Statt eines Amen wird kräftig gehupt und bei den Fürbitten antwortet die Lichthupe. Zudem schallt die Stimme des Rockmusikers Mick Jagger am Sonntagmorgen aus mächtigen Lautsprecherboxen am Schwimmbadparkplatz in Burgsinn. Was war denn da los? Zum österlichen Autogottesdienst der evangelischen Kirchengemeinde waren rund 300 Besucher in mehr als 100 Autos und Kleinbussen gekommen.
Pfarrerin Sabine Schlagbauer setzte gemeinsam mit ihrem Kirchenvorstand und circa 30 Helfern die Idee eines modernen Drive-in-Gottesdienstes um. Die Resonanz war positiv. Diese Möglichkeit, Gottesdienst in Pandemie-Zeiten zu feiern, wurde sehr gut angenommen. Das Motto "Rolling Stone" lockte Gäste aus der Region und aus dem benachbarten Hessen sowie ein Fernsehteam des Bayerischen Rundfunks an.
"Derzeit hätten wir in unserer Dreieinigkeitskirche nur eine beschränkte Zahl Gläubige einlassen dürfen", sagte die engagierte Pfarrerin. "Die an Ostern üblichen 150 Besucher hätten wir nicht untergebracht. Da haben wir mit dem Autogottesdienst die sichere Variante gewählt". Ankündigungen in Presse, Apps, sozialen Medien sowie diversen Radiosendern sorgten für eine gute Werbung.
Altar auf dem Lkw-Anhänger
Schon bei der Einfahrt gab es für jedes Auto eine Ostertüte, die mit einem Liedblatt zum Mitsingen, einem Aufsteller mit der Osterbotschaft, einer Kerze mit Becher und zwei Ferrero-Kugeln als Sinnbild des "Rolling Stone" gefüllt war. Die Feuerwehr lotste die Autos in abstandsgerecht angeordnete Parkreihen. Alle Mitwirkenden und Helfer trugen Schutzmasken und unterzogen sich vorher einem Corona-Schnelltest. Sogar das Rote Kreuz war einsatzbereit. Die Firma "Sinngrund-Event" sorgte mit den auf dem gesamten Platz verteilten Lautsprechern für die Beschallung.
Der Altar für Pfarrerin Schlagbauer fand auf einem Lkw-Anhänger Platz, ebenso wie das Keyboard des Organisten Wolfgang Rausch. Daneben platzierten sich in Abständen acht Bläser des Posaunenchors, die unter der Stabführung von Matthias Dobler den musikalischen Part innehatten. Die Besucher – meist zwei oder drei Familienmitglieder – blieben während des ganzen Gottesdienstes in ihren Autos. Die Fenster durften nur einen Spaltbreit geöffnet werden. Lautstarkes Mitsingen war erwünscht.
Zu Beginn erschallte gemäß des Gottesdienstmottos der Rolling-Stone-Hit "Blinded by rainbows", der Bezug auf Karfreitag nimmt: "Von Regenbögen geblendet, ..., siehst du das Licht? ... Sieh das Antlitz Christi, betritt das Paradies." Die Pfarrerin empfahl den Blick auf den rollenden Stein zu legen, der vor dem Grab weggerollt wurde. "Mit dem Stein ist etwas ins Rollen gekommen", lautete die Kernbotschaft ihrer Predigt. "Mit Gottes Hilfe können wir auch die Steine, die im Leben auf unseren Schultern lasten, bewältigen."
Die Hupe ersetzt das Amen
Margit Heid und Ulrich Willecke trugen Psalm und Lesung vor. Pfarrerin Schlagbauer und Edith Roth sprachen die Fürbitten. Als Antwort wurde statt des üblichen "Herr erbarme dich" die Lichthupe betätigt. Beim "Amen" durften besonders die Kinder für den lieben Gott auf die Hupe drücken. Dank der großen Lautsprecher war der Gottesdienst in ganz Burgsinn zu hören. Darüber freuten sich Gläubige, die zuhause auf den Balkonen mitfeiern konnten.
Die Besucher der Ostermesse waren begeistert und zeigten sich dankbar, wieder einmal in größerer Gemeinschaft Gottesdienst feiern zu dürfen. Vor der disziplinierten Abfahrt wartete noch der Klingelbeutel: Coronagerecht musste dafür der lange Apfelpflücker her, dem die Gäste gern ihre Gabe überließen.
Die nächste Open-Air-Veranstaltung hat Pfarrerin Schlagbauer schon geplant. Am Feiertag Christi Himmelfahrt, 13. Mai, lädt sie um 10.30 Uhr zu einem Gottesdienst mit Picknick im Burgsinner Park ein.