Es war Weihnachten 2008, als der Lohrer Nicolas Maffini mit seiner Frau Evy, der gerade sechs Wochen alten Tochter Emma, Katze Missy und einem gesamten Hausstand nach Vikevaag auf der norwegischen Insel Rennes?y (Provinz Rogaland) zog. Die Insel liegt unweit von Stavanger, der viertgrößten Stadt Norwegens.
„In der Heimat meiner Frau wollte ich mit meiner Familie sesshaft werden“, sagt der heute 35-Jährige. Daraus klingt Liebe. Norwegen sei auch ihm Heimat geworden; die Entscheidung für dieses Land würde er sofort wieder treffen. „Und dennoch steckt bei jedem Abschied von meinen Eltern, Geschwistern und Freunden in Lohr ein Kloß in meinem Hals.“ Dank der günstigen Flugverbindung zwischen Stavanger und Frankfurt kommen die „Norweger“ zwei bis drei Mal im Jahr mit ihrer mittlerweile fünfjährigen Tochter und dem zwei Jahre alten Sohn Noah in den Spessart.
Nicolas Maffini hatte im Hotel Vogelsang in Retzbach seine Ausbildung zum Hotelfachmann absolviert. Sein fachliches Können vertiefte er in einem namhaften Hotel in Nürnberg. „Doch auf einmal packte mich die Reiselust“, erzählt er.
Berufliche Stationen führten ihn in renommierte Häuser im italienischen Venedig, nach Gstaad in der Schweiz, in die Vereinigten Emirate nach Dubai und 2003 ins „Caledonian Hilton“ im schottischen Edinburgh. Dort lernte er seine Frau kennen; sie arbeitete in demselben Hotel. Über sein berufliches Fußfassen in Norwegen sagt er, es sei problemlos verlaufen. Nach nur zwei Vorstellungsgesprächen hatte er innerhalb von vierzehn Tagen eine Festanstellung. Seit November 2011 zeichnet er als Manager im Sola Strand Hotel in Stavanger verantwortlich für Küche, Restaurant und Tagungsbereich. Deutsches Fachpersonal sei in Norwegen sehr gerne gesehen, sagt er. Auch privat habe er zu keinem Zeitpunkt Ablehnung oder Vorurteile zu spüren bekommen. „Ganz im Gegenteil“, sagt er.
Als gänzlich Fremder kam er nicht in seinem Gastland an. Bei vielen Besuchen zuvor hatte er Land und Leute kennengelernt und Bekanntschaften aufgebaut. Er nennt Norwegen „ein Land mit wunderschöner Landschaft und sehr freundlichen Menschen.“ Der Lebensstandard sei höher als in Deutschland, sagt Maffini. Die Arbeitstage seien kürzer, damit bleibe mehr Zeit für die Familie.
Zur Verständigung mit den Einheimischen sagt er: „Die Norweger wechseln sofort in die englische Sprache, wenn sie bemerken, dass ein Ausländer mit Norwegisch Schwierigkeiten hat.“ Dennoch ist er der Meinung, dass ein Einwanderer bereit sein sollte, die Landessprache schnellstmöglich zu erlernen. „Das ist ein Gebot von Respekt und Höflichkeit.“ Zudem vergrößerten fundierte Sprachkenntnisse die beruflichen Chancen.
Er selbst hatte vor seinem Umzug Unterricht bei einer Privatlehrerin genommen, um sich Grundkenntnisse der norwegischen Sprache anzueignen. Vor Ort belegte er ein halbes Jahr lang einen Intensivkurs.
Auswandern fasst Nicolas Maffini so zusammen: „Mit Kofferpacken und in einen Flieger steigen ist es nicht getan.“ Es brauche Mut, Geduld, Unvoreingenommenheit und die Bereitschaft, sich anzupassen und – bei noch unzureichenden Sprachkenntnissen – auch einen beruflichen Rückschritt in Kauf zu nehmen. Als wichtig erachtet er es, sich im Vorfeld eine Anstellung zu sichern – und damit seinen Lebensunterhalt.