepumpe mit entsprechenden Warmwasserspeichern. Den Zuschlag für die Ausführung erhielt eine Firma, deren Angebot sich auf knapp 30.000 Euro belief.

Doch so reibungslos verlief der Einbau der neuen Heizung nicht. Von Seiten der Auftraggeberin gab es während der Baumaßnahmen einige Änderungswünsche. So sollte eine vermietete Wohnung zusätzlich mit angeschlossen werden. Dadurch mussten größere Warmwasserspeicher eingebaut werden, die wiederum mit anderen Bauteilen nicht kompatibel waren. Dadurch entstanden naturgemäß auch Mehrkosten, was der neue Lebensgefährte der Frau mitbekam.

Anderer Heizungsbauer hielt nicht viel von Arbeit des Mitbewerbers

Er traute dem Handwerker vor Ort nicht und zog einen anderen, ihm bekannten Heizungsbauer zur Begutachtung hinzu. Das Urteil über die Arbeit seines Konkurrenten fiel nicht besonders positiv aus. Daraufhin holte sich der Auftragnehmer Techniker des Heizungsherstellers, die wiederum die Anlage als technisch in Ordnung abnahmen.

Doch nicht nur bautechnisch gab es Fortschritte auf der Baustelle. "Wir sind uns etwas näher gekommen", nannte der verheiratete Heizungsbauer das entstandene Verhältnis zwischen ihm und seiner Auftraggeberin. Zum Sex sei es zwar nicht gekommen, aber es gab dann Nacktaufnahmen, die den Mann zeigten. Mit diesen Fotos soll der Lebensgefährte dann den Handwerker versucht haben zu erpressen, worauf dieser den Mann bei der Polizei anzeigte. Nach einiger Zeit allerdings nahm er die Anzeige wieder zurück.

Mann drohte Nacktbilder der Ehefrau zu zeigen

In der Verhandlung am Amtsgericht bestätigten die beiden Männer, dass es Ende August 2024 in den späten Abendstunden ein Telefonat zwischen ihnen gegeben hat. Hierbei ging es in der Hauptsache um die Heizung, mit der es offensichtlich immer wieder Ärger gab. Dabei soll es auch zu Beleidigungen gegen den Handwerker gekommen sei. Auch sollen die Nacktbilder des Mannes ein Thema gewesen sein und was wäre, wenn die Ehefrau diese zu Gesicht bekäme? "Du wirst schon sehen, was du davon hast, wenn die Bilder veröffentlicht werden", soll der Angeklagte gedroht haben. Von Geldforderungen, wie in der Anklage geschrieben, sei aber nicht die Rede gewesen, bestätigten in der Verhandlung beide Parteien.

Da der Handwerker an einer Bestrafung des Angeklagten kein Interesse mehr hegte, kam es zu der von Richter Krischker angeregten Einstellung des Verfahrens ohne gerichtliche Auflagen.