Cosima Handel bringt Bewegung in den ehemaligen Klosterkomplex in Neustadt. Die 23-jährige Steinfelderin hat als erste Mieterin in einem der Nebengebäude am Montag, 13. Januar, eine Praxis für Physiotherapie eröffnet. Sie trägt den englischen Namen "Move", auf Deutsch "Bewegung" oder abgeleitet von to move, also sich bewegen, vorankommen.
Dass sich Handel in Neustadt selbstständig gemacht hat, hängt mit der Besitzerin des Geländes zusammen: Es gehört der SN Immoservice GmbH aus Mainaschaff, einem Tochterunternehmen der Gesellschaft für spezialisierte Pflege (GSP). Sie hat es von den Missionsdominikanerinnen gekauft, die es wegen Nachwuchsmangels nicht mehr benötigten. Einer der GSP-Geschäftsführer, Joachim Nürnberger, kommt, wie Cosima Handel, aus Steinfeld.
Intensivpflege ab Februar
Er habe sie angesprochen und gefragt, ob sie Interesse hätte, eine Physiotherapie-Praxis im Gebäude oberhalb des Kirchenportals zu gründen. Hintergrund ist laut der 23-Jährigen, dass sie auch für Patientinnen und Patienten der GSP zur Verfügung stünde, die alsbald zur Intensivpflege einziehen sollen. So müsste sie nur kurz über den Hof gehen, um sie zu behandeln.
Die GSP wollte ursprünglich noch 2024 mit einer Intensivpflege-Wohngemeinschaft im ehemaligen Klostergebäude starten. Doch Baugenehmigung und Brandschutzertüchtigung hätten sich hingezogen, hieß es Anfang Dezember von der Geschäftsführung. Ziel sei nun, am 1. Februar den Intensivpflegebetrieb aufzunehmen. Ebenfalls am 1. Februar beginne das Mietverhältnis mit der Medizinprodukte-Firma Löwenstein. In einem zweiten Bauabschnitt soll Air-Leben Weaning hinzukommen, berichtet Nürnberger. Vorgesehen sei, dass das Unternehmen in dem bis vor zwei Jahren von den Ordensschwestern bewohnten Klostergebäude tätig werde. Kerngeschäft von Air-Leben Weaning ist, Menschen, die künstlich beatmet werden, wieder zum selbstständigen Atmen zu befähigen. Hier liefen noch Verhandlungen, teilte Nürnberger am Dienstag am Telefon mit.
Unterdessen behandelt Cosima Handel ihre ersten Patientinnen und Patienten. Wer zu ihr kommen will, muss allerdings Treppen steigen können. Die Räume liegen im ersten Stock. Einen Aufzug gibt es zumindest bislang nicht. Handel hat dieser Umstand nicht abgeschreckt. "Ich fühle mich bereit dazu", sagt die Steinfelderin zu ihrer Praxisgründung.
Die Patienten ganzheitlich sehen
Nach ihrer Ausbildung an der Berufsfachschule der Universitätsklinik in Würzburg zur staatlich examinierten Physiotherapeutin hat Handel nach eigenen Angaben vier Jahre in einer großen Physiotherapiepraxis in Karlstadt als Physiotherapeutin, Trainerin und Kursleiterin gearbeitet. In dieser Zeit habe sie etliche Fortbildungen abgeschlossen. Dazu zählen unter anderem manuelle Therapie, Kinderyogalehrerin, manuelle Lymphdrainage und Ausbildungen zur Übungsleiterin.
Wichtig sei ihr, die Patienten ganzheitlich zu sehen und neben den körperlichen Symptomen auch psychologische und soziale Faktoren zu berücksichtigen. Dabei spielten Gespräche eine große Rolle, sagt sie. Ihr Ziel: "Menschen in Bewegung bringen und ihre Lebensqualität verbessern." Damit wolle sie schon bei Kindern beginnen und entsprechende Kurse in ihrem Saal und an Schulen anbieten. Begeistert ist sie von der Lage der Praxis: "Ruhig, idyllisch. Zum Runterkommen."
