
Die Halsbacher Gastwirtin Emma Amend ist am 7. September im Alter von 82 Jahren gestorben. Trotz langer, schwerer Krankheit schmiss sie ihre Kultkneipe "Zur Emma's Ruh" bis im Juni. Früher, mit einer Blütezeit in den 80ern und 90ern, war die Kneipe der Treffpunkt schlechthin für die Jugend aus Halsbach, Wiesenfeld, Steinfeld, Hausen bis nach Waldzell und Ansbach. Stammgast Ingo Röder aus Wiesenfeld sagt über die Verstorbene: "Sie war ein unheimlicher herzlicher Mensch und immer für die Leute da."
Ihr Mann Anton, der sie zuletzt unterstützt hatte, starb einen Monat vor ihr. Das Herzenswunsch-Hospizmobil des BRK erfüllte ihr den letzten großen Wunsch, bei seiner Beerdigung dabei sein zu können, obwohl sie schon auf der Palliativ-Station lag. So wurde sie im Krankenbett in die Kirche, auf die Beerdigung und hinterher zum Tröster gefahren. Der Ehe von Emma und Anton Amend entsprangen vier Kinder, acht Enkel und acht Urenkel.
Emma Amend, geborene Schmitt, war gelernte Hauswirtschafterin. Die Halsbacherin half im Sommer in der elterlichen Landwirtschaft, im Winter verdiente sie Geld in der Firma Paulisch in Lohr. Ihren Anton, der als Schiedsrichter in der Gegend bekannt war, kannte sie schon als Kind, 1962 funkte es dann zwischen den beiden, wie sie anlässlich ihrer Goldenen Hochzeit erzählten. 1963 heirateten sie in Mariabuchen. Das junge Ehepaar zog nach Sendelbach, bis 1967 das Eigenheim in Halsbach fertig war.
1978 öffnete "Emma's Ruh" und wurde bald zur Kultkneipe
1978 dann machte Emma ihre "Emma's Ruh" auf. Zunächst Speisegaststätte, entwickelte sie sich schnell zu einer Kultkneipe. Es gab Hamburger und Belegte, später auch Pizza. Peter Kohlhepp aus Wiesenfeld erinnert sich, dass "die Emma" jeden Tag aufhatte, sonntags sei es ab 13 Uhr gerappelt voll gewesen. Vor einem Beatabend habe man sich selbstverständlich zuerst bei der Emma getroffen, um dort zu besprechen, wohin es gehen soll. Bis zu 80 Leute, schätzt er, seien mitunter gleichzeitig bei ihr zu Gast gewesen.

Aus Wiesenfeld lief die Jugend hinüber oder fuhr mit dem Mofa, später dann auch mit dem Auto. An der Sparkasse in Wiesenfeld trafen sich Fahrgemeinschaften, um nach Halsbach zu fahren. "Wenn jemand an der Sparkasse saß, wusste jeder, der will zur Emma", erinnert sich Kohlhepp. "Das war wie ein Wohnzimmer für viele." Manche wurden hinterher auch von ihr heimgefahren.
Wer kein Geld hatte, schrieb seine Schulden auf den Bierdeckel
Bei der Emma gab es früher, dank ihrer Tochter, immer die neuesten Videofilme. Auch tagsüber wurde mitunter abgedunkelt und 50 Mann saßen versammelt vor einem aufgehängten Fernseher. Natürlich wurden auch EM- und WM-Spiele bei ihr geguckt. Beliebt waren zudem verschiedene Videospiele wie Arkanoid. Bis zuletzt standen Kicker und Billardtisch bei ihr, auch einer Dartscheibe durfte nicht fehlen. Es wurde viel geschafkopft und eine Musikbox gab es auch.
Wenn man kein Geld hatte, wurde auf einen Deckel geschrieben. Sie habe eher ab- als aufgerundet und habe einem für den Heimweg immer noch ein Pfläumle mitgegeben, erinnert sich Ingo Röder. "Eigentlich war sie zu gut für die Welt." Pizza hat sie extra dick belegt, weil sie es gut meinte, für Kinder gab es ein Duplo.
Kneipeneigenes Sparmodell für Weihnachten
Wer sein Wechselgeld nicht gleich wieder brauchte, für den gab es früher kleine Tresore auf seinen Namen. In die konnte man die Münzen stecken und an Weihnachten wurde das Geld dann an den jeweiligen Sparer ausbezahlt.
Insgesamt hat sich die letzten 30 Jahre wenig an der Kneipe verändert. Nur die Öffnungszeiten verringerten sich. Hatte sie in den letzten Jahren nur noch abends auf, so wurde zum Schluss nur noch nach Bedarf aufgemacht, etwa für die Fußballer und andere Stammgäste.
Das Requiem für die Verstorbene findet am Freitag, 20. September, in der Halsbacher Kirche statt. Anschließend ist die Urnenbeisetzung. Auf ihren Wunsch hin backt die Familie für Stammgäste anschließend Pizza.