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Lohr
Mit dem Amphibientaxi ins sichere Laichgewässer
Eine Kamera hat Familie Kreser immer im Gepäck, um die wandernden Amphibien fotografisch festzuhalten.
Foto: Thomas Kreser | Eine Kamera hat Familie Kreser immer im Gepäck, um die wandernden Amphibien fotografisch festzuhalten.
Bearbeitet von Frank Zagel
 |  aktualisiert: 20.03.2021 02:16 Uhr

Wenn sich andere Kinder noch einmal im Bett umdrehen, bevor am Morgen der Wecker zur Schule klingelt, sind Magdalena und Matthias Kreser schon im Naturschutzgebiet am Sendelbacher Romberg unterwegs, um im Frühjahr Amphibien einzusammeln. Bereits seit vier Jahren tragen die Geschwister für den Bund Naturschutz Frösche, Kröten und Lurche über die Pflochsbacher Straße zu ihrem Laichgewässer, dem Stadlersee.

Es regnet und stürmt stark an diesem Samstagmorgen. Ein perfektes Wetter für Amphibien, erklären die Geschwister. Früh aufstehen ist für Magdalena und Matthias kein Problem – nicht, wenn es um das Wohl von Tieren geht. Zu Schulzeiten sind die Geschwister bereits vor 7 Uhr auf den Beinen. Etwa 20 Minuten benötigen sie, um die Kriechtiere hinter den angebrachten Schutzzäunen aus den Eimern einzusammeln und auf der anderen Seite der Straße wieder auszusetzen.

Schneller Einsatz

Normalerweise geht es danach mit dem Zug nach Gemünden in die Schule. Oder eben jetzt direkt zum Online-Unterricht vor den Laptop. "Wir wollen die Tiere nicht so lange im Eimer sitzen lassen", sagt Magdalena. "Das ist Stress." Für etwa sechs Wochen im Jahr ist Familie Kreser im Einsatz.

Ricarda und Thomas Kreser erzählen, dass Umweltschutz bei der Erziehung ihrer Kinder eine große Rolle spiele. Als die Familie vor einigen Jahren viele Amphibien im Bereich der bereits abgebauten Schutzzäune entdeckte, nahmen sie Kontakt mit dem Ortsverband des Bunds Naturschutz auf. Dessen Vorsitzender Torsten Ruf fragte, ob die Kresers sich nicht langfristig um die Tiere am Romberg kümmern möchten.

Für Magdalena und Matthias Kreser gehört Umweltschutz zum Alltag dazu. Scheu, einen Springfrosch anzufassen, haben die Geschwister nicht.
Foto: Frank Zagel | Für Magdalena und Matthias Kreser gehört Umweltschutz zum Alltag dazu. Scheu, einen Springfrosch anzufassen, haben die Geschwister nicht.

Tierfe werden gezählt

"Da mussten wir nicht überlegen", sagt die Sendelbacherin. Seitdem sind die Geschwister ab Anfang Februar jeden Morgen am Romberg – mittlerweile meistens alleine mit dem Fahrrad. Jedes Tier wird gezählt. Diese Angaben übermittelt Familie Kreser an die Naturschutzbehörde. Im vergangenen Jahr beförderten die Kinder mit ihrem "Amphibien-Taxi", wie sie es nennen, 151 Kröten, 84 Frösche und 7 Molche. Dieses Jahr waren es bisher insgesamt 52 Tiere.

Die meisten Fragen beantworten die beiden Geschwister ohne zu überlegen. Matthias hat bereits in der Schule ein Referat über Amphibien gehalten. "Die Tiere verlassen nach der Geburt ihr Laichgebiet am Stadlersee, weil es zu klein ist, und wandern in den Wald", erklärt der Zehnjährige. "Wenn die Amphibien dann selber laichen, wandern sie wieder dahin zurück, wo sie geboren wurden." Seine elfjährige Schwester ergänzt, dass die Tiere über einen inneren Kompass verfügen, der sie direkt zu ihrem Laichgewässer lotst.

Kröte oder Frosch?

Vor dem Anfassen der Kröten warnen die Geschwister: "Die sondern ein Sekret zur Verteidigung ab, das an den Händen brennt", erklärt Magdalena. Frösche dagegen können auch mal auf die Hand genommen werden. Die Unterschiede zwischen Kröten und Fröschen zu erkennen, bedarf für den Laien schon eines genauen Hinsehens. Magdalena und Matthias können darüber nur schmunzeln: "Kröten sind viel größer und können auch nicht springen wie die Frösche", erklärt Matthias.

Alle Amphiben sind geschützt und wichtig für die Umwelt. Sie fressen Schadinsekten und dienen wiederum als Nahrung für Greifvögel und Störche. Wenn die Tage wieder trockener werden und sich kaum noch Amphibien in den Eimern befinden, werden die Krötenzäune abgebaut. Doch Langeweile kommt bei den Kresers nicht auf. Den Sommer über gibt es genügend andere Umweltschutz-Projekte, bei denen sich die aktive Familie mit einbringt.

 
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