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Homburg
Mit Blick aufs Himmelreich: Heiraten in Homburg ist gefragt
Bei Touristen und Ausflüglern ist das Winzerdorf am Main von jeher beliebt. Neuerdings hat es auch bei Heiratswilligen einen guten Ruf. Wird Homburg zum "Hochzeitdorf"?
Alex Spahn und Anne-Kathrin Bruch stießen auf dem Homburger Weinfest auf eine gemeinsame Zukunft an.
Foto: Günter Reinwarth | Alex Spahn und Anne-Kathrin Bruch stießen auf dem Homburger Weinfest auf eine gemeinsame Zukunft an.
Günter Reinwarth
 |  aktualisiert: 03.12.2019 11:32 Uhr

Als eines der schönsten fränkischen Weinnester gilt der ehemalige Marktflecken am Homburger Kallmuth bei Schoppenfreunden aus nah und fern schon lange. Neuerdings hört man immer öfter, dass der 1400-Seelen-Ort auch ein „Hochzeitsdorf“ sei. Was sind die Gründe, dass immer mehr Brautpaare, die nicht einmal ihren Wohnsitz in Triefenstein haben, hier ihr Aufgebot bestellen, Hochzeit feiern und „nahe am Himmelreich“ ihre ersten Schritte in die Ehe gehen?

Bürgermeister Norbert Endres, der von Amts wegen auch Standesbeamter ist, hat dafür einige Antworten parat. Dass junge Leute für den Tag, an dem sie den Tausch der Ringe planen, nach Orten mit attraktiver Umgebung und mit entsprechend großen Lokalitäten für die Hochzeitsfeier suchen, ist bekannt. Im Februar vergangenen Jahres hatte Triefensteins Gemeinderat darüber diskutiert, was man neben dem Trauzimmer im Lengfurter Rathaus als weitere „standesamtliche Lokalität“ anbieten könne. Bei allen drei Fraktionen wurde die Homburger Schlosskapelle ins Auge gefasst. Die Schlosskapelle ist ein Kleinod, das vor dem Bau der Burkarduskirche den Homburger Katholiken sogar als Pfarrkirche diente und das erst jüngst vom „Kulturverein Schloss Homburg“ restauriert wurde. Der Gemeinderat nahm das Personenstandsgesetz zur Hilfe und widmete die Schlosskapelle als weiteres „Standesamt“.

Postkartenidylle beim Blick vom Schloss ins Maintal

Triefensteins Rathauschef erlebt immer wieder, dass Brautpaaren buchstäblich „die Augen aufgehen“, wenn sie nach dem Ringetausch aus der Kapelle hinaus in den Schlosshof treten – und in das „Himmelreich“ blicken. Himmelreich heißt der Bergrücken an der Urpharer Mainschleife, der geografisch größtenteils zur Gemarkung Triefenstein gehört. Der Blick ins Maintal über Homburgs Dächer hinweg bietet eine Postkartenidylle, die durchaus Platz in dem von Viktor von Scheffel getexteten Frankenlied finden könnte.

Historischer Romantik begegnet man im weiteren Geviert am Rande des mächtigen Gebsattel-Schlosses aus dem Jahr 1569 – dem Wahrzeichen Homburgs. Dass der gepflasterte Schlosshof einmal ein „Freiluft-Fernsehstudio“ des Bayerischen Rundfunks für die bundesweit ausgestrahlte Sendung „Junger Wein und alte Lieder“ war, wird nicht jeder Hochzeitsgast wissen. Weithin bekannt ist dagegen das Homburger Weinfest – ein Besuchermagnet, der bis zu 20 000 Gäste nach Homburg zieht.

In dem über hundert Jahre alten Bergfried, ein Eckpunkt des gepflasterten Platzes, war einst das Dorfgefängnis untergebracht. Heute findet der Besucher dort in der Turmstube eine Galerie der Homburger Weinprinzessinnen und kann zudem einen herrlichen Panoramablick genießen. Die mächtige Schlossscheune, die gerne auch „Homburgs Kulturtempel“ genannt wird und immer wieder für Hochzeitsfeiern gebucht wird, schließt den malerischen Platz mit dem Schlosshof und den schattigen Schlossgarten ab.

Anna Weis und Mirko Diener ließen sich in der Homburger Schlosskapelle trauen.
Foto: Günter Reinwarth | Anna Weis und Mirko Diener ließen sich in der Homburger Schlosskapelle trauen.

Als sich kürzlich die ehemalige Homburger Weinprinzessin und gelernte IT-Systemkauffrau Anna Weis und der Industrie-Mechaniker Mirko Diener aus Erlenbach in der Schlosskapelle vor der Standesbeamtin Christine Dornbusch das Ja-Wort gaben, feierte das Paar mit 84 geladenen Gästen in der herrlich dekorierten Schlossscheune ihre Hochzeit. Neben Dornbusch und  Bürgermeister Norbert Endres gibt es mit Geschäftsleiter Florian Hoh und Barbara Kohlhepp zwei weitere Standesbeamte.

Papierscheune wird von Auswärtigen gerne genutzt

Die zur Papiermühle gehörende Papierscheune ist nach dezenter Restaurierung eine weitere Lokalität, in der festliche Hochzeiten stattfinden. In diesem Jahr waren es bereits zehn Brautpaare aus dem Würzburger, Wertheimer und Aschaffenburger Raum, die ihre Feiern in der Papierscheune ausgerichtet haben.

Es gibt weitere Gründe, warum Homburg als Hochzeitsdorf in Frage kommt. „Hier ist alles vor Ort“, sagt Eva-Maria Erhard, geb. Kuhn, die im vergangenen Jahr von Bürgermeister Endres mit Dr. Felix Erhard getraut wurde und ebenfalls das Ambiente der Papierscheune zum Feiern wählte. Das heute in Schweinfurt wohnende Ehepaar erinnert sich: „Unsere Gäste waren von Homburg total begeistert!“ Die  Erhards ließen sogar ihre Hochzeitsfotos am Kallmuth mit dem „Schokoladenblick“ auf das Schloss und das Maintal machen. Ihre Hochzeitsreise nach Alaska wird nachgeholt, da zwischenzeitlich Söhnchen Jakob auf die Welt kam.

Beliebter Ort zum Heiraten: das Standesamt Schlosskapelle in Homburg.
Foto: Günter Reinwarth | Beliebter Ort zum Heiraten: das Standesamt Schlosskapelle in Homburg.

Dass Homburger Wein das Miteinander fördert, das zeigen die Besucherscharen bei Veranstaltungen im Winzerdorf. Beim diesjährigen Jubiläums-Weinfest stießen auch Alexander Spahn und Anne-Kathrin Bruch nach der Trauung im Lengfurter Rathaus (während des Weinfestes bleibt die Schlosskapelle geschlossen) auf dem Schlossplatz mit einem  Gläschen Homburger Kallmuth auf eine glückliche Zukunft an. Die Patchwork-Familie mit drei Kindern,  die heute in Gambach zu Hause ist, kommt gerne nach Homburg.

Alex Spahn, der bei der Industrie- und Handelskammer in Würzburg beschäftigt und in Franken ein bekannter Schlagzeuger ist, hatte schon mit den „Spessarträubern“ beim  Homburger Schoppen-Festival gastiert. Seine Frau ist eine enge Freundin von Michaela Fürböter, der Chefin des Weinguts Martin, in deren Eventraum am Homburger Burkardusplatz noch in diesem Jahr die Hochzeit „nachgefeiert“ wird.

Bettenangebot wird absehbar erweitert

Manche Brautpaare legen wert darauf, dass ihre Gäste auch vor Ort übernachten können. Das Bettenangebot wird sich bald durch ein Projekt in der Homburger Glasergasse erweitern. Dort segnete der Triefensteiner Gemeinderat einen Bauantrag für ein Mehrfamilienhaus mit „zwölf gewerblich zu vermietende Ferienwohnungen“ ab.

Zum Heiraten gehört natürlich auch ein schickes Outfit mit allem, was an „Accessoires“ für den „Festtag des Lebens“ dazu gehört. Auch hier hat Homburg aufgerüstet. Im vergangenen Jahr wurde das Hochzeitsstudio „Märchenhaft“ eröffnet, das Brautkleider und viel „märchenhaftes Zubehör“ anbietet. Inhaberin Corinna Behr ist der Meinung, dass sich „in jeder Frau irgendwo eine kleine Prinzessin versteckt“.

Langeweile zwischen den Mahlzeiten muss bei den Hochchzeitsgästen auch nicht aufkommen. Im Angebot sind Führungen durch die Papiermühle oder in die Weinberge, Weinproben , Sagenwanderungen oder ein Streifzug mit dem Nachtwächter. Natürlich kann jeder selbst durch den Weinort bummeln – zu entdecken gibt es erstaunlich viel.

In der Schlossscheune in Homburg ist alles für die Hochzeitsfeier gerichtet.
Foto: Günter Reinwarth | In der Schlossscheune in Homburg ist alles für die Hochzeitsfeier gerichtet.
 
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  • B. R.
    Das ist doch toll! Noch vor 2 Jahren, als ein hier geborener BMW-Ingenieur aus München in der Schloßscheune, des schönen Ambientes wegen heiraten wollte, bekam dessen Vater vom Bürgermeister zu hören, daß ein "Hochzeitstourismus" nicht gewünscht wäre. Die Gemeinde hatte damals anscheinend keinen Finanzbedarf!.
    Hoffentlich entwickelt sich daraus jetzt etwas.
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