Viele nachhaltige Projekte realisiert wurden im vergangenen Jahr über das Regionalbudget, das in den Gemeinden der Sinngrundallianz eine engagierte ländliche Entwicklung fördern und die regionale Identität stärken soll. Die maximale Fördersumme des Amtes für ländliche Entwicklung von 100 000 Euro konnte 2020 mit 18 Projekten und 98 000 Euro fast vollständig abgerufen werden. Auch heuer sind 18 Projekte aus allen sechs Allianz-Kommunen angetreten, um sich Fördergelder aus dem 100 000 Euro-Topf zu sichern. Dem Pfandbechersystem "Sinngrundbecher" ist das schon gelungen.
Das Projekt wird mit 4630 Euro unterstützt und startet am 20. September in fünf Kommunen. Bereits auf der Prioritätenliste platziert, schaffte es das umweltbewusste und auf Nachhaltigkeit ausgelegte Projekt souverän auf den ersten Platz. Und so kam es dazu:
Der Fellener Detlef Weimer betreibt mit Ehefrau Roswitha in seinem Heimatort "Witti`s Backtreff". Im beliebten Kommunikationsort ist der ‚Coffee to Go‘ der Renner. Zwar landen die benutzten Plastikbecher in den Müllkörben, doch die Menge der Trinkgefäße aus Kunststoff ließen Weimer nachdenklich werden.
Bei Recherche schockierende Zahlen gefunden
Bei Recherchen im Internet stieß er auf schockierende Zahlen: Pro Stunde werden in Deutschland 320 000 Einwegbecher weggeworfen – das sind 2,8 Milliarden Becher pro Jahr. Die Becher, die in der Natur landen, bauen sich nur sehr langsam ab, am Ende bleibt der Kunststoff übrig. Dieser zersetzt sich mit der Zeit zu Mikroplastik, dringt in den Boden ein und landet am Ende in der Nahrungskette. "Schockierend", fand Detlef Weimer. Zusätzlich enthalten viele konventionelle Coffee-to-go-Becher gesundheitsschädliche Chemikalien, wie eine aktuelle Studie zeigt.
Deshalb reifte in dem Backtreff-Betreiber die Idee, einen Mehrwegbecher für Kaffee zum Mitnehmen nicht nur in seinen Laden, sondern im gesamten Sinngrund anzubieten. Hier wollte er aber keinen Becher aus Plastik, sondern einen aus natürlichen Rohstoffen, der gut für die Umwelt und biologisch abbaubar ist. "Ich stellte mir eine Innovation aus der Natur vor", erklärte Weimer. Beim Hanauer Anbieter "Nowaste" wurde er fündig: Dieser bietet Trinkbecher an, die aus Baumsaft gefertigt sind, den bei der Papierherstellung gewonnenen Reststoff. Dieser kann über ein Pfandsystem in verschiedenen Geschäften abgegeben werden.
Angesprochene Läden und Cafés sagten spontan zu
Weimer kontaktierte Geschäfte, Läden und Bistros aus dem gesamten Allianzbereich, um sie von seiner Geschäftsidee zu überzeugen. Neben seiner Frau Roswitha, die den Backtreff in Fellen führt, waren auch die jeweiligen Inhaber der Bäckerei Kleespies (Burgsinn), der Cafés Müller (Burgsinn) und Klein & Fein (Rieneck), des Dorfladen Aura sowie des "Cafffé3" in Obersinn von Weimers Idee begeistert und sagten ihre Teilnahme spontan zu.
Die Vorteile dieser "Tree-Cup" genannten Bechers sind überzeugend: Biologisch abbaubar, verrottet wie Holz, Mehrweglösung, Entsorgungskosten sinken drastisch, Entsorgung einfach über Kompostmüll, spülmaschinengeeignet, für Kalt- und Heißgetränke geeignet, aus natürlichen Rohstoffen, langlebig, geprüft und zertifiziert, für Lebensmittel unbedenklich, komplett CO2-freundlich hergestellt, stapelbar, dickwandig und stabil. Als Farbe für den Sinngrundbecher wählte man "apfelgrün" und durch das Logo erhält er seinen Wiedererkennungswert. Der Pfandeinsatz beträgt einheitlich drei Euro. Einige der Protagonisten bieten auch einen Rabatt beim Einsatz des Mehrwegbechers an.
Plan: 10 000 Plastikbecher pro Jahr sparen
Mit 1000 Sinngrundbechern möchten die sechs Teilnehmenden ab 20. September das Projekt starten. Sie erwarten eine Einsparung von mindestens 10 000 Plastikbechern pro Jahr. Die Geschäftsinhaber bedankten sich beim öffentlichen Vorstellungstermin uneingeschränkt bei ihrem "Motor" Detlef Weimer, der die meiste Arbeit des Projekts stemmte.
Über das Regionalbudget werden 80 Prozent der Projektkosten gefördert, sagte Allianz-Vorsitzende Bürgermeisterin Zita Baur und dankte namens der Vereinigung. Sie lobte die ausgezeichnete Netzwerkidee des Sinngrundbechers, die nachhaltig und umweltbewusst maßgeschneidert für die Region steht. Wer sich noch am Pfandbechersystem "Sinngrundbecher" beteiligen möchte, kann sich bei Detlef Weimer melden.