Ein bewegtes Leben hat der Stettener Kilian Krebs hinter sich, er hat mehrere Berufe ausgeübt und mehrfach seinen Wohnsitz zwischen dem Werntal und der Mainmetropole Frankfurt gewechselt. In seinem Geburtsort feiert er am Freitag 90. Geburtstag.
"Ich kann's selber nicht glauben", staunt Kilian Krebs über sich, wenn er auf seine 90-jährige Lebenszeit zurückblickt. Einige Ereignisse sind mittlerweile unendlich weit weg und dann doch wieder zum Greifen nah, als wären sie gestern geschehen.
Geboren wurde er in einem der ältesten Wohnhäuser Stettens, das 1538 erbaut wurde und nun fast 500 Jahre alt ist. Auch heute lebt er noch dort mit seiner Ehefrau Elfriede. Mit 19 Jahren ging es dem gelernten Schreiner wie vielen im Jahr 1951: die Lehrzeit in Thüngen war beendet, der Gesellenbrief in der Tasche, doch Arbeit gab es für den jungen Mann keine in der Umgebung. Von einem Mitarbeiter des Arbeitsamts bekam er den Tipp, in Frankfurt eine passende Stelle zu suchen. Kurzentschlossen schwang sich Kilian auf sein altes Fahrrad und radelte über 100 Kilometer in die große Stadt. Doch auch da war es nicht einfach. Bei mehr als 20 Betrieben fragte er persönlich an, von einem wurde er dann angenommen.
Vier Monate im Gipsbett
Fünf Jahre später traf ihn ein Schicksalsschlag: Aufgrund einer Wirbelsäulenerkrankung musste er viele Monate im Würzburger König-Ludwig-Haus im Gipsbett liegen. Zum Glück hielt seine Verlobte Elfriede fest zu ihm, auch als er nach der Behandlung seinen Beruf aufgeben musste und als "Frührentner" gerade einmal 60 Mark Unterstützung im Monat bekam. 1957 heirateten die beiden und zogen nach Stetten ins Elternhaus. Dort wurden die beiden Töchter geboren.
Aber 1963 stand der nächste Wechsel an. Die Schwiegermutter im hessischen Kelkheim starb und ließ eine unversorgte Familie zurück. Deshalb zog man dort hin und Kilian arbeitete als Hausmeister im Frankfurter Main-Taunus-Zentrum. Wieder zehn Jahre später starb nun Kilians Vater und somit begann die "Zweite Stettener Phase". Beruflich war er nun bei der Arnsteiner Firma Preh, als Lagerist bei Neckermann in Würzburg und später als Hausmeister im Würzburger Marienheim.
Heimliche Leidenschaft
Mitte 40 fand Krebs den Mut, seine heimliche Leidenschaft intensiver zu pflegen: das Malen. Er nahm privaten Unterricht bei Paul-Werner Klug und entwickelte sich im Lauf der Zeit zu einem geschätzten Maler, der seiner Heimat eine ganze Reihe von liebevollen und eindrucksvollen Bilder aus Stetten und der Umgebung geschenkt hat. Daneben wagte er sich auch als detailgetreuer Kopist an Werke der "Großen Künstler" wie beispielsweise Carl Spitzweg heran, was ihm viel Anerkennung verschafft hat.
Der Kunst diente Kilian auch gemeinsam mit dem verstorbenen Elmar Döll, die über viele Jahre hinweg die Hobbykünstlerausstellungen im Karlstadter Rathaus oder im Stettener Pfarrheim zu den Weinfesten organsierten. Heute sammelt er außerdem Erinnerungsstücke aus Haus und Hof.
Zu seinem 90. Geburtstag gratulieren ihm nun nicht nur Nachbarn und Freunde, sondern vor allem die Familie mit seiner Ehefrau, den beiden Töchtern, sieben Enkeln und 15 Urenkeln.