Sportlich könnte es ein bisschen besser sein, die Finanzen sind solide, der Vorstand arbeitet engagiert: Der FV 1920 Karlstadt präsentierte sich auf seiner Mitgliederversammlung als gut geführter Verein, der jedoch von den allgemeinen Entwicklungen im Vereinswesen nicht verschont wird. Die Bereitschaft zur ehrenamtlichen Mitarbeit wird auch beim FV immer geringer.
„Wir wollen mehr Leute zu den Spielen und ins Vereinsheim bringen“, benannte Vorstandsmitglied Ernst Vogtmann das nicht-sportliche Dauerziel des Vereins. „Das ist uns trotz verstärkten Plakat- und Transparenteinsatzes nur teilweise gelungen, aber immerhin waren die Pressekonferenzen nach den Spielen wieder gut besucht.“ In der Kasse des Vereinsheims habe sich das allerdings nicht niedergeschlagen, so Vogtmann, was aber auch noch andere Gründe habe. Mehr Öffentlichkeit verspricht aber auch die neue Website des Vereins, „und die ist auch für Smartphones optimiert“.
Sportlich ging es für die erste Mannschaft seit der Abschaffung der Bezirksoberliga 2012 leider immer nur um den Klassenerhalt, wie Sportvorstand Helmut Schmitt bedauerte: „2012/13 war es eine extrem starke Bezirksliga mit sechs Absteigern, da war der Klassenerhalt okay. Aber in dieser Saison müssen wir endlich vom Relegationsplatz 13 runter, sonst geht's beim letzten Saisonspiel gegen Lohr um alles – und in der Relegation warten noch vier weitere unangenehme Spiele.“ Ende Juni wolle man bei der Stadtmeisterschaft eine gute Figur machen, so Schmitt.
Zur nächsten Saison kommt der neue Trainer Martin Schneider. Schmitt warnte allerdings vor übertriebenen Erwartungen: „Ich hoffe, dass wir von seiner Routine aus 379 Bundesligaspielen profitieren können.“ Einen großen Dank sprach der Sportvorstand auch dem scheidenden Trainer Harald Duhnke aus, dem sich die Versammlung mit lautstarkem Beifall anschloss.
Aus dem Bereich der Jugend berichtete Thomas Hain, der zusammen mit Stefan Scherg den FV in der Jugendfördergemeinschaft (JFG) Kreis Karlstadt vertritt. Positiv sei, dass alle Jugendmannschaften der JFG oben mitspielten. Zudem sei die JFG als Zweckgemeinschaft angesichts des schwindenden Interesses der Jugendlichen auch der richtige Weg: „Das ist immer noch unsere Jugend, wir finanzieren ihre Ausbildung, und wir müssen uns im Klaren sein, dass in Karlstadt und Karlburg 70 Prozent der Spieler aus der JFG kommen.“
Gespräche mit Fatihspor
Gleichzeitig gebe es aber auch deutliche Zeichen, dass dies in Karlstadt bald nicht mehr so sein könnte. Zum einen böte sich den Jugendlichen beim Übergang ins Aktivenalter Karlburg als höherklassige Alternative an, zum anderen werde in absehbarer Zeit kein türkischstämmiger Jugendlicher mehr aus der Jugend in die erste Mannschaft kommen. „Da profitiert dann Fatihspor von unserer Jugendarbeit, und wir bleiben auf den Ausbildungskosten sitzen.“ Immerhin hätten die Verantwortlichen bei Fatihspor die Situation erkannt, so Hain, und man sei offen für Gespräche über eine Ausbildungsentschädigung.
Ein weiteres Problem sei die Erwartungshaltung der Jugendlichen: „Die stellen Ansprüche wie die Großen, aber sie engagieren sich nicht im Verein.“ Auch werde es immer schwerer, ehrenamtliche Betreuer und Trainer zu finden. Ein Problem, vor dem auch der FV bald stehen wird: Hain und Scherg werden beide in diesem Jahr aufhören, und es wird eine der wichtigsten Aufgaben des neuen Vorstandes sein, geeignete Nachfolger zu finden.
Bescheiden zeigte sich die Frauenmannschaft: Aus einem Kader von 18 Spielerinnen bekäme man immer elf für ein Spiel zusammen. Aber die Frauen würden sich auch freuen, wenn sie dauerhaft in Karlstadt statt in Himmelstadt trainieren könnten. „Schließlich sind wir eine Mannschaft, die als FV Karlstadt antritt. Und ein paar Zuschauer mehr wären auch ganz nett.“
Solide ist die Finanzsituation des Vereins. Man habe zwar einen historischen Tiefstand auf dem Konto, das sei aber der neuen Flutlichtanlage für über 30 000 Euro und einer Steuerzahlung von 5000 Euro geschuldet. Die einstimmige Entlastung des Vorstandes war reine Formsache.
In satzungsgemäßer Stärke
Danach schritt der Verein zur Neuwahl des Vorstandes, der nach dem Rücktritt von Finanzvorstand Thomas Hain im Mai 2013 wieder auf seine satzungsgemäße Stärke von sechs Personen gebracht werden sollte. Gewählt wurden, jeweils einstimmig und per Akklamation, als Vorstand Öffentlichkeitsarbeit Thomas Fretschner und als Stellvertreter Jürgen Pastuschka. Als Vorstand Finanzen wurde Ernst Vogtmann gewählt, sein Stellvertreter ist Rainer Walter. Im Amt bestätigt wurde Sportvorstand Helmut Schmitt, als sein Stellvertreter fungiert Ralf Dirscherl. Schriftführer ist Uwe Hamm, den Vergnügungsausschuss bilden Matthias Frank, Steffen Amthor, Holger Bauerfeind und Pia Gehrsitz. Als Kassenprüfer wurden Dieter Full und Steffen Römlein bestimmt. Michael Breitenbach übernimmt die verantwortungsvolle Aufgabe, Zuschüsse einzuwerben und steuerliche Angelegenheiten zu regeln. Die Juniorenleitung wird von Vorstandsmitglied Jürgen Pastuschka mitgetragen, um den Frauenfußball kümmert sich Richard Gehrsitz. Die Platzkassierer Heinz Hirsch und Wolfgang Ehehalt vervollständigen den Kreis der Verantwortungsträger.
Anschließend bedankte sich der Verein bei verdienten Funktionsträgern, die aus ihren Ämtern und Aufgabenbereichen ausschieden: Jeweils einen Präsentkorb erhielten Thomas Hain, ehemaliger Finanzvorstand, Norbert Brust, scheidender Vorstand Öffentlichkeitsarbeit, sowie Inge Keller und Jürgen Daumberger, Teamleiter beim Betrieb des Vereinsheims.