Einen privaten Start- und Landeplatz für seinen Hubschrauber will sich Egon Sawizki bei Retzbach einrichten. Darüber wurde im Gemeinderat kontrovers diskutiert, am Ende stimmten die Räte mit elf zu acht Stimmen zu. Genehmigungsbehörde ist aber das Luftamt Nordbayern.
Wie Egon Sawizki im Gemeinderat erklärte, fliegen er und seine Frau im Sommer bei passendem Wetter mit einem Kleinhubschrauber (Fama Jetcopter K209) zur Arbeit ins 170 Kilometer entfernte Kirchheim in Hessen. Dort ist die Restaurantgruppe Sawizki KG Franchisenehmer von McDonalds-Restaurants. Zudem ist Egon Sawizki Geschäftsführer der Firma Fama Helicopters mit Sitz in Retzbach.
Bisher starten und enden die Flüge am Luftlandeplatz Giebelstadt. Der Platz in Retzbach käme zum Einsatz, wenn es schnell gehen muss. Im Antrag ist von bis zu 40 Start- und Landevorgängen im Jahr die Rede.
Geplant ist der Hubschrauberlandeplatz samt Ausweichplatz auf Wiesen hinter den landwirtschaftlichen Maschinenhallen an der ehemaligen Bundesstraße in Richtung Himmelstadt. Stehen bleiben werde der Helikopter da nicht, so Sawizki. Er werde entweder gleich weiterfliegen oder in eine der Hallen gestellt, mit deren Eigentümer er sich einig ist.
Das Genehmigungsverfahren für den Start- und Landeplatz ist beim nordbayerischen Luftamt an der Regierung von Mittelfranken angesiedelt. Diese wird dabei auch den Immissionsschutz beurteilen, der auch im Gemeinderat diskutierte wurde.
„Das ist eine zusätzliche Lärmquelle, die sich zu anderen addiert“, fand Gemeinderat Wolfgang Rupp. Als es vor Jahren um eine Quadstrecke in einer alten Sandgrube ging, habe sich gezeigt, wie sensibel das Thema sei. Auch dürfe ein Helikopter nicht in einer landwirtschaftlichen Maschinenhalle abgestellt werden. Er sah eine Parallele zur abgelehnten Schiffsanlagestelle in Zellingen. Diese hätte der Gemeinde auch nichts gebracht.
Der Antragssteller verwies daraufhin auf das Lärmzeugnis des Hubschraubers, ein solches bekämen nur leise Modelle. Daraus zitierte schließlich Stefan Wohlfart: Typisch sind 73 Dezibel, bei Volllast 83 Dezibel. Zum Vergleich: Das entspricht größenordnungsmäßig einem Benzinrasenmäher, Motorsensen sind lauter. Zudem erklärte Sawizki, das Geräusch trete nur kurzzeitig auf, der Start dauere keine 90 Sekunden. Sorgen um den Boden machte sich Günther Krönert. Die Wiese wird bis auf Gitterelemente aus Kunststoff nicht befestigt. Er fragte deshalb nach Wartungsarbeiten und Tankvorgängen. Beides wird laut Sawizki in Retzbach nicht erfolgen. Auch sei ausgeschlossen, dass Öl oder Kraftstoff austreten.
„Dort wird nur unser Hubschrauber landen dürfen“, betonte der Antragssteller zudem. Einer Nutzung durch andere private oder gewerbliche Piloten müsste er zustimmen. Bei Hubschraubern von Rettungsdienst und Polizei sei das anders, die dürften grundsätzlich auf allen geeigneten Grundstücken landen, auch jetzt schon auf der fraglichen Wiese.
Während die Planungen der Gemeinde für Straßen- und Schiffsverkehr der Allgemeinheit dienen, gehe es hier um ein Einzelinteresse, argumentierte Jürgen Keller. Dabei gebe es im Umfeld schon eine gute Infrastruktur für Flugbewegungen. „Stimmen wir jetzt zu, würde ich mich beim Nächsten schwer tun abzulehnen.“ Stefan Wohlfart stellte schließlich einen Geschäftsordnungsantrag auf Ende der Debatte, der eine Mehrheit fand. Bei der eigentlichen Abstimmung waren vor allem die Räte der CSU und freien Bürger dafür und die der SPD und Grünen dagegen.