Musik im Kerzenschein hat immer eine stimmungsvolle Wirkung. Dass das auch mit hochanspruchsvoller Musik wie der Johann Sebastian Bachs funktioniert bewies das Nachtkonzert in der evangelischen Kirche am späten Sonntagabend.
Anlässlich des 269. Todestages von Bach spielte Dekanatskantor Mark Genzel ein knapp einstündiges Programm verschiedener Bachwerke auf der Orgel. Gut 40 Zuhörer waren gekommen, um der Musik zu lauschen.
Genzel erläuterte in seiner Konzerteinführung musikgeschichtliche und musiktheoretische Hintergründe der Werke. Der rote Faden, der sich durch das Programm wand, war an diesem Abend die Fuge. Diese musikalische Gattung ist für Bach zentral, was keineswegs selbstverständlich ist, erklärte Genzel.
Zu Bachs Lebzeiten war die Fuge schon eine antiquierte Form, durch Bachs Bemühungen und Errungenschaften um diese Gattung spielt sie aber noch heute in der Musik eine große Rolle – ohne den Meister wäre es vielleicht anders gekommen. Bach war kein Wunderkind wie andere Komponisten, aber er war talentiert und hat hart gearbeitet.
Kurz und erfrischend
In seinen frühen Kompositionen, von denen zwei an diesem Abend erklangen, hört man daher, dass er noch gelernt und ausprobiert hat. Sein Präludium und Fuge e-Moll BWV 533 gehört zu diesen Frühwerken und arbeitet mit einem einfachen, aber prägnanten Thema.
Mit Dramatik, aber kurz und erfrischend, erklingt das Präludium. Einen klingenden Rahmen für das Konzertprogramm bildeten der Orgelchoral »Liebster Jesu, wir sind hier« (BWV 731) zu Beginn und der Orgelchoral »Wenn wir in höchsten Nöten sein« (BWV 641) am Ende des Konzertes, die eine Verbindung schufen durch ihren ruhigen, getragenen, fürsorglich-liebevoll anmutenden Klang. Genzel arbeitete die Polyphonie überzeugend heraus und man hatte fast das Gefühl, der Klang scheine zu schweben. Beim Choral »O Gott, du frommer Gott« mit acht Variationen (BWV 767) zeigte er die Variantenvielfalt und die unterschiedlichen Charaktere, die Bach aus ein und demselben musikalischen Gehalt herausholen konnte.
Kunst der Fuge
Die Meisterlichkeit Bachs wurde schließlich in Genzels Vortrag dreier Contrapunkti aus der »Kunst der Fuge« unter Beweis gestellt. Hier findet sich eine elaborierte Musiksprache und eine damit verbundene Fugentechnik, die man in seiner Gänze nur noch auf dem Papier nachvollziehen kann.
Das Konzert fand auf Spendenbasis statt, um so den Besuchern freie Hand zu lassen bei der Höhe ihres Obolus. Genzel wies darauf hin, dass der Erlös zugunsten der Renovierung der Orgel sei, und ermunterte das Publikum, einen Grundstock für diese anzulegen.
Das Nachtkonzert in der evangelischen Kirche ist bereits Tradition geworden – und wie auch in den letzten Jahren gehört die sommerliche Hitze mittlerweile dazu, so Genzel zu Beginn des Konzertes. Im Anschluss lud die Kirche zu einem Glas Wein in die Küche des Gemeindesaals ein.