
Wie heißt es so schön? "Am Ende wird alles gut. Und wenn es nicht gut ist, kann es auch noch nicht das Ende sein." Nun, am Ende ist alles gut: Die Gäste sind satt (mehr als 35 hat die Premiere nicht angelockt), das Publikum bedankt sich artig mit Applaus und scheint zufrieden. Für die fünf Akteure auf der Bühne gibt es je eine rote Rose, für Regisseurin Iris Kratzer gar einen ganzen Blumenstrauß. Was erwartet man mehr von einem unterhaltsamen Komödienabend in der Spessartgrotte.
"Es ist nur eine Phase, Hase" ist ein junges Stück. Das Buch der Berliner Kolumnisten Maxim Leo und Jochen-Martin Gutsch erschien 2018 und wurde 2021 mit Christoph Maria Herbst und Christiane Paul verfilmt. Die Bühnenfassung von Stefan Vögel erschien gar erst in diesem Jahr. Es ist eine Art Komödienstadel im Gewand von Comedy und ein bisschen Slapstick, wabert zwischen "Hells Bell" von ACDC und Hexenschuss, "Final Countdown" und "Forever Young".
So erfährt man aus der schnellen Abfolge mehr oder weniger witziger Weisheiten, dass Altersteilzeit die Palliativstation der Berufswelt ist, dass Lehrer alles wollen, nur nicht belehrt werden und dass manch ein Mann nicht mal einen Staubsaugerbeutel einsetzen kann. Just an seinem 50. Geburtstag schlittert "Mischa" in die Alterskrise und mutiert zum Alterspubertierenden. Er kauft sich ein sündteures Carbonrad und nimmt den Fahrradhelm gerade noch zum Schlafen ab. Das führt zu Verwerfungen. Wer es noch nicht weiß, der erfährt dabei endlich einmal, was eine Milf ist und warum Viagra-Klaus mit seinem Penis spricht. Nun, denn.
Drei neue Gesichter im Spessartgrotten-Ensemble
Allemal interessant sind drei neue Gesichter im Spessartgrotten-Ensemble: Mit Daniele Vassileva stellt sich eine deutsch-bulgarische Schauspielerin vor, die einst in Würzburg Wirtschaftswissenschaften studierte und parallel schon in verschiedenen Häusern spielte. Zuletzt trat sie in der Komödie am Kai in Wien auf. Sie präsentierte sich sehr temperamentvoll, mit facettenreicher Mimik und ausgeprägter Körpersprache, auch wenn die recht klischeehafte Rolle nicht so recht zu ihr passen mag. Mit "Celebration" setzt sie allerdings einen fulminaten Schlusspunkt.

Neu ist auch Ralf Winkel, dem es schon eher gelingt, den etwas blasseren Gegenpart zu Spessartgrotten-Tausendsassa Timo Dassinger zu geben. Er spielt an der Seite von Andrea Feuchtenberger aus Nürnberg, die schon an einem Dutzend Produktionen der Spessartgrotte mitwirkte.
Der Dritte im Bunde der Neulinge kommt aus Berlin und stand bisher überwiegend auf norddeutschen Bühnen: Moritz Kurtz weiß in der Rolle des altklugen Medizinstudenten zu gefallen und zeigt durchaus auch komödiantisches Talent – unter anderem bei dem Highlight der Aufführung schlechthin, einer überraschenden Inszenierung zu "Spiel mir das Lied vom Tod".
Timo Dassinger geht in seiner Rolle auf
Hauptdarsteller Dassinger in Langenprozelten vorzustellen, hieße Eulen nach Athen tragen: Der Stockstadter, Jahrgang 1988, ist seit Abschluss seiner Ausbildung bei der Actors Company in Aschaffenburg vor elf Jahren quasi festes Mitglied im Spessartgrotten-Ensemble. Ob Trübsal blasend oder überdreht – er geht wie gewohnt in allen Facetten seiner Rolle auf. Ihm gebührt es auch festzustellen: "Am Ende wird alles gut ..."

Die Premiere ist freilich nicht das Ende, sondern der Anfang einer Serie von Aufführungen. Die nächsten sind nach Weihnachten, Freitag und Samstag, 27. und 28. Dezember und an Silvester, 31. Dezember. Im Januar folgen weitere sechs, von Februar bis April weitere sieben.