Das Mehrgenerationenhaus (MGH) in Binsfeld bangt um finanzielle Zusagen des Bundesfamilienministeriums (BMFSFJ): Ab 2022 könnte die Unterstützung des Bundes um 10 000 Euro und somit um ein Viertel geringer ausfallen. Diese ziemlich ernüchternde Auskunft hat vor kurzem der Sprecherrat des „Bundesnetzwerks Mehrgenerationenhaus“ in einem Gespräch mit der zuständigen Referatsleitung des BMFSFJ erhalten, schreibt der Bundestagsabgeordnete Alexander Hoffmann in einer Pressemitteilung. „Das wäre ein herber Rückschlag für unsere wichtige unterstützende Arbeit, gerade in der Corona-Zeit“, kritisiert Stefanie Heßdörfer. Sie ist die Leiterin des Mehrgenerationenhauses in Binsfeld und stellvertretende Vorsitzende im Landesnetzwerk sowie Bundesdelegierte.
„Unsere Nutzerzahlen haben sich nicht reduziert, da wir statt Präsenz- auf Distanzangebote umgestellt haben. Täglich haben wir 26 Essen auf Rädern, und 30 Senioren erhalten Betreuungen oder Hilfe im Haushalt pro Woche – Tendenz steigend, gerade in der Hilfe im Haushalt.“ Derzeit gebe es zudem eine Warteliste von 20 Personen. Deshalb werde man ab März zwei neue Hauswirtschafterinnen einstellen. „Alles auf der Grundlage, dass wir mit den angekündigten Mitteln vom März 2020 auch rechnen können“, ergänzt Heßdörfer. Außerdem helfe eine Familienpflegerin in Familien, wo die Mutter krank geworden sei. „Auch sie ist im Dauereinsatz“, berichtet Stefanie Heßdörfer. „Viele Familien verlassen sich auf uns.“
Heßdörfer hat sich daher an Wahlkreisabgeordneten Alexander Hoffmann gewandt und ihn um Unterstützung gebeten, schreibt Hoffmann in der Mitteilung weiter. Der CSU-Parlamentarier habe umgehend die Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) aufgefordert, die geplante Mittelkürzung schnellstmöglich zurückzunehmen. „Im Frühjahr vergangenen Jahres erst wurde der Förderzeitraum für die Mehrgenerationenhäuser erstmals auf acht Jahre verdoppelt“, erläutert Alexander Hoffmann auch in seiner Funktion als Vorsitzender des Bundestags-Unterausschusses „Bürgerschaftliches Engagement“. Damit habe man für alle Beteiligten deutlich mehr Planungssicherheit geschaffen. Zudem war der Bundeszuschuss um 10 000 Euro auf 40 000 Euro pro Jahr erhöht worden. Hoffmann kritisiert die Bundesfamilienministerin deshalb scharf: „In einem Rundschreiben vom 31. März 2020 an alle Abgeordneten hatte sich Frau Giffey für die Zuschuss-Erhöhung feiern lassen – jetzt bangen die Betroffenen, ob die Zusagen der Ministerin auch eingehalten werden.“
Das Mehrgenerationenhaus Binsfeld ist eines von deutschlandweit 535 geförderten Häusern und das einzige vom Bund unterstützte Mehrgenerationenhaus im Landkreis Main-Spessart.