Auch in schwierigen Zeiten lässt sich kulturell etwas bewegen. Dieses Zeichen möchte die Lohrer Kulturinitiative mit der Veranstaltungsreihe "Lohr liest ein Buch – Das Wirtshaus im Spessart" setzen. Ermöglicht wurde das Projekt durch Fördermittel des Bundes. Auf Anregung des Bundestagsabgeordneten Bernd Rützel hatte Krystyna Kuhn diese Unterstützung erfolgreich beantragt. Das Thema wurde dann in Kooperation mit dem Kulturamt, dem Stattkino und der Stadtbibliothek kreativ umgesetzt.
Vor zwei Jahren fand die erste, positiv aufgenommene Lesereihe unter diesem Motto in Lohr statt. Grundlage für das jetzt geplante Projekt ist das Werk des Romantikers Wilhelm Hauff (1802-1827), in dem die Geschichte des Goldschmieds Felix erzählt wird. Er vertreibt sich zusammen mit einem Zirkelschmied, einem Studenten und einem Fuhrmann nachts in einem abgelegenen Wirtshaus im Spessart aus Angst vor Räubern mit Märchenerzählen die Zeit.
Aus diesem Text wird an zwei Abenden in der Stadthalle und der Alten Turnhalle von mehreren Schauspielerinnen und Schauspielern sowie jeweils einem prominenten Gast aus der Region gelesen. Außerdem geben dabei der Historiker Dr. Gerrit Himmelsbach, Leiter des Archäologischen Spessartprojektes, und die Leiterin des Spessartmuseums, Barbara Grimm, einen Einblick in die kulturgeschichtlichen Hintergründe des Lebens in der Region, worauf sich neben historischen Quellen und Berichten auch viele märchenhafte Geschichten und Sagen beziehen. Sie lassen bis heute den Spessart in den vergangenen Jahrhunderten als einen geheimnisvollen Kulturraum erscheinen, der geprägt war von Armut, schwierigem Alltagsleben, Gaunern, magischen Orten und düsteren Erzählungen.
Filmvorführung in Stadthalle
Die Veranstaltungsreihe beginnt mit dem Film "Das Wirtshaus im Spessart«, der auf großer Leinwand in der Stadthalle vorgeführt wird. Der Film ist sehr frei nach Motiven aus der Erzählung von Wilhelm Hauff gestaltet und zählte schon bald nach seiner Premiere zu den Sternstunden der deutschen Kinokomödie. Regisseur Kurt Hoffmann inszenierte 1957 das parodistische Geschehen um Liebe und Habgier, edle Räuber und eine behütete Komtess. Dabei lässt die musikalische Räuberballade mit Wortwitz und viel Humor erleben, wie gefährlich es sein konnte, in einer durch Sagen und schaurige Geschichten geprägten Zeit durch den dunklen Spessart zu reisen.
Das erfährt auch die Komtess Franziska, als ihre Kutsche auf dem Waldweg nach Würzburg mit einem gebrochenen Rad liegen bleibt. Arglos quartiert sich die Dame im nahen Wirtshaus ein - einer wahren Räuberhöhle.
Für Liselotte Pulver eine der unvergessenen Rollen ihres Lebens. Wie klischeehaft oder inspirierend der deutsche Heimatfilm in den 50er Jahren solche und andere Themen aufgenommen und dem Publikum präsentiert hat, darüber informiert an diesem Abend in einem einführenden Vortrag Mascha Eckert.