Der Meteor Club in Triefenstein, das markante Boot, hat wieder geöffnet. Die beiden Corona-Jahre seien "eine verdammt schwierige Zeit gewesen, die uns massiv strapaziert hat", erzählt Julia Steffen vom Meteor Club. "Am ersten Wochenende haben wir die Füße hochgelegt, uns dann aber überlegt, was wir machen können", sagt Niklas Ludorf, der kleine Bruder von Julia Steffen.
Die Lösung: Livestreams im Internet auf der Streamingplattform "Twitch". Damit brachten sie die Party aus ihrem Boot direkt in die Wohnzimmer der Zuschauerinnen und Zuschauer. Am Anfang hatten sie eine Kamera, die auf das DJ-Pult gerichtet war. Special-Effects gab es keine. Und dennoch kamen schon die ersten Streams recht gut an. Nach und nach haben sie die Ausstattung erweitert: mehr Kameras, mehr Lichttechnik, Nebelmaschinen.
"Wir hatten eine gigantische Reichweite", sagt Steffen. Mit den Streams hätten sie Menschen von 14 bis 65 Jahren erreicht, teilweise waren sie aus Großbritannien oder den Vereinigten Staaten zugeschaltet. "Das ist ein schönes Gefühl, so eine Bandbreite von Leuten zu haben", sagt die 40-Jährige.
Der Meteor Club ist für die Geschwister kein Beruf, sondern ein Hobby
Die DJs legten "alles Mögliche" auf, von 80ern bis zu elektronischer Musik. Und samstags spielten regelmäßig Bands im Meteor Club. "Wir haben freitags aufgebaut für DJs, Samstag morgens wieder abgebaut und für Bands wieder aufgebaut", so Ludorf. Dabei sind Steffen und Ludorf voll berufstätig. Niklas Ludorf arbeitet bei der Bundeswehr, Julia Steffen ist als Speditionskauffrau tätig.
Der Hauptberuf gehe immer vor. Doch den Meteor Club sehen sie gar nicht als Nebenjob, "sondern als Leidenschaft", so der 27-Jährige, der sich selbst als "hobbymäßiger Workaholic" bezeichnet. Doch ohne die Unterstützung der Familie könnte die letzte verbleibende Disco in Main-Spessart wohl kaum am Laufen gehalten werden. Am Boot und bei den 5000 Quadratmetern Außenfläche gebe es immer etwas zu tun. "Das ist sehr zeit- und kostenintensiv", so Steffen. Das waren die Livestreams während Corona ebenfalls.
Livestreams während Corona mit Eventcharakter
"Mit der Zeit sind die Livestreams komplett eskaliert", sagt Ludorf. Die Zuschauerinnen und Zuschauer konnten Geld spenden und damit eine virtuelle Ereigniskarte ziehen. Dann mussten die DJs etwa einen Schnaps trinken, mit Backofenhandschuhen oder Handschellen auflegen, sich die Haare färben oder schneiden lassen.
"Wir haben jeden Stream zu toppen versucht", sagt Ludorf. So kamen Ereigniskarten dazu, bei denen die DJs sich die Beine waxen lassen mussten oder das als eklig bekannte Fischgericht Surströmming essen mussten. "Wir haben den Spaßfaktor in die Wohnzimmer gebracht, es war eine Comedy-Show, für die Pro Sieben oder RTL II kein besseres Drehbuch hätten schreiben können", sagt Steffen.
Das habe Laune gemacht, aber auch viel Kraft gekostet. Vor allem aufgrund der ständig wechselnden Regelungen. Fast wöchentlich habe Steffen mit dem Anwalt telefoniert, Verträge oder Regeln geschrieben. Dass die neuen Vorgaben immer sehr kurzfristig bekannt gegeben wurden, habe Steffen am meisten geärgert. "Wie kann man innerhalb von einem Tag einen Club reaktivieren?", fragt sie sich. "Da hängt so viel dran, von der Putzfirma über Getränkelieferanten bis hin zu Catering-Firmen."
Wie es 2022 für das Meteor weitergehen soll
Und jetzt, da die Corona-Regeln deutlich lockerer sind? Bei den ersten öffentlichen Veranstaltungen habe sie "die Zurückhaltung definitiv noch gemerkt", so Steffen. "Vor Corona waren es andere Partys, die Leute waren offener; es kamen mehr", ergänzt Ludorf. Doch Steffen möchte gar nicht, dass das Boot voll ist. Corona sei nicht vorbei, sie habe eine Verantwortung den Gästen und Mitarbeitenden gegenüber.
Am Samstag feierte DJ Fajo sein zehnjähriges Jubiläum. Ansonsten werden bis August wohl nur private Veranstaltungen stattfinden. Denn das Meteor ist für Steffen und Ludorf nicht ein Club oder eine Disco, sondern eine Event-Location: Dort finden auch Firmenfeiern, Hochzeiten oder Geburtstagsfeiern statt. "Wir wollen besondere Momente schaffen", so Steffen. Für sie sei es besonders berührend, wenn Hochzeiten von Paaren stattfinden, die sich im Meteor kennengelernt haben.
Im Herbst und Winter sollen wieder mehr öffentliche Feiern stattfinden. Doch es bleibt die Ungewissheit, wie sich die Corona-Pandemie entwickelt.