
Gendern ist sinnvoll, es sorgt für sprachliche Klarheit, sagt Michl Müller: "Es macht schon einen Unterschied, ob du von der Leiter fällst oder von der Leiterin". Der 52-jährige Kabarettist trat am Montag mit seiner Best-of-Show vor rund 650 Gästen Publikum auf der Scherenburg auf. Es war die erste Veranstaltung der laufenden Festspielsaison, die ausverkauft war.
Michl Müller, bekannt auch als "Dreggsagg", ist einer, dessen Akkus immer zum Platzen voll zu sein scheinen. Er ist ständig in Bewegung, rast über die Bühne, hin und her, her und hin. Wenn er spricht (und er spricht ständig) fuchtelt er wild mit den Armen und unterstreicht seine Worte mit karikierender Gesichtsmimik.
"Moderne" Eltern passen nicht in sein Weltbild
Während die Stimmung auf der Scherenburg nicht besser sein könnte, ist sie allgemein gesehen in Deutschland nicht so gut. Und wer ist an allem schuld? Die Grünen. Doch Müller, der schlechte Stimmung und negative Auslegungen nicht mag, findet auch an dieser Partei noch optimistisch stimmende Entwicklungen. Beispielsweise, dass Annalena Baerbock auf die Kanzlerkandidatur verzichtet hat.
Ach ja, der Sommer. Doch sogar diese wundervolle, warme Jahreszeit hat ihre Tücken. "Nicht schön" findet Müller, wenn seine Nachbarn – nackig - im Garten arbeiten. Trotzdem: Ein Lied gibt das dann doch noch her.
Nicht ganz in Müllers Weltbild passen moderne Eltern, die ihre Kinder überbehüten und stets auf eine gesunde Ernährung achten. "Wir waren früher allein auf dem Spielplatz, da waren keine Eltern dabei, wir haben gewippt bis die Wippe verreckt war", blickt er zurück und stimmt sogleich sein berühmtes Gelbwurst-Lied mit der Fleischereifachverkäuferin an.

Schließlich klärt Müller sein Publikum noch darüber auf, was es mit Dildo- und Dessousabenden auf sich hat, macht deutlich, warum Männer im Haushalt versagen müssen und macht sich über das durchgeplante Leben der jungen Generation lustig. Mit dem Lied, "Des is mein Weg, den muss ich gehn", verabschiedet er sich nach 75 Minuten in eine halbstündige Pause.
Wenn Ärzte Operation und Obduktion verwechseln
Danach ist nichts mehr so, wie es vorher war. Es regnet. Müller flüchtet unter ein kleines Zeltdach am Bühnenrand, zieht sein Programm aber weiter durch. Irgendwoher bekommt er einen Schirm gereicht, so dass er wieder über die Bühne rasen kann, ohne nass zu werden. Hin und her, her und hin. Zwischenzeitlich haben Helfer einen großen Schirm in der Bühnenmitte aufgebaut. Da steht Müller jetzt drunter, erzählt über "Ünnerhose" und hat passenderweise gleich ein Lied dazu im Gepäck.
Wer glaubt, Müller würde nur über banales Zeug schwadronieren, der irrt gewaltig. Er gibt auch Einblick in den Medizinbereich. Ärzte, so weiß er, saufen oft. Da kann es schon mal vorkommen, dass die vorgesehene Operation mit einer Obduktion verwechselt wird. Was Müller gar nicht gefällt, sind Tätowierungen und Piercings. Aber das ist am Montagabend auf der Scherenburg in Gemünden nicht von Bedeutung, denn dort sind ihm zufolge eh nur die Schönsten da. "Sexyness hat einen Namen – Gemünden", ruft er ins hochbegeisterte Publikum und stimmt das Lied "Sexy sind wir doch alle irgendwie, Baby" an.
Schmetterlinge im Bauch können auch nur Hunger sein
Herzzerreißend auch sein Lied über die Ingwerreibe, die natürlich nicht aus schnödem Stahl gefertigt ist. "Ja, weißt du, warum ich bei dir bleibe, du hast eine Ingwereibe, aus Porzellan, das macht mich an." Dieses Lied war Müller zufolge eigentlich als Beitrag zum Eurovision Song Contest in diesem Jahr gedacht. Dass es nicht angenommen wurde – nun ja. Jedenfalls hat er bereits ein neues geschrieben, das bei McDonald's entstanden ist. Darin heißt es: "Ich schau dich an, hab tausend Schmetterlinge im Bauch, eieieiei, des muss der Hunger sei."
Das Publikum klatscht begeistert und fordert eine Zugabe. Müller erfüllt den Wunsch seiner Fans gerne. Mit einem Medley seiner Lieder klingt der Abend eine Stunde vor Mitternacht aus.
