Überraschung in der Prunksitzung des Retzbacher Carneval Clubs: Der Elferrat samt Garden und Prinzenpaaren war kaum eingezogen, da erschienen die Könige aus dem Morgenland. Um "denen Segen zu bringen, die würdig sind". Das sei in Zellingen schwer gewesen, so die Sternensinger, da sei der Neujahrsempfang mit strafen Zeitplan und deutscher Verwaltungsgründlichkeit geplant worden. "Wir grüßen die Obrigkeit und wünschen uns mehr Beweglichkeit", verabschiedeten sich die Weisen.
Sitzungspräsident Jörg Primer präsentierte eine Premiere: Erstmals zeigte die Purzelgarde einen Marschtanz. Direkt gefolgt vom Tanzmariechen Anne Kurpanek, das scheinbar spielerisch über die Bühne wirbelte. Auch die Juniorengarde und Prinzengarde erfreuten in der Sitzung mit den klassischen Gardetänzen.
Am Frühstückstisch und in Morgenmänteln kommentierten Balthasar und Laney das Ortsgeschehen. Der Männergesangverein feiere nächstes Jahr Jubiläum und habe Mitglieder, die sich an alle 100 Jahre erinnern. Die "Weinwohlfühloase" sei im letzten Herbst geschlossen geblieben, weil der fröhliche Winzer aus dem Ruhestand in Arbeitsleben zurück geholt wurde.
Im Jubiläumsjahr "Vier mal Elf" gibt es ein Kinderprinzenpaar. Marie I. und Noah I. stritten sich bei ihrem Auftritt ein wenig, ob daheim die Frauen oder die Männer was zu melden haben. Das Jubiläumsprinzenpaar Anna I. und Stefan I. schilderte die "Sozialisation" der ehemaligen Oberfränkin, von der sogar ein sechsköpfiger Fanclub aus Bamberg angereist war. "Die Zähne einen Monat mit Wein zu putzen, war schon gewöhnungsbedürftig."
Um des "Mannes bestes Stück" drehte sich die Bütt von Manuela Lyding: "Ich wünscht', ich wär meines Mannes Wagen". Doch sei der Kerl von Scheitel bis zum Kragen so rostig wie sein Wagen. Der Motor stottere und das Unterbodenfahrgestell - manches bleibt unberichtet.
Mit ihren Showtanz "Löwenzahn am Waldrand" entführte die Purzelgarde mit Peter Lustig auf eine bunte Wiese samt Schmetterlingen, Füchsen, Hamstern und Bibern, die zum Lied "Ich und mein Holz" tanzten.
Gewohnt frech waren die Steinbergsänger Raphael und Matteo samt Opa Erwin mit seiner Gitarre. Dem "schönsten Dorf Frankens" widmeten sie das Lied "Wo die Wallfahrtskirche grüßt" und stichelten zur Geschlechterfrage: "Böse Männer gab es immer, doch ihre Frauen waren schlimmer".
Mit einem Kalender hielt "Kali" eine Art Jahresrückblick. "Meine Frau hat gekocht", bedeute das eine Kreuz, "und zwar das Wasser ab." Der September sei der denkbar schlechteste Zeitpunkt gewesen, weil da die Wallfahrer das Brünnle blockierten. Im Juni habe ihn das Scheitern bei der Fußball-WM nicht gewundert: Eine Mannschaft mit Weltmeistertitel, deren Land Änderungen der Nationalhymne diskutiert. Zum RCC-Jubiläum plauderte er aus dem Nähkästchen. Früher habe es da harte Aufnahmeprüfungen gegeben: Essen ohne Hunger, Trinken ohne Durst und beim Übergeben gute Miene machen.
"Alles ist relativ" war der Schautanz der Jugendgarde überschrieben. Ihre Formel dazu lautete allerdings 4 x 11 = RCC (statt E=mc2).
Als Pornoproduzent aus den 70er Jahren verkleidet, gab Sarah Brimer ihre Bütt "Todesschwadron am Orinoko" zum Besten. Den Namen dachte sich ihr Mann aufgrund ewiger Fragen danach spontan aus. Sie bemerkte zum geänderten Kartenvorverkauf für die Prunksitzung - nur noch vier Karten je Person - bisher hätte die ersten drei oft die Hälfte der Karten aufgekauft. Da nun manche fragten, ob auch Kinder zählen, erwarte sie einen Babyboom. Zu im Gesundheitsgarten gefundenen "Hinterlassenschaften menschlicher Art" witzelte sie: "Leute lasst den Sch....". Der in Zellingen dingfest gemachte Pferdeschänder hätte das mit "alles Glück dieser Erde" wohl falsch verstanden oder Meditieren verstanden als "mit den Tieren".
Nachtwächter Emu aus Retzstadt sang, in Retzbach sei es wie im Paradies, "eigentlich mache ich sowas nicht, aber ich brauche das Geld".
Hannes und Babette hatten ihren eigenen Blick aufs Ortsgeschehen. Das mit dem Hubschrauberlandeplatz gehe schon länger als der Berliner Flughafen, und falls er tatsächlich gebaut werde, gebe es schon Besetzungspläne. Zur Vorbereitung seien dort schon Hallen mit Klos gebaut worden. Und der "Alex" plane gar einen Burger-King in der alten Schule, mit Drive-In um den Baume. Der wahre Grund für die Lärmschutzwand: Die Retzbacher sollen das "Elend da drübe" nimmer sehen. Und der Ort habe jetzt seine eigene unendliche Geschichte - das Wallfahrts-WC.
Als EAVRZ (erste allgemeine Verbindung Retzbach-Zellingen) sorgten Jochen und Maxi mit umgetexteten Gassenhauern für Stimmung. Etwa mit der neuen Deutschen Welle zum Leben im Altersheim "mein Rollator fährt 210, uups, die Pflegerin hat mich gesehn'" oder zu einer neuen Bewohnerin - Skandal in Rosis Hose (und nicht im Sperrbezirk).
Rund um eine Zeitmaschine drehte sich der am Vortag in Retzstadt mit dem ersten Preis prämierte Tanz "Werkstatt der Wunder" des Retzbacher Männerballetts. Auch sie ließ das Publikum nicht ohne Zugabe für die Bühne. Das galt auch für die Prinzengarde, die diesmal die Ehre des letzten Auftritts hatten. Wie von den Göttern gefordert, führte Herkules Griechenland listig und tapfer aus der Armut und fand auch eine Liebste.
Die Mitwirkenden
RCC-Minis: Olivia Oestemer, Stella Gehrsitz, Chiara Frank, Lena Weisensee, Lina Wohlfart, Sophie Schmitt, Mathilda Lemmich, Leana Reith, Laura Kirchner, Mia Kirchner, Mila Krais, Selina Gubernath, Emma Popp. Trainerinnen: Verena Reith, Sabine Oestemer.
Purzelgarde: Mia Wahler, Lena Kraft, Anne Kurpanek, Shannon Gehrsitz, Finja Nottka, Filiz Tekol, Marie Kuhn, Mariella Schmitt, Tyler Herter, Marie-Adrienne Höflin, Sarah Abdelsamed, Enya Oestemer, Nele Oestemer, Selina Kleinschnitz, Laura Weisensee, Liva Kanbur, Alisia Müller, Sophia Ziegler. Trainerinnen: Kerstin Kuhn, Marina Kilian.
Juniorengarde: Leandra Oertel, Lukas Mehling, Eva Daumberger, Leandra Kummer, Jasmin Probst, Sarah Heßdörfer, Lisa Jaturat, Emma Ehrenfels, Sarah Babinsky, Emilia Privitera, Selina Fritz, Hannah Gehrsitz, Isabell Schmitt, Klara Ziegler. Trainerinnen: Martina Zull, Mara Lauer. Cotrainer: .Sarah Heßdörfer, Eva Daumberger.
Prinzengarde: Alisa Daumberger, Alyssa Gehrsitz, Annalena Fritz, Annika Kraft, Celina Gehrsitz, Celine Keupp, Christina Schmitt, Corinna Schmitt, Jennifer Probst, Jennifer Kitz, Johanna Barthelmes, Jasmin Frick, Mara Lauer, Martina Zull, Vanessa Hinner, Hannah Beyerl, Sophia Babinsky, Ulrika Preising. Trainerin: Eva Heßdörfer. Cotrainer: Alyssa und Celina Gehrsitz.
Tanzmariechen: Anne Kurpanek, Trainerinnen: Emma Ehrenfels, Sarah Babinsky, Eva Daumberger.
Männerballett: Jens Eisenmann, Christian Freier, (Gesellschaftspräsident), Markus Kuhn, Johannes Lehrmann, Kevin Mehler, Jonas Schmitt, Jochen Reinhard, Markus Weisenberger, Benedikt Phillip, Christopher Ollanketo, Florien Reith, Simon Barthelmes, Christian Schneider. Trainerinnen: Verena Reith, Kerstin Kuhn.
Bütt/Sketch: Balthasar Brimer, Laney Korndörfer, Sarah Brimer, Karlheinz Krieger, Manuela Lyding, Heribert Zull und Georg Peter.
Gesangsbeiträge: Maximilian Ziegler und Jochen Behr, Steinbergsänger: Raphael und Matteo Göldner, Erwin Kitz "Opa".
Gastbeiträge: Elmar Nun als Nachtwächter.
Aktive Elferräte: Jörg Brimer (Sitzungspräsident), Marco Kilian (2.Gesellschaftspräsident), Nico Oestemer (Elferratssprecher), Rudi Durmich, Leonhard Gehrig, Markus Herter, Erhard Lauer, Manfred Lauter, Bruno Lemmich, Alexander Pfister, Helmut Pfister, Ludwig Pfister, Dieter Reuchlein, Franz-Josef Vorwerk, Raimund Weis, Wolfgang Krieger, Andreas Seibl, Pierre Gehrsitz, Dominik Seibl (Anwärter), Jochen Reinard, Jochen Rumpel.
Passive Elferräte: Dieter Klüpfel, Dietmar Fröde, Alexander Hoffmann, Richard Schipper, Herbert Wehrmann, Waldemar Mehling.
Die Jungen Elfer: Nils Babinsky, Jean Pascal Höfling, Marlan Höfling, Felix Kummer, Frederic Heßdörfer, Noah Kilian (Kinderprinz), Julien Müller, Balthasar Brimer, Manuel Herrman, Tyler Herter, Finn Kilian, Jan Kurpanek, Lennart Ziegler.
Technik: Christian Freier (Ton), Nico Plötz (Ton), Johannes Ziegler (Ton), Markus Herter (Ton), Marco Rumpel (Licht).
Sonstige: Florian Reith (Video), Holger Leikam (FVF), Christian Freier (Fotos), Sarah Brimer (Fotos).