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Homburg
Mit dem Fischerschelch auf kleiner Fahrt
Günter Hegmann kontrolliert eine Reuse. Die Spannung steigt, ob im Netz etwas 'zappeln' wird.
Foto: Günter Reinwarth | Günter Hegmann kontrolliert eine Reuse. Die Spannung steigt, ob im Netz etwas "zappeln" wird.
Günter Reinwarth
 |  aktualisiert: 07.07.2024 02:35 Uhr

Genau um 6.05 Uhr löst Günter Hegmann am Rand des Altwassers das Seil seines Fischerschelchs. Am Heck des Wasserfahrzeugs startet er den Motor und steuert das Boot hinaus in den "Mee". Nebel liegt an diesem frühen Junimorgen über dem Fluss. Die Sicht beträgt gerade mal ein paar hundert Meter.

Wir passieren Steuerbord das Schloss Homburg, das im Gegenlicht der aufgehenden Sonne einen bizarren Anblick bietet. Auf der Maintalstraße beginnt der Berufsverkehr, die ersten Zementzüge sind unterwegs."Wir fangen heute von unten an", schlägt Hegmann vor und steuert sein Fischerboot mainabwärts - dorthin, wo er die ersten Reusen kontrollieren möchte. Hegmann übt in dritter Generation das Fischrecht auf dem Main aus. Er ist Mitglied der Fischer- und Schifferzunft Marktheidenfeld, die sich immer wieder um einen neuen Fischbesatz kümmert. Zum Teil werde dieser aus dem Verkauf von Angelkarten finanziert.

Wie aufgezählt präsentiert sich ein Schwarm von Nilgänsen auf der Steingrenze eines Altwassers. Gelegentlich sucht ein Fischreiher vor unserem Schelch das Weite. Zwei Schwäne lassen sich beim Grundeln nicht stören.

Hegmann drosselt den Motor, als wir die erste acht Meter lange Reuse "anfahren". Mit geschickten Händen zieht er diese Meter für Meter aus dem Fluss. Bei dem "Passagier" von der Zeitung kommt Spannung auf. Hegmann meldet Fehlanzeige. Erst bei der nächsten Reuse "zappelt" etwas im Netz. Es sind ein paar kleine "Meefischli", die allerdings wieder ins nasse Element befördert werden, weil sie wirklich zu klein sind, als dass sie auf den Küchenzettel passen.

Wir fahren die Reuse Nummer drei an. Günter Hegmann möchte nicht spekulieren, ob er sich über einen besseren Fang freuen darf. Ein paar Aale findet er in dem langen Netzwerk. Auch diese sind zu klein, um sie mit nach Hause nehmen zu können. Erst in einer der nächsten Reusen verdient unser Fang ein "Petri Heil" – weil ein "fangreifer" Aal sein nasses Element verlassen musste. Viel später, oberhalb von Homburg, darf er zwei weitere dieser "aalglatten Fische" der Reuse entnehmen.

Ein seltener Fang: Flusskrebse sind normalerweise nachtaktive  'Krustentiere',  die auf dem Grund des Mains unterwegs sind.
Foto: Günter Reinwarth | Ein seltener Fang: Flusskrebse sind normalerweise nachtaktive "Krustentiere", die auf dem Grund des Mains unterwegs sind.

Hegmann steuert seinen Schelch ziemlich nahe ans linke Flussufer, wo völlig klares Wasser einen Blick auf den Grund möglich macht. Im ersten Moment kommen uns die vielen kommunalen Kläranlagen in den Sinn, die den Main sauberer gemacht haben. Die Großschifffahrtsstraße "Rhein-Main-Donau-Kanal" soll ursächlich mit dafür stehen, dass es nach wie vor verschlammte Laichplätze und versandete Wasserbauten gibt, ist gelegentlich von Mainfischern zu hören. Nicht dienlich sei der Fischerei ferner der Umstand, dass leere Reusen von den Schiffen auf dem Grund hin- und her geworfen werden.

Lange vor der Kanalisation des Mains soll der Fluss nach Einschätzung von Fischereibiologen das fischreichste Gewässer "nach dem Nil" gewesen sein. Warum das heute anders ist, das begründet der langjährige Fischereifachberater des Bezirks Unterfranken, Dr. Peter Wondrak, mit der veränderten Gewässerstruktur in Zusammenhang mit dem Rhein-Main-Donau-Kanal. Nach seiner Auffassung verhindern der von den Schiffen verursachte Wellenschlag und die Gewässerverölung die Fortpflanzung wertvoller Fischarten wie Hecht, Zander, und Karpfen. Günter Hegmann bringt ferner die Kormorane als ungeliebte Fressfeinde ins Spiel.

"Schau mal, hier ist der Biber zu Hause", deutet Hegmann auf ein weißes Astwerk, das ein paar Steinwürfe unterhalb von Trennfeld über dem Flussufer hängt. Biber mögen Rinden offensichtlich lieber als "Meefischli".

In Erinnerung wird Günter Hegmann sein wohl größter Fang vor gut zehn Jahren bleiben, als ein 43 Kilo schwerer und 183 Zentimeter langer Waller für besonderes Fischerglück sorgte. Bleibt noch zu erwähnen, dass die Fahrt mit dem Fischerschelch im Morgengrauen mit einem Fang belohnt wurde, der relativ selten im Main zu finden ist. Es war ein Flusskrebs, den Hegmann aus der Reuse holte und nach einem "Kamera-Klick" wieder ins nasse Element zurücksetzte.

 
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