Das Filmforum der Volkshochschule Marktheidenfeld zeigt am Donnerstag, 12., und Montag, 16. Juli, in den Movie-Lichtspielen das Road-Movie „Ausgerechnet Sibirien“.
Ralf Huettner, der vor allem in den 1990er Jahren zu den innovativsten Filmemachern gehörte, hat sich mit dem 2010 mit einem Bayerischen Filmpreis und 2011 mit dem Deutschen Filmpreis in Gold ausgezeichneten Außenseiter-Film „Vincent will Meer“ bestens beim Publikum in Erinnerung gebracht.
Auch in „Ausgerechnet Sibirien“ spielt er mit gängigen Klischees und balanciert – auch wenn er dabei den Charme und den Hintersinn des Vorgängers nicht ganz erreicht – verhältnismäßig sicher auf dem schmalen Grat zwischen lakonischem Humor und spöttelnder Ironie.
Basierend auf Michael Ebmeyers Roman „Der Neuling“ erzählt Huettner die Geschichte von Matthias Bleuel, dem pedantischen Logistiker eines Modeversandhandels, der seit der Scheidung von seiner lebenslustigen Frau allein in seinem spießigen Reihenhäuschen lebt. Eines Tages wird er beauftragt, in Südsibirien eine Außenstelle der Firma organisatorisch auf Vordermann zu bringen. Bewaffnet mit Daunenmantel, Pfefferspray und Desinfektionsmittel macht er sich auf den Weg.
Schon die Anreise wird für den von der fremden Kultur und Sprache völlig überforderten Bleuel zu einem Alptraum. Endlich angekommen, sieht er sich allerorten umgeben von Chaos und Schlendrian und die ausufernden Wodka-Gelage der feierfreudigen Anwohner schockieren ihn zutiefst. Doch sein Dolmetscher, der Bleuels Anweisungen stets so übersetzt, wie er das im Sinne der Völkerverständigung für richtig hält, gibt ihm schnell zu verstehen, dass die Uhren in Kemerovo anders ticken. Wie sehr, begreift Bleuel, als er sich bei einem Konzert in die schorische Sängerin Sajana verliebt.
Was als Geschäftsreise begann, wird das größte Abenteuer, das Bleuel bisher erlebt hat. Ist die erste Hälfte des Filmes noch geprägt von stereotypen, an Zwischentönen nicht gerade reichen Situationen, gewinnt die schlichte Geschichte aber mit der Begegnung von Sajana und Bleuel an Tiefe und innerer Spannung.
Mit einer Mischung aus komödiantischer Leichtigkeit und Märchenton bricht Huettner aus dem Komödien-Einerlei aus und erzählt von der Annäherung an eine fremde Kultur und vom mutigen Aufbruch in ein neues Leben. Unterstützt von einem mit Katja Riemann, Armin Rohde und Michael Degen sowie russischen Darstellern vom Sankt Petersburger Theater glänzend besetzten Ensemble verleiht Joachim Król dem Typus des sympathischen Sonderlings ein unverwechselbares Gesicht.
Nächste Woche läuft im Filmforum der Volkshochschule „Monsieur Lazhar“.