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Lohr
Mit 90 schreibt Alfons Ruf noch Lohrer Geschichte
Bearbeitet von Günter Weislogel
 |  aktualisiert: 02.04.2019 13:59 Uhr

»Ich habe Glück gehabt, so alt geworden und geistig noch da zu sein. Ich bin zufrieden und muss zufrieden sein«, sagt Alfons Ruf. Er hat über Jahrzehnte hinweg als Architekt das Gesicht der Stadt Lohr und ihre Kommunalpolitik mitgeprägt. An diesem Samstag wird der Träger des Ehrenrings der Stadt Lohr 90. Seinen Geburtstag will er im familiären Kreis feiern.

Der ehemalige Vollblutkommunalpolitiker hat sich längst zur Ruhe gesetzt. Sein renommiertes Bauingenieurbüro führen Sohn Matthias und dessen Cousin Wolfgang weiter. Und aus der Kommunalpolitik hat sich Alfons Ruf schon 1986 vor allem aus familiären Gründen zurückgezogen. 1956 war er als 27-Jähriger und Jüngster über den letzten Platz auf der CSU-Liste in den Lohrer Stadtrat gekommen - für 30 Jahre.

Aufbau nach Kreissitz-Debakel

Nach dem Kreissitzdebakel 1973 war Ruf mit die treibende Kraft, den CSU-Stadtverband aufzulösen und die Main-Spessart-Union zu gründen.

Er führte ihre Stadtratsfraktion. Im Main-Spessart-Kreistag saß er von 1972 bis 1986, ab 1978 als weiterer Stellvertreter des damaligen CSU-Landrats Erwin Ammann. Dass Lohr den Kreissitz an Karlstadt verlor, konnte er nie ganz verwinden, vor allem nicht die Machenschaften von ehemaligen Parteifreunden. Aber nach Jahrzehnten räumte er auch die Mitschuld eines früheren Lohrer Bürgermeisters und letzten Lohrer Landrats ein.

Als Sohn des Sendelbacher Maurers Franz Ruf geboren, hatte er noch von der Schulbank des Gymnasiums in den Krieg ziehen müssen. Im Mai 1945 schlug er sich zu Fuß von Cottbus nach Lohr durch, um der Kriegsgefangenschaft zu entgehen. Im elterlichen Baugeschäft lernte und half er. Nach dem Abitur 1949 studierte er an der Technischen Hochschule München Bauingenieurwesen, machte 1953 sein Diplom und sich drei Jahre später selbstständig. Anfang der Sechziger Jahre holte er seine Prüfung als Architekt nach.

Stadtbildprägende Bauten

Nach seinen Plänen entstanden beispielsweise die Sparkasse am Marktplatz und die Raiffeisenbank an der Rechtenbacher Straße, das neue Rathaus und die Tiefgarage am Schlossplatz, Bau- und Edeka-Märkte und viele Bauten für Rexroth. Ruf hat die frühe Lohrer Altstadtsanierung eingeleitet, bemerkenswerte Umbauten und Fachwerksanierungen stolzer Lohrer Häuser betreut. Große Vorhaben waren beispielsweise die Renovierung der Stadtpfarrkirche St. Michael und der Umbau des ehemaligen Kapuzinerklosters zum Bruder-Konrad-Haus.

Alfons Ruf wandert nur noch wenig, aber einmal in der Woche geht er zum Stammtisch. Und mit Hilfe seiner 1958 geehelichten Frau Helene, geb. Caspers, die ihm drei Kinder schenkte, schreibt er weiterhin als Heimatforscher. Aus seiner Feder stammen das Grundlagenwerk über 1200 Jahre Lohr, eine Baugeschichte der Stadtpfarrkirche St. Michael, und auch die Familiengeschichte der »Rueffen«.

Er brachte die Neuausgabe des ältesten Lohrer Buchs von Hans Blum heraus und gehörte zu den Autoren des Werks über die 800-jährige Geschichte von Pflochsbach und Sendelbach, hinterließ seine Geschichte der Kreisreform und eine Zusammenfassung über Sonnen- und Turmuhren, Chronometer in Lohr. Zu seiner Veröffentlichung über 600 Jahre Mariabuchen verfasst er derzeit wichtige Ergänzungen. Unter anderem folgt er den Spuren der Madonna von der Lohrer Judenschule.

Sein Wissen und seine Erfahrung geht nicht verloren und sein Einsatz für die Stadt Lohr und die Verbesserung ihrer Zentralität gerät auch nicht in Vergessenheit. Der Diplom-Ingenieur hätte in seinen Glanzzeiten das Zeug zum Politiker gehabt. Aber er entschied sich für Lohr und für seine Familie.

 
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