Anna Stolz, die Bürgermeisterin von Arnstein, will als Abgeordnete auf der Liste der Freien Wähler in den Bayerischen Landtag einziehen. Dort will sie ihre Erfahrungen in der Kommunalarbeit und ihr juristisches Wissen für das Land, die Region und vor allem für ihre Heimatstadt einbringen. Für die Freien Wähler hat sie sich entschieden, weil sie Sachpolitik vor Parteipolitik stellen will.
„Ich gebe Arnstein mit meiner Entscheidung nicht auf!“, betont die 35-Jährige, die genau weiß, dass einige ihrer politischen Mitstreiter daheim davon sehr irritiert sind. Schließlich haben diese und viele Bürger Stolz vor viereinhalb Jahren bei der Kommunalwahl als Hoffnungsträgerin gesehen und unterstützt. Doch diese versichert im Gespräch mit der Main-Post, sie sei sehr gerne Bürgermeisterin und habe sich ihre Entscheidung gewiss nicht leicht gemacht.
Stolz: In München ist mehr zu erreichen
„Ich habe in dieser Zeit viel gelernt und weiß jetzt genau, wo in der Stadt und im Landkreis an vielen Stellen der Schuh drückt“, sagt sie und ist überzeugt, dass sie in München weitaus mehr für ihre Heimat erreichen kann. Auf Landesebene sieht sie die Möglichkeit, Netzwerke für die Region zu erweitern, die auch ihrer Heimatstadt Arnstein mit ihrer Randlage zwischen den beiden Landkreisen Main-Spessart und Schweinfurt oft zu wenig Beachtung erfährt.
Die Region stärken und das Leben auf dem flachen Land attraktiver machen, hierin sieht Stolz ihre politischen Hauptziele. Es sei ein Unsinn, wenn junge Leute in die Ballungszentren mit den bekannten Verkehrs- und Wohnungsproblemen ziehen müssten. Während dort Wohnungen knapp seien, gebe es hier im Gegenteil Leerstände, dem Verkehrsinfarkt der Städte stünden auf dem Land fehlende Verbindungen gegenüber.
Bundesstraße und Bildungseinrichtungen
Die Infrastruktur in der Region verbessern ist daher eines ihrer Hauptziele. Dazu gehören ein intelligenter Öffentlicher Nahverkehr – und auch die noch immer umstrittene B26n. Dazu gehören für Stolz aber auch Bildungseinrichtungen wie das neue Programm „BIG“ ihrer Stadt, mit dem örtliche und staatliche Schulen, Vereine und Generationenprojekte ineinander greifen sollen. Zur Stärkung der sozialen Struktur des ländlichen Raums gehören für sie der Erhalt und der Ausbau örtlicher Schulen, Kindergärten und der medizinischen Versorgung vor Ort.
Hier sollen lokale Notwendigkeiten und Potenziale verbunden werden mit den Möglichkeiten der Landespolitik. Stolz wünscht sich passgenaue Lösungen, auch für die Innenentwicklung von Dörfern und Städten, damit das Miteinander auf dem Land machbar ist.
Stolz will weniger Bürokratismus
Als Juristin will Stolz ihre Fähigkeiten auch bei der ihrer Meinung nach nötigen Entbürokratisierung einbringen. Das gegenwärtige Vergaberecht bremse beispielsweise viel zu oft Aktivitäten und Verwaltungen unnötig aus, komplizierte und oft kaum durchschaubare Haftungsrechte sowie Vorschriften verunsicherten Vereine und behinderten so die Arbeit der Ehrenamtlichen. Die Folge: immer weniger Menschen wollen das Risiko einer verantwortlichen Position im Verein übernehmen.
Entbürokratisierung will Stolz auch bei der Frage um Ausgleichsflächen in der Landwirtschaft. Es sei ein Unding, sagt sie, wenn ständig zusätzlich wertvolles Ackerland geopfert werde. Stattdessen könne man auch beispielsweise konventionell genutzte Areale in ökologische umwandeln. „Eh-da-Flächen“, also in der Landschaft oder im Siedlungsbereich bereits vorhandene Flächen, die keiner konkreten landwirtschaftlichen oder naturschutzfachlichen Nutzung zu unterliegen, wie Feldraine, könnten stattdessen ökologisch aufgewertet werden.
Arnstein bleibt Lebensmittelpunkt
Stolz sieht sich mit ihren kommunalen Erfahrungen und Erfolgen, aber auch mit ihrer juristischen Ausbildung als hochkompetent für die Arbeit als Abgeordnete im Landtag. Sie werde auch als Mandatsträgerin weiterhin ihren Lebensmittelpunkt in Arnstein haben und sich aktiv mit großer Freude für die Belange der Stadt und der Region einsetzen, versichert sie. Als Kandidatin der Freien Wähler sieht sie nur dann gute Ergebnisse, wenn die Betroffenen und Akteure ohne parteipolitische Brille gemeinsam an der Sache und den Notwendigkeiten arbeiteten.