Man setzt sich in den Sitz, tritt Kupplung- und Bremspedal, schaltet den Motor an, lässt die Bremse los, die Kupplung kommen und fährt los. Aber in der Fahrschule Heidingsfelder in Marktheidenfeld passiert dies in den ersten Fahrstunden nicht in einem echten Auto.
Seit Neustem gibt es dort einen Fahrsimulator. Fahren lernen 2.0 eben, nicht mit Lehrer im klassischem Fahrschulauto, sondern mit Bildschirm und Anweisungen von einer Computerstimme. Thorsten Heidingsfelder, Leiter der Fahrschule, ist sich sicher, dass ein Simulator sinnvoll ist.
Für den Computer investierte Heidingsfelder 20 000 Euro. Der Fahrlehrer begründet seinen Kauf damit, dass die Schüler stressfreier Grundlagen erlernen und Automatismen bilden. Aus Erfahrung weiß er, dass viele Fahranfänger bis zum späten Nachmittag Schule haben. An dem Simulator können die Fahrschüler auch im Winter immer im Hellen fahren.
Anfänge in einem Auto
Der Computer besteht aus drei Bildschirmen. Diese zeigen verschiedene Umgebungen, zum Beispiel Stadt oder Landstraße. Mit einer zusätzlichen Software können die Schüler auch Nacht- und Autobahnfahrten machen. Die Fahranfänger können außerdem einstellen, ob sie mit oder ohne Verkehr fahren wollen. Ein grüner Punkt weist den Fahrschülern den Weg.
Über Kopfhörer lernen die Schüler die ersten Schritte. Wie stelle ich den Sitz und die Spiegel ein? Wie finde ich den Schleifpunkt der Kupplung? Wann schalte ich in welchen Gang? Wenn der Fahrschüler zu schnell fährt, weist die Stimme aus dem Kopfhörer ihn darauf hin, langsamer zu fahren.
Heidingsfelder ist sich sicher, dass die Schüler besser lernen, wann sie einen Schulterblick machen müssen. An dem mittleren der drei Bildschirmen ist eine Kamera angebracht. Diese filmt den Fahrschüler. Wenn er einmal einen Schulterblick vergisst, wird er sofort über Kopfhörer darauf hingewiesen, beim nächsten Mal daran zu denken.
Durch den Simulator sparen sich die Fahrschüler Zeit und Geld. Vier bis fünf Fahrstunden mit Lehrer im Fahrschulauto braucht der Schüler dann weniger. Außerdem kostet eine Fahrstunde im Simulator 40 Prozent weniger als eine normale.
Thorsten Heidingsfelder erklärt, er könne die Schüler mit dem Simulator besser auf die Gefahren im Straßenverkehr vorbereiten. Die Fahranfänger können sich austesten. Kommt der Schüler etwa von der Fahrbahn ab, kann er danach trotzdem beruhigt weiterfahren. Die Angst werde den Schülern dadurch genommen und sie seien nicht so überfordert. Bei den ersten Stunden ist auch bei den simulierten Fahrten ein Lehrer dabei, danach kann der Schüler aber alleine fahren.
Hat ein Fahranfänger beispielsweise Probleme mit dem Rechtsabbiegen, wiederholt der Computer diese Übung immer wieder. „Dann macht der Schüler das bis zum Erbrechen“, sagt der Fahrlehrer und lacht. Einige Schüler haben den Simulator schon getestet. Bei den Fahranfängern sei die neue Art des Lernens gut angekommen.
Nur Ergänzung zur Ausbildung
Seine acht Fahrlehrerkollegen waren anfangs etwas skeptisch. Heidingsfelder aber betont, dass der Computer nur eine Ergänzung zur Ausbildung ist. „Der Simulator soll keinen Fahrlehrer ersetzen, sondern die Qualität verbessern.“