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LOHR
Messerundgang mit Altersleiden
Ferdinand Heilgenthal
 |  aktualisiert: 26.04.2023 21:40 Uhr

Alt werden möchte jeder, aber das Alt sein bringt bisweilen einige Probleme mit sich. Ein Thema, das nicht zuletzt aufgrund des demografischen Wandels immer mehr in den Blick gerät. Grund genug für die Häuser des Klinikums Main-Spessart, bei den Besuchern der MSP-Expo im Rahmen eines Thementages mit verschiedenen Informationen und Aktionen um Verständnis für ältere Menschen zu werben und den Senioren wiederum Hilfestellung zu geben.

So erläuterte in einem Vortrag Dr. Volker Heinbuch, Leitender Arzt der Geriatrie in Marktheidenfeld, die Wichtigkeit der Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung, die man möglichst frühzeitig abschließen sollte. Hier gebe es noch viel Aufklärungsbedarf, erklärte er im anschließenden Gespräch. Er rät, sich im privaten Umfeld zusammenzusetzen und sich zu fragten: „Was wollen wir eigentlich?“
 

Fotoserie

Es gebe gutes Informationsmaterial im Buchhandel, beim Vdk, bei Behörden und sozialen Einrichtungen. Dort seien auch die entsprechenden Formulare erhältlich. Heinbuch rät von einfach gehaltenen Anträgen ab und empfiehlt das Formblatt des Bundesjustizministeriums (siehe auch www.bmjv.de).

Gespräch in der Familie führen

Seine Erfahrung aus den Rückmeldungen der Patienten und Besucher ist die, dass viele Menschen einfach dem Krankenhaus und dem Arzt vertrauen und nicht damit rechnen, dass etwas geschehen könne, worauf sie keinen Einfluss mehr haben. Man solle sich im Verwandtenkreis schon fragen, in welchem Sinne sich der Vater oder die Oma im Alter ihr „Leben“ definiert hätten, was sie also selbst wünschten, wenn sie noch darüber bestimmen könnten.

Wie sich das „Alter“ anfühlt, konnten die Besucher am Stand der Seniorenheime Gemünden und Marktheidenfeld ganz praktisch und hautnah erfahren. Margit Laracuente aus Gemünden legte den Kandidaten, beispielsweise Maler Andy Albert (33, Altfeld) und seinem 19-jährigen Lehrling Manuel Blank (Frammersbach) verschiedene Gurte mit Gewichten an, wie man sie vom Kraftsport kennt. Dazu kam eine getönte Brille, um die nachlassende Sehschärfe zu simulieren und ein Ohrenschützer für die Schwerhörigkeit.

Nach ersten etwas unsicheren Schritten bewegten sich die beiden durchtrainierten Handwerker relativ sicher und normal in ihrem Umfeld. Lediglich der mit einem Gewicht einseitig belastete Unterschenkel sei „lästig“ gewesen, meinten die beiden übereinstimmend. Genau das aber erleben ältere Menschen, wenn Muskelgewebe und Knochensubstanz abbauen und die Gelenke nicht mehr so wollen wie früher. Das führe zu einseitiger Belastung und Schonhaltungen und dann kommen oftmals zusätzliche Behinderungen durch plötzliche Erkrankungen wie Schlaganfälle oder Stürze dazu.

Der Geschäftsleiter der Kreis-Seniorenheime, Kurt Brandenstein, zitierte einen Mittfünfziger, der nach dem Test sagte: „Jetzt verstehe ich den Vater, wenn er sich über das Bücken und Heben beklagt, weil es ihm so schwer fällt.“

Nach dem Zuspruch an den Informationsständen zu urteilen, ist es immer mehr Menschen ein Anliegen, gut für das Alter vorzusorgen. Das geschehe zunehmend nicht nur finanziell und materiell, sondern auch juristisch und mit Blick auf die Betreuung und das individuelle Umfeld, meinte Brandenstein. Auch bei der Tagespflege seien starke Zuwächse zu verzeichnen. Dabei werde natürlich zuerst nach der Finanzierung gefragt, danach was die Krankenkasse bezahlt und wie hoch der Eigenanteil ist – was zeige, dass sorgenfreies, betreutes Älterwerden doch auch wieder mit Geld zu tun hat.

Mit „Alter“ im übertragenen Sinne hatte auch das zweite Schwerpunktthema am Freitag auf der Expo zu tun: mit alten Handwerkstechniken. Die Maler und Lackierer in der Handwerkshalle zeigten, wie vor der Zeit der Digitalisierung und gedruckten Tapeten Wohnzimmer und gute Stuben verschönert wurden. Diese Techniken leben wieder auf, berichtete Joachim Bilz, Betriebsinhaber in Hafenlohr, stellvertretender Innungsmeister und Vertreter der etwa 65 Betriebe im Landkreis. Es gebe allerdings nicht mehr viele Schablonen, die sich dafür eignen und man sei froh, einige aus Familienbesitz zu haben, die etwa hundert Jahre alt sind.

Maler zeigten alte Techniken

Die Motive der Einzelbilder erinnern bisweilen an Jugendstilornamente und wirken mit einer lebhaften Farbgebung als Hingucker auf einer weißen Wand, erklärte Anette Helmer, während sie mit dem „Stupfpinsel“ die konzentrierte Dispersionsfarbe aufbrachte. Es sei erstaunlich, dass die alten Schablonen aus versiegelter Pappe immer noch halten und abwaschbar sind.

Mit dem Verlauf der Messe und der Nachfrage zeigen sich Maler sehr zufrieden. Die Nachfrage von älteren Menschen, die selbst nicht mehr tapezieren oder streichen können, steige ebenso wie die von Mitbürgern, die Wert auf Qualität legen und finanziell unabhängig sind, sagte Gerd Rauch aus Marktheidenfeld. Das Aufgabenfeld der Maler und Lackierer habe sich deutlich erweitert. Für manche Betriebe sei Wärmedämmung von Bedeutung, andere spezialisierten sich auf den Innenbereich oder Renovierungen. Flexibilität aber sei schon immer eine der Stärken und Grundlagen des Handwerks gewesen.

 
Alte Technik der Maler und Lackierer: Anette Helmer arbeitet mit einem Stupfpinsel an einem Ornament.
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