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HOLZKIRCHEN
Meditativer Weg im Chaos der lauten Klänge
Martin Harth
Martin Harth
 |  aktualisiert: 08.10.2013 15:53 Uhr

Einen neuartigen Zugang zur Praxis des Zen versprach Susanne Schwinn vom Zentrum für spirituelle Wege „Benediktushof“ am Sonntagnachmittag im früheren Kloster Holzkirchen bei ihren Einführungsworten zu einem Vortrag des US-amerikanischen Zen-Meisters Brad Warner. Das, was unter dem Titel „Punkrock und Mediation“ angekündigt war, erwies sich zunächst als ein unterhaltsames und von Übersetzerin Karen Anke Braun lebendig vermitteltes Plauderstündchen, das jedoch tiefe Einsichten in eine praktische Form der Zen-Mediation vermittelte. Deutlich wurde dabei, dass Warner damit weniger einen religiösen Anspruch verbindet, sondern dies als einen selbstbestimmten Weg zu Ethik und Moral für ein glückliches Leben sieht.

Der in Ohio geborene und heute in Kalifornien lebende Zen-Meister beschrieb sich als einen Menschen, der in jungen Jahren auf der Suche nach dem Sinn des Lebens war und die Wahrheit über das Universum erfahren wollte. Bei christlichen Predigern oder Weltreligionen wie Hinduismus oder Islam, denen er als Jugendlicher in Kenia begegnete, fand er keine befriedigenden Antworten.

Bei seinem ersten Zen-Lehrer Tim McCarthy sei er in den USA mit der Praxis des Zazen vertraut geworden. Dies ist eine Mediationstechnik des Stillsitzens und Schweigens. Antworten habe er darin zunächst nicht finden können, aber bald schon entdeckt, dass immer dann, wenn er diese Zen-Praxis einstellte, sich nicht mehr richtig wohlfühlte. Kaum zu glauben ist, dass Warner gleichzeitig zu diesem ruhigen Weg der Verinnerlichung als Mitglied einiger Hardcore-Punkbands in den USA Aufsehen erregte. Sein Spiel auf dem E-Bass wertet er aus heutiger Sicht als meditativen Weg im Chaos der lauten Klänge.

Als Warner in Japan als Englischlehrer tätig war, begegnete er dem Zen-Lehrer Gudo Nishijma Roshi, der ihn mit dem Zen-Meister Dogen aus dem 13. Jahrhundert vertraut machte. Unter anderem setzte er sich mit Koans, kurzen Sentenzen oder Anekdoten der Zen-Lehre intensiv auseinander. Dabei habe er erfahren, dass die Frage nach der Wahrheit des Universums letztlich keinen Sinn ergebe. Die Wahrheit liege vielmehr im Augenblick.

Die Zen-Meditation erweise sich als ein Weg, sich selbst mit allen Stärken und Schwächen zu erkennen und die guten und schlechten Folgen seines Handelns abzuwägen. Aus der Selbstvergewisserung ergäben sich ethische und moralische Leitlinien, um sich richtig zu verhalten und in der Beziehung zu anderen Harmonie und Glück zu finden. Deshalb sei das stille Hinsetzen und Schweigen des Zazen eigentlich für jeden ein individueller Weg zur Wahrheit, unabhängig von dessen jeweiligen religiösen Glauben.

Bücherauswahl von Brad Warner

Hardcore Zen: Punkrock, Monsterfilme & die Wahrheit über alles; 258 Seiten, Kamphausen-Verlag 2010, ISBN: 978-389901294;

Zen Wrapped in Karma dipped in Chocolate: Ein Zen-Trip durch Tod, Sex, Scheidung und die Suche nach dem wahren Dharma; 178 Seiten, Kamphausen-Verlag 2011, ISBN: 978-3899014099;

Sex, Sünde und Zen: Eine buddhistische Entdeckungsreise in Sachen Sex; 355 Seiten, Kamphausen Verlag 2012, ISBN: 978-3899014259.

 
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