
Am Samstag und Sonntag fand in Neustadt am Main das Ortspokalturnier statt, das der Verein „Hoffnung schenken“ zum zweiten Mal organisiert hatte. Acht Mannschaften aus dem Ort waren am Samstag angetreten, darunter zwei Flüchtlingsmannschaften. Als Gewinner des Ortspokals ging die Mannschaft des ECV (Erlacher Carnevals Verein) hervor.
Das Einlagespiel der Dorfgemeinschaft Hohenroth gegen „Hoffnung schenken“ entschied das Team „Hohenroth United“ mit 7:6 Toren für sich. Am Sonntag gab es nach spannenden Schafkopfpartien weitere Spiele diverser Jugendmannschaften sowie der Mannschaften BVB Mainfranken, FCB-Fanclub Neuendorf, Firma Warema Marktheidenfeld, Firma Braun Altfeld, AH Wombach sowie der Polizeiinspektion Lohr. „Wir sind sehr zufrieden mit der Veranstaltung“, berichtete Christian Reckentin am Sonntagnachmittag. „Etwa 550 Besucher haben uns geholfen, unser Ziel für Lotta zu erreichen. Und auch das Wetter hat mitgespielt – die Party wurde nur am Samstagabend vom Gewitter unterbrochen.“
Um der schwerkranken vierjährigen Lotta zu helfen, hatte der Verein aus Neustadt zahlreiche Unterstützer mobilisiert, die zum Gelingen der Veranstaltung beitrugen. So stellte das Lohrer Stadtcafé/Bistro für den Samstagabend eine Cocktailbar samt DJ, um die Veranstaltung abzurunden. „Wir sind wahnsinnig dankbar für die große Unterstützung aller Helfer“, erzählt Reckentin begeistert. „Beim Aufbau sowie bei Aufräumarbeiten haben uns auch Flüchtlinge aus Neustadt geholfen, das sind wirklich tolle Jungs.“
Plötzlich erkrankt
Auch die kleine Lotta war mit ihren Eltern Ronja und Oliver Stickel und ihrer älteren Schwester Enie bei dem Turnier. Bedingt durch das Rett-Syndrom, das mit elf Monaten bei ihr zum Ausbruch kam, muss sie gesichert in ihrem speziellen Kinderwagen liegen. Das Rett-Syndrom ist eine spontane Genmutation und betrifft fast ausschließlich Mädchen. „Für die Eltern ist die Diagnose oft ein Schock, da das Rett-Syndrom so plötzlich und unerwartet auftritt, nach sechs bis 18 Monaten normaler Entwicklung. Die Mädchen verlieren von heute auf morgen die erlernte Sprache und fast sämtliche motorische Fähigkeiten. Dies alles geschieht bei vollem Bewusstsein des Kindes“, erklärt Lottas Mutter Ronja Stickel.
Typisch für den Verlauf ist eine stark autistisch geprägte Phase am Beginn der Krankheit, die das Mädchen zum Glück überwunden hat. Doch seit Oktober 2014 hat Lotta noch eine therapieresistente Epilepsie entwickelt. Sie krampft mehrmals täglich, teils mit starker Zyanose, das bedeutet, dass ihre Atmung komplett aussetzt und manchmal nicht wieder von allein einsetzt. Ronja Stickel erzählt: „Wir erleben immer häufiger Notfälle, in denen wir Lotta beatmen müssen. Notfallmedikamente wirken leider gar nicht mehr oder nur unzuverlässig.“ Nach sieben Monaten in verschiedenen Kliniken stellt sich dies leider zunächst als Status Quo dar.
So etwas wie Alltag gibt es für Lottas Familie nicht mehr. „Einfach mal die Waschmaschine im Keller befüllen und anschalten, ist unmöglich, wenn Lotta nicht anderweitig betreut ist“, schildert Ronja Stickel. Rund um die Uhr muss nach der Kleinen geschaut werden, nachts wacht ein Monitor über ihre Atmung. Inzwischen bekommen die Eltern Unterstützung in Form stundenweiser Pflege, doch wird das Ausmaß der Betreuung dem Grad von Lottas Erkrankung noch nicht gerecht. „Wir bräuchten dringend zwei bis drei weitere Pflegekräfte für Lotta“, erklärt Ronja Stickel.
Auch die Sorge um die ältere Tochter Enie beschäftigt die Stickels. „Die Geschwister schwer behinderter Kinder fallen oft einfach hinten runter. Sie müssen immer hinter dem bedürftigeren Kind zurück stehen und sind doch selbst noch klein.“ Deswegen freuen sich das Elternpaar besonders, wie aufmerksam die acht Mitglieder von „Hoffnung schenken“ mit Enie umgingen. Den sehnlichen Wunsch des Mädchens nach einem Fahrrad erfüllten sie gerne.
Große Dankbarkeit
Den Kontakt zwischen der Familie Stickel und „Hoffnung schenken“ stellte Oliver Stickels Vorgesetzter bei der Firma Rexroth, Dr. Bartosz Korajda, her. Auch beim Ortspokalturnier waren Korajda und Kollegen vor Ort und halfen tatkräftig mit. „Wir sind unglaublich beeindruckt, von der großen Unterstützung, die wir erfahren und sind sehr, sehr dankbar“ betonen die Stickels. „Es ist ein gutes Gefühl, nicht alleine zu sein.“ Das achtköpfige Team vom Verein „Hoffnung schenken“ freut sich riesig über den Erfolg des Turniers.
„Alle haben Spaß dabei und freuen sich, etwas Gutes tun zu können“, resümiert Reckentin. Von dem Erlös steht als erstes die Anfertigung einer speziellen Schaukel für Lotta an, denn durch ihre Krankheit ist ihr geliebtes Hobby Schaukeln unmöglich geworden. Die neue Schaukel soll ihr den Halt und die Sicherheit bieten, die sie dringend braucht.